Filmplakat Pakt der Wölfe

7,5/10

"Lügen erscheinen bisweilen als Wahrheit, wenn man sie zu Papier bringt." — Pakt der Wölfe, 2001

Pakt der Wölfe

Besprechung

Mitte des 18. Jahrhunderts reist der Zoologe und Taxidermist Grégoire de Fronsac (Samuel Le Bihan) mit seinem mysteriösen Begleiter Mani (Mark Dacascos) nach Gevaudan. Hier geht seit einiger Zeit ein grausames Biest um, das Menschen frisst oder zerstückelt zurücklässt. De Fronsac und Mani kommen bei Adligen aus der Gegend unter. Der junge Marquis Thomas d’Apcher (Jérémie Renier) ist aufgeschlossen und interessiert. Er begleitet den Forscher wann immer er kann.

De Fronsac ist hin- und hergerissen zwischen der Jagd auf das Monster, das bisher noch niemand gesehen hat, und der schönen Marianne (Émilie Dequenne), die sich sehr spröde gibt. Kurze Zerstreuung findet der Forscher des Königs im Schoß der Prositituierten Sylvia (Monica Bellucci).

Eine groß angesetzte Treibjagd auf Wölfe soll das Biest zur Strecke bringen. De Fronsac ist sich jedoch sicher, dass das Monster kein einfacher Wolf ist. Als er schließlich dazu gezwungen wird einen Wolf als Monster zu präparieren, damit der König einen Erfolg vorweisen kann, platzt de Fronsac der Kragen. Wie es scheint, ist er zwischen Mysterium und Politik gefangen.

Meinung von

Regisseur Christophe Gans hatte gerade einmal einen Film auf seinem Kerbholz (Crying Freeman), als man ihm das Projekt Pakt der Wölfe anbot. Gans wollte viel mit diesem Film bewirken. Zum einen ist der Film ein groß angelegter "Mantel- und Degenfilm" und konkurriert offen mit dem US-Kino. Gleichzeitig wollte Gans die Sehgewohnheiten seines heimischen Marktes brechen. Hört man "französischer Film" denkt man an "künstlerisch wertvoll", komplizierte Charaktere, sperrige Kameraführung, Unschärfen. All das wollte Gans nicht. Dabei will er auch kein Abklatsch des amerikanischen Action-Kinos sein.

Der Film fängt schon mal stark an. Zwei Männer reiten gemächlich in einer verregneten Berglandschaft, die Kragen ihrer Ledermäntel bis über die Nase hochgeklappt. Sie sehen aus wie Banditen. Aber es sind als Frauen verkleidete Soldaten, die einen alten Mann und seine Tochter durchs Nass treiben und schlagen, die die Bösen sind. Schnell wird klar, dass Mani ein begnadeter Nahkämpfer ist, der seine Gegner lässig elegant ausschaltet. Damit sind die Fronten geklärt.

Der Film, der beinahe zweieinhalb Stunden geht, nimmt sich Zeit die Geschichte zu erzählen. Hier wird nichts künstlich beschleunigt. Alle Figuren werden bestens gezeichnet. Neben dem aufgeklärten de Fronsac und seinem Indianer-Blutsbruder Mani, der eine Verbindung zur Geisterwelt hat, sehen wir auch den sinistren Bruder von Marianne, Jean-Francois (Vincent Cassel), der bei einer Reise nach Afrika einen Arm verloren hat und der immer noch leidenschaftlich gerne jagt. Cassell (Die purpurnen Flüsse, Ocean's Twelve) wollte zunächst nicht in dem Film mitspielen. Erst als seine Rolle fiese, eklig und unheimlich geschrieben wurde, sagte er zu. Um nicht gegen Le Bihan und vor allem Dacascos' (John Wick: Kapitel 3) Kampf­künste abzustinken, hat sich Cassell richtig ins Zeug gelegt, um beim finalen Kampf nicht als Schwächling dazustehen. Ehrgeiziges kleines Bürschchen.

Pakt der Wölfe kommt lange Zeit als Mystery-Thriller daher, webt aber geschickt zum Ende hin Politik und Weltansichten ein. Damit ist der Film vielschichtiger als ein klassischer Monster-Film. In dem Streifen geht es um Aufklärung, die Abschaffung der Monarchie und um Aberglauben. Die Bestie von Gevaudan hat es übrigens tatsächlich gegeben. Vermutlich nicht mit dem selben Hintergrund wie im Film, aber immerhin hat es die echte Bestie auf gut 100 Opfer über mehrere Jahre gebracht. In jeder Fabel steckt ein Fünkchen Wahrheit.

Ich mag Pakt der Wölfe. Er hat einen frischen Ansatz, den Gans erzielen wollte und es auch schafft. Französische Filme sind normalerweise nicht mein Ding, aber Pakt der Wölfe ist anders. Kann man sehr gut sehen.