Filmplakat The Dark Knight Rises

9/10

"Wenn Gotham zerstört ist, hast du meine Erlaubnis zu sterben." — The Dark Knight Rises, 2012

The Dark Knight Rises

Besprechung

Acht Jahre ist es her, als Batman (Christian Bale) die Schuld für den Tod von Harvey Dent auf sich nahm. Batman existiert seit dem nicht mehr. Sein Alter Ego Bruce Wayne aber auch nicht. Der Millionär lebt zurückgezogen in seinem neu aufgebauten Wayne Manor.

Eines Abends trifft der geschundene Bruce auf die attraktive Diebin Selina Kyle (Anne Hathaway), die nicht nur die Perlen seiner verstorbenen Mutter an sich genommen, sondern auch Fingerabdrücke von ihm gestohlen hat. Der Vorfall weckt den Detektiv in Bruce. Wer ist die Frau und warum stiehlt sie Fingerabdrücke?

Gotham ist durch das damals verabschiedete „Harvey Dent-Gesetz“ eine ruhige Stadt geworden. Im Gefängnis Blackgate schmoren Tausende Kriminelle. Gotham hat aber einen neuen Bösewicht: Bane (Tom Hardy). Der Mann mit der Maske scharrt treue Männer um sich und plant etwas Schreckliches im Untergrund der Stadt, etwas, das Gotham verändern wird.

Während sich Bruce wegen Selina und den Gerüchten um Bane langsam wieder als Batman reaktiviert, sieht sein Butler Alfred (Michael Caine) die Entwicklungen mit Sorge. Kann Bruce dem äußerst brutalen Bane die Stirn bieten? Will Bruce das überhaupt?

Bruce Wayne selber ist der Meinung, er muss Bane bekämpfen und koste es sein Leben. Angst vor dem Tod hat er nicht. Sein Wiederauftreten als Dunkler Ritter wird nicht von allen mit Freude begrüßt. Commissioner Gordon (Gary Oldman) ist froh darüber, ebenso der junge Polizist Blake (Joseph Gordon-Levitt), wohingegen Foley (Matthew Modine), der schon an Gordons Stuhl sägt, Jagd auf Batman macht – was seine Arbeit im Kampf gegen Bane und seinen teuflischen Plan nicht erleichtert.

Meinung von

Da ist es nun — das Ende eines wunderbaren Franchises. Und es ist absolut gelungen. Man muss am Anfang etwas Geduld aufbringen, einfach weil sich Regisseur Christopher Nolan Zeit nimmt, die Person Bruce Wayne genauer zu betrachten. Wir lernen mehr über die Beziehung zwischen Bruce und seinem treuen Butler Alfred. Das hätte man nicht wirklich straffen können. Dennoch wartet man auf den großen Knall — der zunächst ausbleibt. Aber: Geduld! Nolan und David S. Goyer haben beim Schreiben der Geschichte viel Wert auf die Charaktere gelegt, die Action kommt erst später.

In The Dark Knight Rises sehen wir einige bekannte Batman-Geschichten kunstvoll miteinander verwoben. Wenn Bane im Spiel ist, ist klar, dass man sich bei der Storyline Knightfall bedienen musste. Außerdem wurde die Entstehungsgeschichte des kühlen Muskelprotzes Bane — in modifizierter Form — eingeflochten und mit einem Twist versehen. (Twists gibt es einige in dem Streifen!) Das passiert alles so gelungen, dass ich als Comic-Liebhaber an manchen Stellen glückselig grinsend im vollen Kinosaal hockte. Bis über beide Ohren, einfach weil es so schön und teilweise emotional umgesetzt wurde.

Eine weitere Comic-Vorlage, die in stark modifizierter Fassung Einzug gehalten hat, ist No Man's Land. Hier hat sich Nolan eher daran angelehnt.

Die Geschichte entwickelt sich, wie bereits erwähnt, langsam. Dinge vom Anfang ergeben am Ende Sinn, aber Nolan und Goyer greifen auch Ideen aus den Vorgängerfilmen auf — hauptsächlich aus dem ersten — und bringen sie hier zu einem sinnvollen Abschluss. So hat man am Ende das Gefühl, mit allen drei Filmen ein "großes Ganzes" vor sich zu haben, nicht einfach drei Batman-Filme.

