Filmplakat Die Kaktusblüte

6,5/10

"Gut, dann sag' mir, was sie nicht gesagt hat, aber Wort für Wort." — Die Kaktusblüte, 1969

Die Kaktusblüte

Besprechung

Dr. Julian Winston (Walter Matthau) ist Zahnarzt und ein Weiberheld. Sein Kumpel und Patient Harvey Greenfield (Jack Weston) findet das immer äußerst spannend, wenn der Doktor von seinen Eskapaden erzählt. Weniger angetan von den Geschichten ist Winstons Arzthelferin Stephanie Dickinson (Ingrid Bergman). Die Dame ist so, wie man sich eine schreckliche Sprechstundenhilfe vorstellt. Genau, exakt, nicht lustig, nicht verzeihend. Greenfield hat regelrecht Angst vor ihr.

Der Zahnarzt hat in der jungen Schallplatten-Verkäuferin Toni Simmons (Goldie Hawn) eine sehr reizende Amüsierdame gefunden. Die beiden sind schon seit einem Jahr zusammen. Was Toni an dem älteren Winston so mag, ist seine Ehrlichkeit. Gleich von Anfang an hat er ihr reinen Wein eingeschenkt und erzählt, dass er verheiratet ist und drei Kinder hat. Nur, dass er nicht verheiratet ist und auch keine Kinder hat. Aber das weiß Toni nicht.

Als Winston feststellt, dass er mit Toni viel mehr Zeit verbringen möchte, macht er ihr einen Heiratsantrag. Aber was sagt die Ehefrau von Winston dazu? Ach ja … da war ja ‚was. Winston muss auf die Schnelle eine Ehefrau finden, die bereit ist, sich von ihm scheiden zu lassen.

Meinung von

Die Kaktusblüte basiert auf dem gleichnamigen Broadway-Stück, das vier Jahre zuvor Premiere feierte. Abe Burrows schrieb das erfolgreiche Theaterstück. Wenn wir mal ehrlich sind – und das sind wir immer –, dann ist die Handlung schon sehr vorhersehbar. Das macht aber nichts, der Film macht dennoch Spaß. Man möchte wissen wie und wann das "Ehepaar" Winston denn nun endlich zusammen kommt. Oh, heult nicht rum. Ich sagte doch, dass die Handlung schnell klar ist.

Ingrid Bergman spielt wunderbar kühl und kratzig. Auch wenn Greendfield vor ihr Angst hat, er findet sie irgendwie interessant und würde gerne mal ... Viel aufdringlicher ist da jedoch der Patient Señor Arturo Sanchez (Vito Scotti). Der ist zwar verheiratet, was ein rassiger Südamerikaner ist, dem macht das aber nichts aus. Doch Stephanie bleibt immer auf Distanz und kann stets mit spitzer Zunge kontern.

Julian Winston ist ein Windhund. Der hat immer eine Andere am Wickel. Toni hat es ihm jedoch angetan. Soll es wirklich klappen und der eingefleischte Junggeselle wird sesshaft? Scheint fast so. Blöd nur, dass er die Beziehung auf einer Lüge aufgebaut hat. Das wird auch nicht besser im Laufe der Geschichte. Immer mehr Lügen kommen oben drauf. Der Lügenturm muss einfach irgendwann umkippen. Winston fragt Stephanie, ob sie nicht seine Frau spielen könne. Die ist zu tiefst empört von dieser Frage. Aber gleichzeitig ist sie neugierig, wer diese Frau ist, für die ihr Chef das Mausern sein lässt. So steht Stephanie dann doch vor Toni und gibt sich als Mrs. Winston aus.

Es kommt, wie es kommen muss. Einfach mal anschauen. Der Film ist für seine Zeit recht flott, im Vergleich zu heute ist er jedoch ruhig. Das waren eben andere Zeiten. Gene Saks führte Regie. Mit seinem Erstlingswerk Barfuß im Park hatte er bewiesen, dass er schöne Komödien umsetzen kann. Walter Matthau hatte der Regisseur und Schauspieler ein Jahr zuvor in Ein seltsames Paar vor der Kamera gehabt.

Goldie Hawn, die bis dahin nur kleine Auftritte im Fernsehen hatte, spielt hier in ihrem ersten Kinofilm mit. Ihre Darstellung der Toni brachte ihr gleich zum Beginn ihrer Karriere einen Oscar als beste Nebendarstellerin ein. Fünf Jahre später zeigte sie dann unter Steven Spielbergs Führung in Sugarland Express, dass sie auch Dramen spielen kann und nicht immer die Ulknudel sein muss.

Die Kaktusblüte ist eine nette Komödie mit guten Darstellern und einem Hollywood-typischen Ende. Das schmälert jedoch nicht den Spaß.