Filmplakat Airport

5/10

"Die 707, mein Lieber, kann verdammt viel vertragen, außer einem beschissenen Piloten!" — Airport, 1970

Airport

Besprechung

Es ist der schlimmste Wintersturm seit sechs Jahren. Am Lincoln International Airport ist die Hölle los. Schnee überall. Zu allem Unglück hat ein Flugzeugkapitän eine Abkürzung genommen und nun steckt die Maschine fest. Das Heck ragt noch in die Landebahn hinein. Der leitende Direktor des Flughafens, Mel Bakersfeld (Burt Lancaster), versucht alles, um seinen Flughafen am Laufen zu halten. Seine Eheprobleme müssen zu Hause bleiben. Sein bester Mechaniker, Patroni (George Kennedy), versucht das Flugzeug von der Landebahn zu bekommen. Mels Schwager ist der Pilot Vernon Demerest (Dean Martin). Die beiden Männer kommen nicht gut miteinander aus.

Vernon ist in dieser Nacht einer Boeing 707 zugeteilt. Er soll den Kapitän Anson Harris (Barry Nelson) beobachten. Vernon hat eben erst erfahren, dass seine Affäre Gwen Meighen (Jacqueline Bisset) mit seinem Kind schwanger ist. Die Stewardess ist ebenfalls auf diesem Flug. Ferner an Bord: D.O. Guerrero (Van Helfin). Der traurige Mann hat früher auf Baustellen gearbeitet und war für das Ausheben von Schächten zuständig. Das hat er unter anderem mit Dynamit gemacht. Nun sitzt er in der zweiten Klasse mit einer Bombe im Aktenkoffer. Seine Ex-Frau Inez (Maureen Stapleton) soll eine hohe Lebensversicherungssumme erhalten.

Mels Assistentin Tanya Livingston (Sean Seberg) findet heraus, was Guerrero vorhat. Die Crew an Bord der Maschine wird informiert. Können sie Guerrero aufhalten?

Meinung von

Die 1970er waren die Hochzeit der Katastrophenfilme. Airport war der erste, der aufgrund seines Erfolges eine Welle an weiteren Katastrophenfilme los trat. Zwei Jahre später gab es Die Höllenfahrt der Poseidon, 1974 ging ein Hochhaus in einem Flammenden Inferno auf. Große Namen waren immer dabei. Hier sind es Burt Lancaster und Dean Martin, aber auch Jacqueline Bisset, George Kennedy oder Van Heflin. Lustigerweise hat Airport eine komische Figur und das ist die rüstige Rentnerin Ada Quonsett (Helen Hayes), die immer einen auf Blinder Passagier macht. Hayes erhielt für ihre Darbietung in Airport mit 70 Jahren einen Oscar.

Der Film war ein riesiger Erfolg. Ich stehe dem Schinken dennoch etwas skeptisch gegenüber. Airport basiert auf dem gleichnamigen Beststellerroman von Arthur Hailey. Ich kann mich nicht so richtig dafür erwärmen, weil zu viele Handlungen gleichzeitig abgefrühstückt werden sollen. Lasst mich mal nachrechnen, was wir da haben: 1. Die Eheprobleme von Mel. 2. Der ewige Kampf zwischen den beiden Schwagern. 3. Die Affäre des Kapitäns mit seiner Flugbegleiterin. 4. Die alte Dame, die immer umsonst fliegen will. 5. Die versteckte Liebe Mels zu Tanya. 6. Die Probleme des D.O. Guerrero und seiner Ex-Frau. 7. Da ist ein Loch in der Flugzeugwand.

Sieben Handlungsstränge, jedes Drama ist größer als das andere – mit Ausnahme von der alten Dame. Das ist zu viel. Ja, wir haben alle beschissene Leben, aber deswegen brauchen wir nicht gleich so viele Probleme wildfremder Leute auf einmal sehen.

Ein alter Lancaster spielt müde und gewohnt überdramatisch. Dean Martin war damals auch schon 52, sollte aber als Sexsymbol durchgehen. Deswegen hat er auch mit einer so jungen Frau nicht nur eine Affäre, sondern jetzt auch ein Kind. George Kennedy ist raubeinig, hart und kaut immerzu auf einer nicht angezündeten Zigarre herum. Van Heflin (Die drei Musketiere) spielt in seiner letzten großen Rolle den am Boden liegenden Mann, der völlig verzweifelt und gehetzt ist, sehr gut. Und dann ist da natürlich die bereits erwähnte Darstellung von Helen Hayes, die wirklich lustig anzuschauen ist.

Neben all dem Drama musste auch ein wenig Comic relieve vorhanden sein. Wobei: Im Trailer zeigen sie – auch schon damals – den besten Witz. Da ist ein Passagier, der schon wieder laut losjammert. Der Pastor in der Sitzreihe neben ihm bekreuzigt sich gerade und seine letzte Handbewegung ist eine Klatsche. Das Motiv haben sie zehn Jahre später in der Persiflage Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug auch noch einmal aufgegriffen. Nur komplett übertrieben. Natürlich.

Wer die Geschichte der Katastrophenfilme verfolgen will, sollte auf alle Fälle auch Airport gesehen haben. Der Film ist aber nicht wirklich ein Muss.