Zu den einzelnen Figuren: Christian Bale schafft es, den kaputten Charakter von Bruce Wayne eindrucksvoll darzustellen. Sein Bruce ist anfangs voller Resignation. Sein Werk, sein Versuch Gotham zu retten, ist gescheitert. Zumindest der Weg, den er gewählt hatte und für den er so viel gegeben hat. Zweimal muss er sich im Film von ganz unten zur Form des Dunklen Ritters hoch kämpfen. Wieder eine Anlehnung an die Comic-Storyline Knightfall.

Tom Hardy bietet eine gute Leistung als muskelbepackter Kontrahent Batmans. Er hat eine äußerst starke körperliche Präsenz. Allerdings zwei Dinge sind etwas "problematisch". Zum einen ein allgemeines Problem. Ein Schauspieler, dessen Gesicht zur Hälfte von einer Maske verdeckt ist, bei dem man eigentlich nur die Augen sehen kann — der hat arge Schwierigkeiten "etwas rüberzubringen". Daraus folgt das zwei Manko des Films, nämlich die Sprache. Im englischen Original gab es einen Aufschrei, als zum ersten Mal der Trailer gezeigt wurde und niemand Bane verstanden hat. In der Synchronisation kann man da natürlich alles deutlicher sprechen. Das ist auch nicht der Knackpunkt. Aber die Synchronisation von Bane wirkt auf deutsch extrem übertrieben theatralisch. So sehr, dass es unangenehm auffällt.

Anne Hathaway, die doch sonst eher eine zierliche Persönlichkeit und unscheinbare Schauspielerin ist, kann die Catwoman sehr wohl ausfüllen. Entgegen der Tim Burton'schen Interpretation von Catwoman — damals durch Michelle Pfeiffer — ist im Nolan-Universum alles realistischer und weniger comic-haft. Hathaways Selina ist elegant, kann die Männer betören und ist eine Meisterdiebin mit flinken Händen. Ihr Kostüm ist funktionell, nichts Verspieltes (und es darf gesagt werden: sexy).

In The Dark Knight Rises gibt es neben den Hauptpersonen Batman, Bane und Catwoman/Selina Kyle eine ganze Hand voll Nebencharaktere, die man hier nicht alle aufzählen kann. Dabei spielen sie alle eine wichtige Rolle für die sehr komplexe Geschichte. Alfred, Commissioner Gordon, Blake und auch Miranda (Marion Cotillard) spielen alle wichtige Parts. Besonders Miranda.

Kann The Dark Knight Rises mit seinem Vorgänger The Dark Knight mithalten? Ja. Dennoch gibt es einen markanten Unterschied. Heath Ledgers Interpretation des Jokers war genial und den Film bestimmend. Da kann Tom Hardy hinter seiner Maske nicht mithalten. Es kommt durchaus rüber, dass Bane gefährlich ist, er selber nennt sich das "notwendige Böse", aber es besteht ein Unterschied zwischen der wahnsinnigen, unkontrollierten Gewalt des Jokers und der kühlen, berechneten Gewalt des Bane. Unkontrolliert ist gefährlicher. Und seien wir ehrlich, sie macht auch mehr Spaß.

Das Ende ist ein Schock. Einige Minuten lang sitzt man im Sessel und denkt sich "Fuck. Fuck. Was hat Nolan nur da gemacht!?", wird dann ganz am Ende zum Glück noch besänftigt.

The Dark Knight Rises ist ein toller Film, ein guter Film, ein handwerklich hochwertiger Film. Er hat jedoch im Vergleich — den muss er leider über sich ergehen lassen — zu seinem Vorgänger kleine Schwächen. Dennoch: Anschauen! Auch schon wegen "The Bat". So cool!

Auch wenn am Ende der Hinweis gegeben wird, dass man aus diesem Franchise Spin-Offs machen könnte — bitte, liebe Filmstudios — macht kein erneutes Reboot des Batman-Franchises! Es kann nicht besser werden. Lasst uns diese wunderbare Trilogie.