Filmplakat Blood & Sinners

8/10

"An allem Geld klebt Blut, Baby." — Blood & Sinners, 2025

Blood & Sinners

Besprechung

Die Zwillingsbrüder Stack und Smoke (beide Michael B. Jordan) kommen 1932 aus Chicago zurück in ihre alte Heimat am Mississippi Delta. Chicago war nicht das erhoffte Paradies. Als Schwarzer wird man dort genauso schlecht behandelt wie überall in den Staaten. Aber im Delta, da kennt man wenigstens die Leute, mit denen man verkehrt. Die Brüder sind mit einem Haufen Geld und viel Alkohol angereist. Sie kaufen ein altes Sägewerk und wollen daraus einen Juke Joint machen, einen musikalischen Treffpunkt für Schwarze zum Entspannen — und Geld ausgeben.

Zur musikalischen Unterstützung holen sie ihren jüngeren Cousin „Little Preacher“ Sammie Moore (Miles Caton) mit an Bord. Der spielt die Gitarre so gut und hat eine so berauschende Stimme, dass er damit die Grenzen zwischen dem Hier, dem Gestern und der Zukunft durchbrechen kann. Nur wenige Menschen habe diese Gabe. Außerdem spielt der alte Delta Slim (Delroy Lindo) Klavier oder auch wahlweise die Mundharmonika.

Stack wird von seiner alten Flamme, Mary (Hailee Steinfeld) „heimgesucht“. Smoke hingegen geht zu seiner alten Liebe Annie (Wunmi Mosaku) zurück, mit der er eine kleine Tochter hatte. Annie ist eine Art Kräuterhexe oder Heilerin und betreibt ein Warenhaus für die Armen. Sie weiß um Geister und andere Wesen der Nacht.

Von der Ankunft der Brüder bis zum ersten Abend im Juke Joint vergeht nicht ein Tag. Die Party ist berauschend — bis später am Abend der Ire Remmick (Jack O’Connell) mit dem Ehepaar Bert (Peter Dreimanis) und Joan (Lola Kirke) vor der Tür steht. Das Trio begehrt Einlass. Sie wollen auch Musik spielen. Niemand ahnt, was die Drei wirklich sind.

Meinung von

Blood & Sinners ist einer dieser seltenen Filme, zu denen ich nichts im Vorfeld wusste. Ich las nur Michael B. "Killmonger" Jordan und irgendwo, dass der Film gut sein solle. Mehr Informationen hatte ich nicht. Oh, ich wusste noch, dass es um Musik geht. Der Vorteil bei dieser Vorgehensweise ist: Man kann nicht enttäuscht werden, sondern nur positiv überrascht. Diesen Zustand kann man natürlich noch weiter differenzieren. Ganz oben auf der Messlatte liegt Blood & Sinners nicht, aber doch im "Gut"-Bereich.

Der Film nimmt sich Zeit, die Figuren alle vorzustellen. Was bewegt die beiden Zwillingsbrüder? Was den kleinen Cousin? Wie sind die Beziehungen zu den Ex-Freundinnen? Regisseur und Drehbuchautor Ryan Coogler zeichnet ein rundum vollständiges Bild der Protagonisten und der Zeit. Jordan spielt zwei unterschiedliche Charaktere. Während Stack der etwas hippelige, chaotische Typ ist, ist Smoke der harte Bruder, der das Geschäft absolut ernst nimmt. Stack nimmt das alles eher leichter.

Ryan Coogler, der mit Jordan schon mehrfach zusammen­gearbeitet hat (Black Panther, Creed) greift den alltäglichen Rassismus auf. Das zeigt sich in der Äußerung von Smoke, dass die Schwarzen in Chicago ebenfalls schlecht behandelt werden. Coogler zeigt in Blood & Sinners auch den Gedanken von Gemeinschaft und wie wichtig diese ist. Die Musik, der Blues, verbindet die Menschen. Der Film könnte ganz einfach ein Ganoven-Streifen sein. Die Brüder, die ihren Reichtum gestohlen haben; eventuell kommen noch die Leute vor, die bestohlen wurden. Alles vor dem Hintergrund der 1930er, dem Delta und der Musik.

So mutet der Film tatsächlich lange an. Ungefähr nach zwei Drittel des Films, wenn Remmick auftaucht, wird klar: Wir schauen einen Horrorfilm. Es geht um Vampire. Blood & Sinners erfindet das Genre nicht neu. Das ist nicht wie bei 28 Days later ..., wo Zombies anfangen schnell zu laufen oder wie bei Daybreakers, wo die Vampire die herrschende Spezies sind. Cooglers Vampire reagieren immer noch allergisch auf Knoblauch, Kruzifixe sind ihnen eher egal, der Flock durchs Herz ist hingegen auch für diese Blutsauger die ultimative Todesart — neben Sonnenlicht. Die Tatsache, dass die Vampire nur in ein Haus kommen können, wenn sie eingeladen werden, das erinnerte mich sehr stark an Buffy - Vampire Slayer.

Neu ist der Aspekt mit der Musik. Musik, die Menschen über Zeiten miteinander verbindet. Remmicks Motiv ist, dass er Sammie verwandeln will, damit der Ire zu seinen lange, lange verstorbenen Vorfahren Kontakt aufnehmen kann. Das läuft alles unter dem Deckmantel von "Familie". Alle verwandelten Partygänger sind Teil einer Familie. Eine Familie, die Halt und Geborgenheit gibt, etwas, das alle Wesen wollen. Das ist schon eine interessante und verlockende Sichtweise.

Wer einen knallharten Vampir-Film, einen Slasher-Movie oder ähnliches erwartet, der ist bei Blood & Sinners falsch aufgehoben. Wer stattdessen das etwas Mystische mag, schwüle Blues-Atmosphäre und ein gut eingespieltes Ensemble, der ist hier bestens aufgehoben. Blood & Sinners ist nicht "ganz weit vorne", aber doch ein Film, den man bestimmten Leuten mit gutem Gewissen empfehlen kann.