Filmplakat Mimic

7,5/10

"Die Welt ist ein viel größeres Labor." — Mimic, 1997

Mimic

Besprechung

Eine schreckliche Krankheit hat in New York viele Kinder dahingerafft. Zwei Jahre wütete diese Seuche, bis Dr. Susan Tyler (Mira Sorvino) von Dr. Peter Mann (Jeremy Northam) vom CDC, der Behörde zur Krankheitskontrolle und -prävention, um Hilfe gebeten wird. Die Insektenforscherin erkennt, dass Schaben die Überträger der Krankheit sind. Sie manipuliert die DNA von Schaben und Gottesanbeterin, um daraus die „Judas-Züchtung“ zu kreieren. Diese Insekten werden ausgesetzt. Sie sondern ein Enzym ab, das die Schaben extrem schnell sterben lässt.

Drei Jahre sind vergangen. Susan und Peter sind mittlerweile verheiratet. Eines Tages bringen zwei Jungen aus den Slums nicht nur Schmetterlinge an, die ihnen Susan abkauft. Sie haben auch einen „seltsamen Käfer“ dabei. Der ist erstaunlich groß, aggressiv und als er Susan attackiert, spießt sie ihn auf. Was sie dann entdeckt, lässt sie erschauern. Dieses große Insekt, das noch ein Junges war, scheint von der Judas-Züchtung zu stammen. Die war aber so konzipiert, dass sie eine kurze Lebenszeit hatte. Im Labor sind die Viecher auch alle eingegangen.

Susan und Peter nehmen dort die Spur auf, wo die Jungs das Insekt gefunden haben: In der U-Bahn. Hier müssen sie sich mit dem U-Bahn-Polizisten Leonard (Charles S. Dutton) auseinander setzen. Peter, sein Mitarbeiter Josh (Josh Brolin) und Leonard steigen in die Tiefen des Tunnelsystems hinab. Währenddessen macht Susan eine noch schrecklichere Entdeckung.

Meinung von

Guillermo del Toro hatte vor einigen Jahren seinen ersten Spielfilm gedreht, Cronos, damals noch eine mexikanische Produktion. Nächster Halt: Hollywood. Auf einer Kurzgeschichte von Donald A. Wollheim aus dem Jahre 1942 basierend, hat del Toro diesen schaurigen Creature-Horror geschaffen. Man sollte sich unbedingt den Director's Cut anschauen und nicht die Kinofassung. Del Toro war mit der Kinofassung selber nicht zufrieden. Das lag daran, dass er mit Hollywood zu tun hatte. In der "Traumfabrik" folgt alles bestimmten Regeln, der nächste Schockmoment muss in X Minuten erfolgen. So kann und will del Toro nicht arbeiten.

Die Weinsteins waren es, die dem mexikanischen Regisseur so kräftig in die Suppe gespuckt haben. Das Skript wurde nach der Weinstein-Erfolgsrezeptur gebraut. Mit dem Ergebnis konnte sich del Toro nie identifizieren. Die Einmischungen der Weinsteins ging so weit, dass sie del Toro feuern wollten. Oscar-Preisträgerin Mira Sorvino (Geliebte Aphrodite) setzte sich für del Toro ein. Erst 2011 kam die Fassung heraus, mit der del Toro noch nicht ganz zufrieden ist, die aber viele Wunden geheilt hat, so der Regisseur.

Schauen wir uns dann mal das Werk an. Del Toro war es wichtig, dass der Film möglichst stark in der Realität angesiedelt ist. Das heißt, es wurden nicht wild Insektenteile zusammengeklebt. Die Designer mussten sich intensiv mit Insekten auseinander­setzen. Die eigentliche Mimikry ergibt sich daraus, dass in den drei Jahren die Judas-Züchtung rasend schnell mutiert ist. Die Viecher sind mannshoch und schauen im Zwielicht aus wie Männer mit langen, dunklen Mänteln. Man kann sich das Szenario tatsächlich gut vorstellen. Die Wissenschaft braut etwas zusammen, was die Natur von sich aus nie gemacht hätte. Doch dann bahnt sie sich ihren Weg.

Es wird sogar soweit gegangen, dass Susan entdeckt, dass die riesigen Insekten mittlerweile Lungen entwickelt haben. Es wird sogar eine plausible Erklärung geboten. Also noch einmal: Die Wissenschaft hinter Mimic ist auch für den Laien nachvoll­ziehbar. Das macht einen großen Teil des Horrors aus.

Den Rest machen die Kreaturen, beziehungsweise die Puppen, die geschaffen wurden. Hinzu kommen die für del Toro typischen Bilder: dunkle Tunnel, satte Farben und tiefe Schatten. Es passiert vor allem in den ersten zwei Dritteln des Films viel in den Schatten. Wir sehen die Kreaturen nicht vollständig.

In del Toros Finale sollte Susan einem Wesen begegnen, das mittlerweile wie ein perfekter Mensch aussah und sogar sprechen konnte. Das wollte das Studio nicht, dabei hätte das noch eine Schippe Horror oben drauf gegeben: die Insekten könnten perfekt untertauchen und sie wären intelligent. Aber: Regeln und Schnittmuster mussten eingehalten werden. So ist Hollywood.

Den Film kann man noch zu del Toros Frühwerk zählen. Für ihn war es ein hartes Lehrstück über Hollywood. In der Langversion bringt der Film Spaß, es gibt schaurige Momente, wenige Schreckmomente – die sind nur billig. Das Schauspiel ist okay. Josh Brolin ist in einer kleinen Rolle mit schlechter Frisur zu sehen.