Filmplakat Jurassic World

8,5/10

"Das sind Saurier. Das ist 'Wow' genug." — Jurassic World, 2015

Jurassic World

Besprechung

Wo John Hammond vor 22 Jahren versagt hat, konnte InGen mittlerweile doch Erfolge verzeichnen: Die Isla Nublar ist nun ein voll ausgestatteter Dinosaurier-Park, der guten Profit abwirft. Die beiden Brüder Zach (Nick Robinson) und Gray Mitchell (Ty Simpkins) fahren auf die Insel, wo sich eigentlich ihre Tante Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) um sie kümmern sollte. Doch die Managerin von des Parks „Jurassic World“ hat alle Hände voll zu tun.

Unter anderem will der Park-Besitzer Simon Masrani (Irrfan Khan), dass sie den Ex-Navy-Soldat Owen Grady (Chris Pratt) von seinem Projekt Velociraptoren zu zähmen abzieht. Er soll sich die neuste Publikumsattraktion von Jurassic World anschauen – den Indominus rex, ein noch nie da gewesener Dinosaurier, ist er doch ein Hybrid, ein im Reagenzglas zusammengemixter Dino aus zwei verschiedenen Spezies. Eine ist der Tyrannosaurus rex, die andere Hälfte ist ein Geheimnis von Chef-Genetiker Dr. Henry Wu (BD Wong), der schon beim Original-Projekt von Jurassic Park dabei war.

Owen ist gar nicht begeistert von der Idee einen Dinosaurier zu züchten, den es gar nicht gab. Seine Besorgnis soll sich bewahrheiten – Indominus rex ist überaus intelligent und hat auch sonst noch einige Tricks drauf, die kein gewöhnlicher Dino sonst drauf hat. Als er ausbrechen kann, sind mehrere Tausend Besucher in tödlicher Gefahr.

Meinung von

Jurassic World ist so ein Film, dem ich mit gemischten Gefühle gegenüber stand. Auf der einen Seite wollte ich natürlich wieder Dinos auf der Leinwand sehen. Allerdings könnte das auch als Leichenfledderei enden, als ein billiges Ausweiden eines lieb gewonnenen Franchise. Und was soll das mit den zahmen Velociraptoren, die sich im Trailer von Chris Pratt haben unter Kontrolle bringen lassen? Das geht doch nicht! Velociraptoren, das haben uns die ersten drei Teile von Jurassic Park gezeigt, sind die miesesten, fiesesten, hinterhältigsten Dinosaurier, die es gibt … bzw. gab. Die lassen sich doch nicht domestizieren!

Langsam fängt er an, Jurassic World. Wie eine klassische Geschichte kommt er langsam, ganz allmählich zum Höhepunkt und dann ist er zu Ende, wobei er sich nicht wie zwei Stunden anfühlt. Wir lernen zunächst die Protagonisten kennen. Da ist der Dino-begeisterte Gray. Er ist noch jung und steht total auf prähistorische Tiere. Sein älterer Bruder hat nur Augen für Mädchen. Erst nach und nach findet er auch Gefallen an den lebenden Fossilien. Ihre Tante Claire steht unter permanentem Stress. Sie ist Managerin pur. Vielleicht hat sie aber auch keinen Draht zu ihren Neffen, da sie selber keine Kinder hat, was ihr auch weh tut.

Owen ist der Draufgänger schlechthin. Wer sonst stellt sich vier Velociraptoren entgegen, wenn kein dickes Gitter zwischen Mensch und Tier ist? Owen hat es durch Respekt geschafft, eine Art Alpha-Männchen für die Rudeltiere zu werden. Aber er weiß dennoch, dass sie nicht zahm sind. Owen hat sehr viel gesunden Respekt vor den Raptoren. Den hat InGens Sicherheitsexperte Vic Hoskins (Vincent D’Onofrio) nicht. Der denkt, man könne Raptoren beherrschen und lenken, um sie schließlich als Waffe einzusetzen. Er soll falsch liegen. Hoskins ist das, was Dennis Nedry in Jurassic Park war. Auf eine etwas andere Art allerdings.

Der Indominus rex ist wahrlich ein Monster aus dem Labor. Man kann den Tyrannosaurus erkennen, doch Indominus hat lange Arme mit fiesen, spitzen Krallen. Zudem ist diese neue Brut extrem schlau. Die weiteren Eigenschaften werden nicht verraten, sonst geht der Spaß flöten. Spaß macht Jurassic World. Da gibt es so manchen "Ach du Scheiße"-Moment. Gar nicht mal Schreckmomente, viel mehr böse, böse Dinos, die die Menschen in echt gemeine Situationen bringen. Ja, es wird wieder viel gerannt und Menschen werden gemampft – aber das ist das, was wir aus den ersten Teilen, besonders dem ersten, kennen und lieb gewonnen haben. Was das anbelangt, bedient Jurassic World eigentlich alles, was das in die Jahre gekommene Jurassic Park-Fanherz höher schlagen lässt.

Überhaupt sind die vielen kleinen Referenzen an Jurassic Park herzallerliebst. Da waren Liebhaber am Werke, die die Story geschrieben haben. Nicht nur sehen wir Teile des alten Parks und Gästehauses oder die alten Jeeps; es gibt auch bildliche Anspielungen an das Original. Da sehen wir z.B. den T. rex durch ein Dinosaurier-Skelett durchlaufen, wie man das in der Schlussszene von Jurassic Park gesehen hat. Oder wenn Claire die Aufmerksamkeit des T. rex auf sich zieht mit einer Leuchtfackel – das hatte einst auch Dr. Allan Grant so gemacht. Schön.

Wo wir gerade bei der Fackelszene sind … wie kann Claire mit Stöckelschuhen so laufen? Die muss echt viel rennen in dem Film, in unterschiedlichem Gelände – und immer mit Stöckelschuhen? Hallo? Wer hat denn da nicht aufgepasst? Die obligatorische Liebesgeschichte hätte man nicht machen müssen, aber so ist nun einmal Hollywood. Zum Glück waren wenigstens die Kinder nicht nervig. Der ältere Nick Robinson bleibt blass und Ty Simpkins fanden wir schon in Iron Man 3 sympathisch. Er dürfte nur gerne mal zum Frisör gehen.

Jurassic World ist gutes Popcorn-Kino mit gewaltigen Dinos in den Hauptrollen. Die Menschen, das zeigt uns Jurassic World, sind klein und unbedeutend dagegen. Was der Film zudem noch vermitteln will und kann: die Natur sollte man nicht bescheißen, sie findet nämlich immer einen Weg, sich durchzusetzen. Gott spielen ist kein guter Gedanke! Auch ist es nicht immer die schlauste Idee, alles größer und gefährlicher zu machen, a.) weil es das Publikum so will und b.) weil man es machen kann.

Für Fans des alten Franchise ist Jurassic World ein netter Neustart. Der Film bekommt einen Sympathiepunkt extra. Aus sentimentalen Gründen.