Filmplakat 20000 Meilen unter dem Meer

7/10

"Güte besitzt keinen Wert wenn sie nicht beständig ist und verpflichtend und immer gegenwärtig." — 20000 Meilen unter dem Meer, 1954

20000 Meilen unter dem Meer

Besprechung

1868 sind die Weltmeere nicht sicher. In der Südsee geht ein riesiges Monster um, so sagt man. Die Menschen machen Jagd auf das Ungeheuer, doch kaum jemand hat überlebt, um darüber zu berichten. Der gesamte Seeverkehr ist davon beeinträchtigt. In San Francisco hängt der berühmte französische Wissenschaftler Professor Pierre Aronnax (Paul Lukas) mit seinem Gehilfen Conseil (Peter Lorre) fest. Die Regierung will eine Aufklärungsmission starten. Aronnax und Conseil fahren auf dem Schiff von Kapitän Farragut (Ted de Corsia) mit. An Bord ist auch der raubeinige Harpunier Ned Land (Kirk Douglas).

Eines Tages erscheint dann das gefürchtete Untier und bringt auch dieses Schiff, wie zuvor so viele andere, zum Kentern. Der Professor, sein Gehilfe und Ned können sich retten und finden sich nicht im Schlund eines Ungeheuers wieder. Stattdessen muss das Trio feststellen, dass es sich bei dem Monster um ein von Menschen gemachtes, fahrbares Vehikel handelt. Und es kann tauchen. Kapitän auf diesem Unterseeboot namens Nautilus ist Nemo (James Mason). Der will eigentlich die Eindringlinge gleich über Bord werfen, wittert aber in Professor Aronnax eine vertraute Seele.

So fährt das Trio doch noch mit Kapitän Nemo und seiner Crew unter Wasser durch die Meere. Nemo ist bemüht, alle Kriegsschiffe zu zerstören. Was für die Gäste grausam erscheint, erklärt Nemo dem Professor. Nemo hat mit seiner Nautilus ein Paradies geschaffen. Unter der Meeresoberfläche findet er Ruhe. Die Nautilus wird von einer unglaublich kraftvollen Energiequelle angetrieben. Der Professor bittet Kapitän Nemo dieses Wissen mit der Menschheit zu teilen. Doch der lehnt ab. Seiner Meinung nach würde die Menschheit das Wissen, das er hat, nur dazu benutzen, sich selber in den Untergang zu stürzen.

Meinung von

Ein Klassiker der Weltliteratur, geschrieben von Jules Verne. Ein Klassiker des Films, umgesetzt von Walt Disney. Die Romanvorlage aus dem Jahre 1874 – ich habe sie nicht gelesen – soll eher eine ruhige Geschichte mit viel meereskundlichen Beobachtungen sein. Das ist natürlich etwas lahm für einen Familienfilm, deshalb wurde ein actiongeladener Abenteuerfilm daraus. Und weil es ein Disney-Film ist, wird selbstredend auch gesungen. Kirk Douglas singt! Was zum Teufel ...!? Außerdem lernte er für die Szene das Spielen der Gitarre.

Douglas hatte schon einige Filme gedreht, 20.000 Meilen unter dem Meer sollte seine Karriere richtig lostreten. Einfach, weil der Film so ein Erfolg war. Was Disney den Zuschauern bot, war atemberaubend. Teils unter Wasser, teils an echten Drehorten, aber vor allem in den Disney Studios wurde gedreht. Es wurden Studios von anderen Filmproduktionsfirmen dazu angemietet. Der Film wurde im ganz großen Stil gedreht. Douglas erhielt die damals höchste Gage, die Disney einem Schauspieler bezahlte. 175.000 Dollar sind heute nichts für einen US-Schauspieler, aber damals war das eine Menge Schotter.

Auch wenn Douglas als Zugpferd benutzt wurde, ich finde doch die Besetzung des Kapitän Nemo mit James Mason viel beeindruckender. Die Figur des Ned Land mag ich nicht. Er ist laut, aufbrausend, auf Geld aus und er kümmert sich nur um seine eigene Haut. Nemo hingegen hat ein hohes Ziel vor Augen. Er weiß, dass seine Erfindung die fortschrittlichste der Welt ist. Die Energiequelle, die er für seine Nautilus anzapft ist die großartigste, die es gibt. Im Buch soll das eine Art langlebige Batterie gewesen sein, im Film – auch wenn es nicht gesagt wird – ist das die Atomenergie.

James Mason (Prinz Eisenherz) war schon längst ein Star. Er ist ideal besetzt als Kapitän Nemo. Mason spielt eine geschundene Seele, die von der Vergangenheit gequält wird. Nemo ist ein genialer Wissenschaftler und ein Visionär. Er träumt von einer besseren Welt, einer Welt, die noch nicht da ist. Er hat keine Welteroberungsträume. Er will im Grunde in Frieden gelassen werden. Dennoch macht er Jagd auf alles, was die Menschen zerstören kann. Er würde sein Wissen teilen, wenn die Menschen dazu bereit wären, was sie aber noch lange nicht sind.

Nemo wurde seiner Familie beraubt. Er war, das zeigt er dem Professor, ein Gefangener auf einer Insel, die der Inbegriff des Todes ist. Auf der Insel Rura Penthe (ja, ich habe auch mit den Ohren geschlackert, als ich das hörte – Rura Penthe ist der Strafkolonie-Planet der Klingonen in Star Trek VI: Das unentdeckte Land) werden die Bestandteile für Sprengstoff abgebaut. Nemo und seine Mannschaft konnten von der Insel fliehen.

Mason spielt echt gut. Peter Lorre ist mal kein Bösewicht, sondern ein einfacher Gehilfe. Kirk Douglas' Charakter gefällt mir nicht. 20.000 Meilen unter dem Meer ist ein sehr gut gemachter Abenteuerfilm mit Tricks, die auch heute noch beeindruckend sind.

Was ich jedoch nicht verstehe: Am Ende wird Nemo von Soldaten angeschossen. Der geht ans Ruder und fährt seine Nautilus aus dem Versteck und auf den Grund der See. Derweil steht sein erster Maat (Robert J. Wilke) hinter ihm und schaut die ganze Zeit auf die Schusswunde. Aber helfen kam ihm wohl nicht in den Sinn. Hmm.