Filmplakat John Wick: Kapitel 3

7,5/10

"Der Weg ins Paradies beginnt in der Hölle." — John Wick: Kapitel 3, 2019

John Wick: Kapitel 3

Besprechung

Nachdem John Wick (Keanu Reeves) das jüngste Mitglied der Hohen Kammer auf geweihtem Boden im Continental umgebracht hat, ist er nun Freiwild. Es wird ein Kopfgeld von 14 Millionen Dollar ausgesetzt. Seine Stunde, die er vom Hotelmanager Winston (Ian McShane) erhalten hat, läuft ab und ab da ist jeder Mörder in New York hinter dem Schwarzen Mann her.

John, immerzu unter Attacke, kann bei der Direktorin (Anjelica Huston) einen letzten Gefallen einfordern. Die Direktorin herrscht in der Welt der russischen Mafia, der Welt, aus der John kommt. Er kann nach Casablanca entkommen. Hier sucht er Sofia (Halle Berry) auf, die ihm etwas schuldig ist. John will noch einen Versuch wagen, das Kopfgeld loszuwerden.

In der Welt der Gangster und Mörder herrschen strenge Regeln. Diese werden eingefordert von der Richterin (Asia Kate Dillon). Die Vertreterin der Hohen Kammer fordert von Winston, von der Direktorin und vom Bowery King (Laurence Fishburne) den Preis für ihren Ungehorsam. Dazu bedient sie sich der Dienste des ninjaartigen Zero (Mark Dacascos), dessen größter Wunsch es ist, den legendären John Wick auszuschalten.

Meinung von

Ah, John Wick. Wat hab ich mich auf den Film gefreut. Wenn wir ehrlich sind, hat er nicht viel Handlung und auch nicht viele Wendungen. Es ist eine geradlinige Geschichte um einen Antihelden, der von allen möglichen Verbrechern gejagt wird. Es geht um Regeln und darum, dass man Entscheidungen treffen, dann aber auch für die Konsequenzen einstehen muss. Das gesamte Konstrukt, die gesamte Welt um die Hohe Kammer ist darauf aufgebaut. Deshalb steckt John Wick ja auch in der Klemme. In John Wick: Kapitel 2 hat er sich über eine entscheidende Regel hinweggesetzt. Nun hat er den Salat.

Allerdings ist Salat leichter verdaulich als John Wick: Kapitel 3. Regisseur Chad Stahelski, der zum dritten Mal Keanu Reeves als John Wick dirigiert, geht nicht zimperlich mit den Gegnern und John selber um. Meine Herren! Die Action in den ersten beiden Teilen war ja schon knallhart, hier wurde noch mit Titan verstärkt. Die Kampfszenen sind eine wahre Freude für alle, die darauf stehen. Das bedeutet auch, dass nicht immer viel geredet wird. Eine Kampfszene – die in Marokko – ging mir dann auch ein wenig zu lange.

Der Streifen ist brutal, hart und echt fies anzusehen. Äxte im Kopf, multiple Messer im Körper und weggeschossene Köpfe – das erwartet einen bei John Wick: Kapitel 3. Die Frau neben mir schien etwas anderes erwartet zu haben und war hörbar angespannt, während ihre männliche Begleitung sich herrlich zu amüsieren schien.

Das Thema mit den Regeln wird im Film sehr deutlich gespielt. Dennoch war es in John Wick: Kapitel 2 irgendwie beklemmender. Im dritten Teil werden die Regeln zwar oft erwähnt, aber sie werden mit brachialer Gewalt niedergemetzelt. John versucht zwar noch einen versöhnlichen Weg und seine Beweggründe, die er dem Ältesten (Saïd Taghmaoui) gegenüber erwähnt, sind auch sehr schöne. Dennoch ist der Film am Ende nur eine einzige Kampforgie.

John hat diverse Gegner. Viele sind einfach da und schon sind sie tot. Da ist Zero als Ninja-Meister schon eine nette Idee. Wie alle in dieser fremden Verbrecherwelt, hat auch Zero viel Respekt vor dem Schwarzen Mann. Er ist hoch motiviert, derjenige zu sein, der den großen John Wick zur Strecke bringt. Dabei hat er auch – am Ende – noch die eine oder andere komische Einlage. Die tut dem Film durchaus gut.

Was mal neu war, das waren die beiden Belgischen Schäferhunde (genauer: Malinois) von Sofia. Was für gnadenlose, schnelle, gefährliche Waffen! Die sind wie der Blitz da und machen sich über Sofias Gegner her. Da saß ich nur mit großen Augen und einem fetten What the fuck!? Apropos "emotionaler Äußerung": Meine Begleitung war dann irgendwann in dem Film dort angekommen, dass sie sich zu mir rüberbeugte und fragte Wollen wir nicht lieber einen Disney-Film schauen?. John Wick: Kapitel 3 ist – Habe ich das bereits erwähnt? – echt harter Stoff!

Der Film hat einige Referenzen zu anderen Filmen. Am deutlichsten ist die zu Matrix. Winston fragt John vor dem großen Showdown im Continental, was er brauche. Der sagt Waffen. Jede Menge Waffen. Das ist – zumindest im Original – 1:1 ein Zitat von Keanu Reeves selber aus Matrix. In dem Film aus dem Jahre 1999 sagt er jedoch in der deutschen Synchronisation Waffen. 'Ne Menge Waffen.. Idioten, dass sie das verbockt haben. Ich habe es dennoch erkannt und mich einen Ast gefreut.

Keine Hommage, aber die Szene mit den Samuraischwerter-schwingenden Motorradfahrern auf der gesperrten Brücke, die hat mich doch arg an The Villainess erinnert. Da war die Kampfszene aber um Längen besser und ästhetischer.

Es ist ein vierter Teil von John Wick angekündigt. Das finde ich schade. Ich hätte es besser gefunden, wenn sie die Geschichte mit drei Teilen rund abgeschlossen hätten. Irgendwie habe ich die Befürchtung, dass nach einem vierten noch ein fünfter Teil kommt. Wo brutal sollen die noch werden?