Besprechung
Die Menschheit hat längst den Sprung ins All gemeistert. Sogar der Hyperantrieb ist bereits erfunden und damit Überlichtgeschwindigkeit möglich. Überall im Weltall haben sich die Menschen niedergelassen. Vor 20 Jahren kamen Siedler nach Altair IV. Das Raumschiff C-57D, unter der Führung von Commander Adams (Leslie Nielsen), ist auf dem Weg nach Altair IV, um den Verbleib der Siedler zu überprüfen.
Angekommen müssen Adams und seine Mannschaft erfahren, dass sie nicht sonderlich willkommen sind. Noch im Orbit warnt sie Dr. Morbius (Walter Pidgeon) davor Fuß auf den Planeten zu setzen. Adams hat einen Auftrag und den erfüllt er auch. Also landet das Raumschiff auf dem Planeten. Hier werden sie von Robby dem Roboter in Empfang genommen. Der bringt Kapitän Adams, Leutnant „Doc“ Ostrow (Warren Stevens) und Leutnant Farman (Jack Kelly), den zweiten Mann an Bord, zum Doktor. Der zeigt sich gastfreundlich, aber auch abwehrend.
Dr. Morbius lebt mit seiner Tochter Altaira (Anne Francis) alleine auf dem Planeten. Der Philologe weiß zu erzählen, dass alle Siedler kurz nach der Ankunft auf mysteriöse Weise starben. Farman macht sich an Altaira heran, die bisher noch nie einen anderen Mann gesehen hat und auch nicht weiß, was Liebe ist. Farman ist gerne bereit, ihr Nachhilfeunterricht zu geben. Später soll Adams das Ruder übernehmen.
Nachts passieren seltsame Dinge. Equipment wird zerstört. Dr. Morbius erklärt, er habe die Fremden gewarnt. Haben diese seltsamen Vorkommnisse etwas mit den Forschungen des Doktors zu tun? Der hat herausgefunden, dass vor vielen tausenden Jahren das Volk der Krell auf Altair IV gelebt hat, eine hochentwickelte Lebensform, die dann auf einmal weg war. Dr. Morbius zeigt Adams und Co. die riesigen unterirdischen Laboratorien und Generatoren. Außerdem zeigt er ihnen ein Gerät zur Gehirnverstärkung. Die Krell müssen wahnsinnig intelligent gewesen sein. Was ist nur mit ihnen passiert? Und was geht auf diesem Planeten ab?
Meinung von Nils
Wow. Wer hätte das gedacht, dass Alarm im Weltall ein so guter SciFi-Film ist? In den 1950ern gab es viele billig gemachte SciFi-Filme. Meistens ging es um die Angst vor der atomaren Vernichtung. Atomenergie war neu und die Amis wussten, wie zerstörerisch sie sein kann. Anstatt aber öffentlich gegen die Erfindung zu wettern, wurde die Angst gegen die Wissenschaft verpackt. Oft waren es riesige Tiere, gegen die die Menschen kämpfen mussten. Atomstrahlung ließ sie so riesig werden. Bekannteste Vertreter sind hier Formicula oder Tarantula. Die Filme sind noch die bekanntesten Vertreter des Tier-Horrors.
Die 1950er sahen jedoch auch Kleinode wie Der Tag, an dem die Welt stillstand – und dann wieder solche Schinken wie Gefahr aus dem Weltall. Während der erste Film zwar günstig gemacht ist, aber dafür echt gut umgesetzt und mit eindringlicher Aussage, will der zweite nur schocken. Zwar auch nicht so schlecht gemacht, aber doch "nur" ein Angriff von Außerirdischen.
Alarm im Weltall ist eine andere Liga. Es geht nicht um die versteckte Angst vor der Atomenergie, auch nicht um Außerirdische an sich. Alarm im Weltall nimmt das Thema von Shakespeares "Der Sturm" auf. Ein wahnsinnig schlauer Mann lebt isoliert mit seiner Tochter gestrandet auf einem Planeten. Dr. Morbius hat die Krell und ihre Technik so intensiv studiert, dass er sogar mit dem Gehirnverstärker seine Gehirnkapazität erhöhen konnte. Genie und Technik lassen ihn übergroß und wie der Zauberer aus "Der Sturm" wirken.
In Alarm im Weltall sind es die Menschen, die mit einer fliegenden Untertasse das Weltall erkunden und besiedeln. Das macht den Film schon so besonders. Er hat keinen Soundtrack im eigentlichen Sinne. Das zeichnet diesen Film von 1956 ebenfalls aus. Der Streifen ist das erste Werk, das über die Silberwand lief und ausschließlich mit elektronischer Musik unterlegt war. Bebe und Louis Barron bastelten acht Monate lang an den Soundeffekten herum. Das war damals eine Affenarbeit. Die Technik war noch nicht so weit. Als sie fertig waren, wurde ihnen angeboten die gesamte musikalische Untermalung zu liefern. Weil das, was die Barrons da abgeliefert haben so ungewöhnlich war, durften sie es nicht "Musik" nennen. Stattdessen werden sie als Verfasser der "elektronischen Tonalitäten" aufgeführt.
