Filmplakat Rambo: Last Blood

6/10

"Ich weiß wie schwarz das Herz eines Mannes sein kann." — Rambo: Last Blood, 2019

Rambo: Last Blood

Besprechung

Der ehemalige Kriegsveteran John Rambo (Sylvester Stallone) hat endlich ein bisschen Frieden gefunden. Er lebt irgendwo in Amerika, abgelegen auf einer Farm. Mit dabei die Haushälterin Maria Beltran (Adriana Barraza) und Gabrielle (Yvette Monreal), die John die letzten zehn Jahre wie seine Tochter großgezogen hat. Gabrielle geht bald aufs College. Dann wird es für John und Maria einsam.

Die junge Frau hat von einer Freundin den Aufenthaltsort ihres Vaters erfahren, der sie nach dem Tod ihrer Mutter verlassen hat. Manuel (Marco de la O) lebt in Mexico, wo Gabrielle hinfahren möchte. John rät ihr davon ab, doch die junge Frau fährt dennoch – und kommt nicht zurück. Die Gebrüder Martínez, Hugo (Sergio Peris-Mencheta) und Victor (Óscar Jaenada), betreiben einen gut florierenden Prostituierten-Ring und haben Gabrielle „als Ware“ ihrer Kollektion hinzugefügt.

John kann seine Ziehtochter nicht retten und schwört Rache.

Meinung von

Jetzt muss ich mal ein Geständnis ablegen. Ich sah Rambo erst 36 Jahre nach seinem Erscheinen zum ersten Mal. Rambo lief bei mir immer unter "stumpfer Gewaltfilm". Dabei bietet der Film noch mehr, als nur Gewalt. Rambo zeigt ein Amerika, das zwar seine Kriegshelden feiert, wenn die dann aber in die Gesellschaft zurückkommen, dazu noch gebrochen und mit psychischen Problemen, werden sie fallen gelassen. Die drei Fortsetzungen habe ich dann jedoch bewusst nicht gesehen. Die sind nur das Resultat eines ausgeschlachteten Franchises.

Warum dann Rambo: Last Blood also? Naja, da ich den ersten Teil wider Erwarten gar nicht so schlecht fand, dachte ich mir, dass sie nach dem First Blood mit dem Last Blood eine Art "würdigen Abschluss" für die Geschichte finden würden. Das Wort "würdig" streichen wir mal schnell in diesem Zusammenhang.

Rambo: Last Blood lässt sich wahnsinnig viel Zeit, bevor es zur eigentlichen Action kommt. Ich meine wirklich viel Zeit. So viel Zeit, dass es einem langweilig wird. Regisseur Adrian Grünberg hat mit Get the Gringo gezeigt, dass er zum einen brachiale Gewalt/Action kann, aber auch eine Geschichte schnell erzählen. Bei Rambo: Last Blood ist er da einen komplett anderen Weg gegangen.

Gefühlt soll jeder den Menschen John Rambo neu kennenlernen. Wir sehen, dass er ein ruhiger Mann ist, der viel mit Pferden arbeitet. Dann ist er ein beschützender Ersatzvater, der aber auch "ein wenig verrückt" ist, hat er doch die Farm mit einem unterirdischen Tunnelsystem durchzogen, das er selber gebuddelt hat. Dann noch die Sache, dass er starrköpfig und extrem brutal sein kann. Das ist alles Vorgeplänkel, bis es zur vom Publikum erwarteten Action kommt. Das ist ja alles soweit in Ordnung, aber gefühlt sind das 80 Minuten Langeweile und zehn Minuten Action.

Nachdem John Gabrielle in Mexiko gefunden hat, ist die eigentliche Rettung ziemlich unspektakulär und schnell über die Bühne gebracht. Gut, der ein oder andere Freier wird mächtig Kopfschmerzen haben – so ein Hammer dürfte einige verursachen –, aber ansonsten war das kein großer Kampf. Der finale Kampf ist dann das, wofür das hauptsächlich männliche Publikum ins Kino gegangen ist: hart und extrem gewalttätig. Rambo: Last Blood hat eine FSK 18. Die ist für die Gewalt absolut berechtigt. Der Rest des Films spielt so in der "FSK 6"-Liga.

Der finale Kampf von John Rambo ist ein einziger Rachefeldzug. Das sagt er auch so. Er will sich für den Tod an Gabrielle rächen und die, die dafür schuldig sind, sollen seinen Schmerz fühlen. Davon hat Rambo anscheinend sehr viele. Er präpariert die Farm für einen Kleinkrieg. Er weiß, dass seine Taten die bösen Jungs auf den Spielplan rufen werden – und der ist die Farm. Schon in Rambo hat er bewiesen, dass er ein exzellenter Kämpfer und Stratege ist. Onkel Sam hat ihn zu einer gut funktionierenden Killermaschine ausgebildet. Schön blöd, wer sich mit Rambo anlegt.

Rambo hat also das Schlachtfeld bestellt und erntet einen grausamen Tod nach dem anderen. Er hat Fallen aufgestellt, die die Angreifer schnell töten – und dennoch ballert er die Kadaver noch einmal zu Klump. Das ist alles extrem und so heftig, dass die Kinobesucher allesamt in das nervöse Lachen ausgewichen sind.

Nach dem Kinofilm zog ich meinen Mantel an und schaute mich im Saal um. Hinter uns eine Reihe von sechs Freunden, die alle angespannt lächelten. Vor dem Saal sah ich sie dann noch einmal. Die Truppe war sich einig, dass das ganz schön viel und brutal war.

Also: Wer nicht viel denken, dafür aber "kreative Gewalt der Extraklasse" sehen möchte, der ist mit den letzten zehn Minuten von Rambo: Last Blood bestens bedient. Vielleicht geht man aber vorher lieber noch etwas essen. Was gar nicht geht: Aus Langeweile sein verkacktes Mobiltelefon rausholen und darauf herumspielen, wie der Vollspacken rechts vor mir das andauernd gemacht hat. Nicht nur Mörder und Vergewaltiger verdienen einen grausamen Tod ...

Vier Punkte für eine lahm erzählte Geschichte, zwei für die ausgefeilt orchestrierte Gewaltorgie am Ende.