Besprechung
Der britische Geheimdienst hat ein Problem. Anfang der 1970er verlassen Control (John Hurt) und George Smiley (Gary Oldman) den Laden nach Unstimmigkeiten im engsten Entscheidungskreis, dem Circus. Kurze Zeit darauf ist Control tot, während Smiley das Renterdasein erträgt.
Control hatte es schon lange vermutet und vor einiger Zeit Jim Prideaux (Mark Strong) darauf angesetzt gehabt: Im Circus gibt es einen russischen Spion, nur wusste er nicht, wer das ist. Prideaux fuhr nach Ungarn, um die Info von einem Oberst zu bekommen — wurde jedoch erschossen.
Nun kam die Vermutung wieder nach oben. Der gesuchte — weil unter Verdacht ein Überläufer zu sein — Unterhändler Ricki Tarr (Tom Hardy) gibt den Tipp mit dem russischen Spion. Daraufhin wird der nun neutrale Smiley reaktiviert. Er soll den Spion in den eigenen Reihen ausfindig machen. In Controls Wohnung findet Smiley fünf Schachfiguren mit den Konterfeis der vier mächtigsten Männer aus dem Circus. Die fünfte Figur trägt Smileys Gesicht …
Meinung von Nils
Das ist so ein typischer Agententhriller wie aus den 70ern. Der kalte Krieg lief auf Hochtouren, die Russen waren die Bösen und Spione waren an allen Ecken zu finden. Weiteres klassisches Merkmal dieser Geschichten: sie sind sehr verwickelt. Wie ein dichtes Knäuel aus verschiedenen Fäden wirken sie. Dieses Wirrwarr zu enttüdeln dauert und kostet Nerven. Der Zuschauer braucht lange, um die vielen Handlungsstränge alle unter einen Hut zu bringen. Das war damals so — wie z.B. bei Die drei Tage des Condor — und so ist es auch bei Dame, König, As, Spion.
Dame, König, As, Spion wirkt etwas antiquiert. Wir sind solche Filme heute nicht mehr gewohnt. Selbst mit gutem Willen — der bei mir natürlich vorhanden war — wirkt der Film zu zäh und unspektakulär. Es wird am Ende alles aufgeklärt, aber so wirklich mitbekommen habe ich nicht, wie Smiley auf die Lösung kam, wer der Verräter ist. Das plätschert alles dahin und auf einmal ist der Bösewicht enttarnt.
Was gefallen hat, ist die Optik. Regisseur Tomas Alfredson hat darauf geachtet, dass Dame, König, As, Spion leicht farblos rüberkommt, so als wäre das Filmmaterial in den letzten 40 Jahren verblichen.
Dame, König, As, Spion hat keine Action, wer die erwartet, wird herbe enttäuscht. Flotte Sprüche vermisst man ebenso. Dafür zeigt der Film, dass das Geschäft der Spionage ein ruhiges, ein trocknes ist. Smiley und seine Helfer stehlen Akten, wühlen sich durch Manuskripte durch und beobachten. Das hat so gar nichts mit der schillernden Welt eines James Bond zu tun.
Solide Geschichte, die ebenso routiniert präsentiert wird. Die Schauspieler machen alle einen guten Job, wobei keiner besonders herausragt. Gary Oldman spielt gut, aber ob das eine Oscar-Nominierung rechtfertigt, sei dahin gestellt.
An zwei Stellen war ich kurz davor zu glauben, dass Smiley selber der Verräter sei. Das war dann also gut gefilmt, muss ich sagen. Ansonsten sind es 127 Minuten, die man gerne kürzer, etwas schneller hätte abdrehen können.