Filmplakat Cronos

5/10

"Christus ist übers Wasser gelaufen. Genau wie ein Moskito." — Cronos, 1993

Cronos

Besprechung

Der Alchimist Fulcanelli floh 1536 vor der Inquisition nach Mexiko. Er hatte einen mysteriösen Apparat entwickelt, der ihm sein Leben verlängern sollte. 1996 entdeckt der Antiquitätenhändler Jesus Gris (Federico Luppi) in einer Engelsstatue ein seltsames, goldfarbenes Gerät. Als er es aufzieht, sticht es ihn. Nicht nur er ist erschrocken, auch seine Nichte Aurora (Tamara Shanath). Die Stelle, wo er in die Hand gestochen wurde juckt wie Hölle.

Am selben Tag, als Jesus und Auroa das Gerät entdecken, steht auch Angel de la Guardia (Ron Perlman) im Laden. Er kauft die Engelsstatue. Sein Onkel, der Industrielle De la Guardia (Claudio Brook) hat seinen Neffen beauftragt, Engelsstatuen zu kaufen. Der alte De la Guardia ist schwer krank.

Auf der Silvesterfeier, auf der Jesus mit seiner Frau Mercedes (Margarita Isabel) und Aurora ist, muss der ältere Herr feststellen, dass er ein seltsames Gelüst hat.

Meinung von

Nach zwei Kurzfilmen und ein wenig Fernseh-Erfahrung drehte der Mexikaner Guillermo del Toro seinen ersten Spielfilm. Die erste Idee zu Cronos hatte del Toro knapp zehn Jahre zuvor gehabt. Del Toro hat eine klare Meinung zum Filmgeschäft. Vor allem Hollywood ist ihm eher ein Dorn im Auge. Das musste er bei seinem Folgefilm Mimic schmerzhaft feststellen. Aber auch in Cronos geht er schon gegen die große Traumfabrik aus den Staaten vor. Die beiden De la Guardia-Männer sind bewusst als Karikatur angesetzt. Das war del Toros Spitze gegen die stereotypischen Mexikaner Hollywoods.

Der Streifen hat ein sehr mageres Budget gehabt. Nicht für Mexiko, da war es bis dahin der teuerste Film. Aber im Vergleich sind 1,5, beziehungsweise 2 Millionen Dollar doch wenig. Der Film war auf 1,5 Millionen berechnet, überzog sein Budget jedoch. Die Geschichte ist auch noch mager. Muss ich leider sagen. Aber irgendwo muss ein Regisseur ja auch mal anfangen und Erfahrungen sammeln.

Das Gerät, das Jesus entdeckt ist natürlich der Apparat des Alchimisten. Der Film hat eine "Vorgeschichte", in der die Grundlage für die folgende Erzählung gelegt wird. Ganz klassisch mit einem Erzähler. Was neu ist an dem Film, ist der Ansatz, dass der Vampirismus durch einen Käfer ausgelöst wird. In dem Gerät von Fulcanelli steckt ein seltsamer Käfer, der seit vielen Hundert Jahren dort drinnen lebt. Er ernährt sich von dem Blut des Wirts, schenkt ihm dafür ein unnatürlich langes Leben, aber auch den Durst auf Blut. Jesus verfolgt auf der Silvesterparty einen Mann mit Nasenbluten und leckt den roten Lebenssaft genüßlich vom Boden.

Das Thema "Käfer", das del Toro gerne immer wieder aufgreift, findet in Cronos sein erste Repräsentation auf der Leinwand. Der Käfer im Apparat verwandelt Jesus auch teilweise in einen Käfer. Da ist eine sehr starke Auseinandersetzung bei del Toro mit dem Käfer-Bild.

Ich würde Cronos unter "Erstlingswerk" und "da geht noch mehr" einstufen. Die Bilder sind okay, es gibt nicht viele Dialoge, die Nichte spricht im gesamten Film nur ein Wort. Der Film zeigt schon Spuren von del Toros Handschrift, die bekanntlich fantastisch ist, wenn man ihm Geld in die Hand gibt. Der Film ist stramme 90 Minuten lang, so, wie man früher eben Filme gemacht hat. Ron Perlman war dem breiten Publikum in Der Name der Rose aufgefallen. In der Fernsehserie Die Schöne und das Biest war er drei Jahre unter einer Maske versteckt. Also war der Amerikaner zu Cronos-Zeiten noch recht unbekannt. Aus der Zusammenarbeit mit del Toro ist eine fruchtbare Beziehung entstanden.

Also, möchte man das Schaffenswerk eines del Toro möglichst in seiner Gänze verinnerlichen, muss man auch seinen ersten Spielfilm Cronos anschauen. Wenn man kein Fan von dem Mexikaner ist, sondern Filme wie Blade II oder Hellboy nur "nett" fand, dann muss man sich Cronos nicht unbedingt anschauen.

Ich fand übrigens auch die Musik zu Cronos sehr ungewöhnlich. Nicht im guten Sinne. Wenn die nicht stimmt, wirkt sich das negativ auf den Film aus.