Filmplakat Ein süßer Fratz

6/10

"Jeder Mensch möchte geküsst werden, selbst ein Philosoph." — Ein süßer Fratz, 1957

Ein süßer Fratz

Besprechung

Die Herausgeberin der Mode- und Trendzeitschrift „Quality Magazine“, Maggie Prescott (Kay Thompson), und der Fotograf Dick Avery (Fred Astaire) kommen bei einem wenig erfolgreichen Fotoshootings auf die Idee, ihr Modell in einen alten, dunklen, verstaubten Buchladen zu stellen. Hier trifft Dick auf die Bibliothekarin und Hobby-Philosophin Jo Stockton (Audrey Hepburn). Die Modemenschen sind schrecklich zu der jungen Buchliebhaberin, schon sind sie wieder weg.

Maggie hat einen Deal mit dem Star-Modedesigner Paul Duval (Robert Flemyng). Der will seine neueste Kollektion exklusiv in Maggies Magazin abbilden. Dafür benötigt man nur ein neues, frisches Gesicht. Dick erinnert sich an Jo und schlägt sie vor. Die junge Frau wird schließlich überredet. Das war nicht so schwer, finden die Aufnahmen doch in Paris statt und in Frankreichs Hauptstadt ist auch Jos großes Vorbild, der Philosophie-Professor Emile Flostre (Michel Auclair).

Die Stadt hat einen besonderen Einfluss auf alle Beteiligten, besonders jedoch auf Jo und Dick. Die sind sich nicht immer grün, aber Dick kann dann neben all der Arbeit doch noch an das Philosophenherz von Jo appellieren.

Meinung von

Wenn Fred Astaire an Bord ist, ist klar, dass gesungen und getanzt wird. Das ist bei Ein süßer Fratz nicht anders. Der damals 58-Jährige hatte seine besten Tanzfilme bereits hinter sich, die 28-jährige Hepburn stand noch relativ am Anfang ihrer Karriere, die sie vier Jahre zuvor mit Ein Herz und eine Krone richtig durchgestartet hatte.

Ein süßer Fratz basiert auf dem gleichnamigen Broadway-Musical, das 1927 uraufgeführt wurde und bei dem Fred Astaire mit seiner Schwester auftrat. Die Musik stammt von George Gershwin. Am bekanntesten ist wohl 'S Wonderful. Musical und Film haben jedoch nicht mehr viel gemein.

1957 ist eine Zeit, in der Frauen noch klare Rollen zu erfüllen hatten. Allen voran sollte die Frau schön sein. Denken können musste sie nicht. Kochen ist noch gut. Aber vor allem schön sein musste die Frau damals. Deshalb spielt sich auch alles rund um das Modemagazin "Quality" ab. Audrey Hepburn spielt eine junge Frau, die in dieses Bild nicht 100%-ig reinpasst. Sie ist intelligent, belesen, kann die Leute in Grund und Boden reden. Maggie und Co. sehen sie eher als Gefahr an. Doch Dick überredet Maggie dazu, Jo als neues Gesicht des Magazins groß rauszubringen.

Jo wird noch bei der ersten Begegnung mit Dick von dem Fotografen geküsst. Schon fängt sie an zu singen. So waren die Filme damals eben. Jo erkennt, dass sie bisher zu "verkopft" war und die Liebe bisher nicht erfahren hat. Na, wenn man dann in die "Stadt der Liebe" fährt, ist doch klar, was dabei herauskommt.

Der Film plätschert dahin ohne große Spannung oder Drama. Die Beziehung zwischen Hepburn und Astaire ist nicht glaubwürdig. Es liegen gut 30 Jahre zwischen den beiden Schauspielern und ich konnte zwischen Hepburn und Astaire kein Feuer erkennen. Das macht den Film leider etwas schal, Sabrina hat mir dagegen viel mehr gefallen. Die Gesangseinlagen sind zum Glück nicht synchronisiert worden, wobei die Hepburn zwar tanzen konnte – als ausgebildete Tänzerin –, ihre Gesangsstimme ist hingegen dünn.

Was Ein süßer Fratz auf alle Fälle hat, das sind einige großartige Bilder von Hepburn, die man kennen könnte (sollte). Da ist ihr rotes Kleid mit dem roten Schal, aber auch die geradezu ikonisch gewordene schwarze Garderobe mit den schwarzen Slippern. Hepburn schuf hier ein ganz besonders einprägsames Bild – vermutlich lag das an der legendären Kostümbildnerin Edith Head, die auch für einen Oscar nominiert wurde.

Ein süßer Fratz ist ein typischer Film seiner Zeit. Frauenbild, Tanz und Gesang sprechen dafür. Leider fehlt ihm ein wenig die Seele. Obwohl — man sieht Audrey Hepburn schon die Freude am Spiel und am Tanz an.