Alarm im Weltall will ernst genommen werden. MGM hat viel Mühe und Liebe in den Film gesteckt, damit das auch passierte. Hier ist nichts so richtig B-Movie-artig. Man hat sich sichtlich bemüht. Es wurden riesige Sets gebaut und man sieht dem Film die Liebe zum Genre SciFi an. Was Regisseur Fred M. Wilcox auch noch richtig macht: er zeigt nie die Krell. Das überlässt er dem Zuschauer und seiner Vorstellungskraft. Es werden einige Hinweise gegeben, die das Bild der Krell formen könnten, aber der Film selber zeigt keine Außerirdischen.
Und dennoch ist da eine unheimliche Gefahr am Wirken. Was hat die Siedler vor 20 Jahren dahingerafft? Wieso sind die, die noch fliehen wollten mit dem Raumschiff beim Start verglüht? Was hat es mit der Zerstörung von den Geräten auf dem Raumschiff von Kapitän Adams auf sich? Es werden elektrische Zäune errichtet. Das hält das Wesen, vor dem Dr. Morbius warnt, nicht auf. Er hätte aber auch gerne mal früher mit der Info rausrücken können ...
Was hier umgeht, ist das Es. Dr. Morbius hat seinen Geist so weit nach vorne getrieben, wie es die Krell auch gemacht haben. Die waren sogar noch viel weiter als der irdische Doktor. Kapitän Adams, im Film wird er noch als nicht so intelligent abgestempelt, kommt hinter das Geheimnis. Sind die Menschen – oder die Krell – auch noch so schlau und gebildet, es gibt etwas, das sie in ihrer Evolution nicht vergessen dürfen. Die Rede ist vom Freudschen "Es". Das Animalische hat sich beim Doktor manifestiert und mordet nun. Das war dann auch der Untergang der Krell.
Wir sehen es sogar. Irgendwie. Das Es wird im elektronischen Zaun gefangen und dann von der Mannschaft mit Atomkanonen wie wild beschossen. Wir sehen Umrisse eines Monsters, das sogar noch drei Leute töten kann, bevor es verschwindet. Auch wenn MGM alles auf den Film warf, was sie zu bieten hatten, eine Sache hatte das Filmstudio nicht: Animatoren. Also wandte man sich an Disney und lieh sich deren besten Zeichner aus. Der schuf dann auch dieses "Umriss-Monster". Wieder ein guter Schachzug.
Es ist schon seltsam, Leslie Nielsen, den wir nur aus Klamaukfilmen wie Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug kennen, in so jungen Jahren zu sehen. Er hat keine silbernen Haare und seine Rolle ist nicht albern, sondern ernst zu nehmen. Noch einmal: Alarm im Weltall ist ein ganz besonderer SciFi aus den 1950ern. Wir sehen so viele Dinge, die in späteren Filmen aufgegriffen wurden. So wie wir Altair IV aus dem Weltall sehen, so wurden in der Original Star Trek-Serie auch die Planeten dargestellt. Phaserpistolen, Frauen in Miniröcken (und das in den 1950ern!!!) — alles war bei Alarm im Weltall schon zu sehen.
Die unterirdischen, riesigen Kraftwerke, die Dr. Morbius seinen Gästen zeigt ... mit etwas Fantasie sieht man hier das Innere des Todessterns aus Krieg der Sterne.
Man wollte damals das Genre des SciFi respektieren. Das merkt man dem Film an. Die Schreiberlinge müssen zudem Asimov gelesen haben. Robby, der Roboter – auch wenn der Name albern klingt – ist ein besonderer Roboter innerhalb der Filmgeschichte. Und schon Robby befolgte die drei Gesetze der Robotik nach Isaac Asimov. Ich finde, das will echt etwas heißen.
Also: Alarm im Weltall ist natürlich mit seinen über 60 Jahren, die er mittlerweile (Stand 2019) auf dem Buckel hat, etwas angestaubt. Aber im Vergleich zu anderen SciFi-Filmen aus der Zeit, haben wir hier eine ordentliche Geschichte und eine seriöse Umsetzung vor uns. Der Film hat nachfolgende Serien und Filme maßgeblich und offensichtlich beeinflusst.
Es gibt nur zwei Dinge, die ich nicht begriffen habe. Gefühlt steht jedes Mitglied der Expedition mit Kapitän Adams auf der Brücke. Wieso muss der seine Rundansagen durchs Mikrofon machen? Und was hat zum Teufel der Koch (Earl Holliman) auf der Brücke zu suchen???