Besprechung
Nachdem ihr Vater, ein Altnazi in Amerika, wegen Verrats am amerikanischen Volk zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde, ist Tochter Alicia Huberman (Ingrid Bergman) erleichtert. Am Abend gibt’s eine kleine Party, ein Techtelmechtel mit dem charmanten T.R. Devlin (Cary Grant) – aber am Morgen dann der große Kopfschmerz. Devlin ist Agent der Regierung. Die will Alicia anheuern, damit sie nach Rio geht, um den Rest der Naziband auffliegen zu lassen. Alicia, die durch den Prozess jede Art von staatlicher Autorität verachten gelernt hat, will Devlin vor die Tür setzen. Der kann sie aber doch überzeugen, appelliert an ihren Patriotismus, und so willigt Alicia schließlich ein.
Die beiden fliegen nach Rio. Ihre Zielperson Alexander Sebastian (Claude Rains) ist noch nicht in der brasilianischen Stadt angekommen. Alicia war anfangs sehr abweisend. Devlin verhielt sich auch nicht sonnig gegenüber der frisch rekrutierten Agentin. Schnell finden sie heraus, dass sie starke Gefühle füreinander haben.
Als Devlins Chef, Kommissar Paul Prescott (Louis Calhern), dem charmanten Verbindungsagent erzählt, was Alicia machen soll, ist der höchst erbost. Alicia soll sich an Sebastian ran machen und bis zum Äußersten gehen. Man weiß, dass Sebastian schon immer eine Schwäche für Alicia hatte. Die Beziehung zwischen den Liebenden wird jäh abgebrochen. Alicia geht gekränkt ihrer Aufgabe nach. Das Bespitzeln der Nazis, die bei Sebastian ein und aus gehen, ist sehr gefährlich.
Meinung von Nils
Um Gottes Willen! Wer die Chance hat, diesen Hitchcock-Klassiker zu sehen, der möge ihn im Original schauen. Oder aber in der überarbeiteten deutschen Fassung. Das sind dann nicht die Originalsynchronstimmen von damals, aber der Film macht dann wenigstens mehr Sinn. In der Original-Kinoversion, die in Deutschland im Jahre 1951 herauskam, hat man – wie für die damalige Zeit üblich – das Thema Nazideutschland schön totgeschwiegen. Bloß nicht daran erinnern, was vor und während des zweiten Weltkriegs passiert ist.
Das führte dazu, dass Alicias Vater nicht Nazi war, sondern Drogenschmuggler. Berüchtigt wurde deshalb auch hierzulande als Weisses Gift geführt. Devlin appelliert an Alicias Patriotismus. Das soll der Grund sein, warum sie bei der Operation mitmacht. In der ersten Synchronfassung war es nicht Patriotismus, sondern Menschenliebe. Was zum Teufel?? Später finden Devlin und Alicia im Weinkeller von Sebastian Flaschen, die einen schwarzen Sand enthalten. 1951 war das "eine Grundsubstanz für Rauschmittel", tatsächlich ist das aber Uran-Erz. Ein riesiger Unterschied! Also: Tut Euch den Gefallen und schaut nicht die erste Synchronisationsfassung. Ich rege mich immer noch auf ...
Der Film fängt mit einer sehr schmalzigen Titelmelodie an. Wenn die ertönt, denkt man nicht, dass man einen Thriller von Hitchcock vor sich hat. Da kommen eher Gedanken an triefende Romantik auf. Der Liebesgeschichte zwischen Devlin und Alicia, die auch recht schnell beginnt, wird durchaus viel Zeit eingeräumt. Hitchcock wendete bei einer Szene, die durchaus bekannt ist, einen Trick an. Damals durfte es keine Küsse geben, die länger als drei Sekunden dauerten. Also ließ er Bergmann und Grant sich küssen, reden, küssen, reden, küssen – und das über eine recht lange Zeitspanne. Das zeigt, wie verliebt die beiden sind und wie innig die Gefühle sind.
Dann der harte Bruch. Devlin muss die Frau, die er liebt, in die Arme eines anderen Mannes treiben. Um den Schmerz zu umgehen, verhärtet er sein Herz gegenüber Alicia. Die hätte gerne Unterstützung von Devlin erfahren, doch von der Seite kommt nichts mehr. Als Sebastian dann fragt, ob sie ihn heiraten würde, stimmt sie zu. Hätte Devlin etwas gesagt, hätte sie es sein gelassen.
Und die Nazis? Die kommen später vor. Zunächst sind es neben Sebastian noch vier, doch einer wird beim Anblick einer Weinflasche extrem hysterisch. Und das vor Gästen. Dafür wird der dann auch kurzerhand umgebracht. Die Nazis halten zusammen und sind vollkommen verschwiegen. So ein Ausfall kann nicht geduldet werden. Man plant, wie wir später lernen, eine Atombombe zu bauen und gegen Amerika einzusetzen. Da wird jede Gefahr eliminiert, dei den Plan gefährden könnte. – Noch einmal: Wenn das eine Grundsubstanz für eine Droge war, hätte der eine Nazi nicht so ausrasten müssen. Wenn das jedoch radioaktives Material in der Flasche ist, die da im Wohnzimmer steht, dann darf man schon mal nervös reagieren. Blöde Synchronisation ...
Die kalte Brutalität der Nazis macht das Gefährliche und den Nervenkitzel aus. Wird Alicia auffliegen? Was wird mit ihr passieren? Wird die Mutter (Leopoldine Konstantin) von Sebastian die verhasste Schwiegertochter ans Messer liefern? Vor allem gen Ende wird das alles super spannend. Das konnte Hitchcock gut. Es gibt über den Film verteilt einige echt großartige Aufnahmen, die – neben Ingrid Bergman – eine wahre Augenfreude sind. Vor diesen Einstellungen muss man noch heute den Hut ziehen.
Die Chemie zwischen Ingrid Bergman und Cary Grant stimmte. Sie war aber auch erprobt. Ein Jahr zuvor traten sie beide in Ich kämpfe um dich auf. Und ja, Ingrid Bergman und Claude Rains haben auch schon gemeinsam gespielt. Das war bei Casablanca, wo sie allerdings kein Paar mimten.
Also, wer einen spannenden Film vom "Meister des Suspense" sehen will, der ist mit Berüchtigt gut bedient. Aber unbedingt auf die Synchronisation achten! Sonst ärgert Ihr Euch genau so sehr wie ich.