Besprechung
Michelle (Mary Elizabeth Winstead) verunglückt auf einer einsamen Landstraße. Als sie wieder aufwacht, findet sie sich auf einer Matratze in einem kargen Raum. Sie ist mit einer Kette an die Wand gebunden, das Bein scheint verletzt, im Arm steckt eine Kanüle. Panik überkommt sie. Ein Mann kommt in den Raum und erklärt ihr, sie habe einen Schock gehabt und müsse viel trinken.
Der Mann ist Howard (John Goodman), der Michelle erklärt, dass es einen Fallout gegeben habe. Er hat Michelle gerettet. Draußen ist nichts mehr. Alle, die Michelle jemals gekannt und geliebt hat, sind tot. Das ist schwer zu glauben. In dem unterirdischen Bunker von Howard ist auch noch Emmett (John Gallagher Jr.), der geholfen hat, den Bunker zu bauen und der sich den Weg rein hat erkämpfen müssen.
Howard prognostiziert ein bis zwei Jahre, bis sie wieder an die Oberfläche kommen können. Michelle ist misstrauisch. Auf der einen Seite findet sie Hinweise, die an der Geschichte von Howard zweifeln lassen. Auf der anderen Seite glaubt ihm Emmett. Irgendwas ist da draußen passiert.
Meinung von Nils
Nach Cloverfield wollten die Kinogänger angeblich eine Fortsetzung. J.J. Abrams hörte den Ruf und produzierte 10 Cloverfield Lane. Typisch für Abrams ist, dass er das Mysteriöse mag, das Geheimnis. 10 Cloverfield Lane birgt viele Geheimnisse und überrascht im dritten Akt. Wir sind uns nie sicher, ob Howard die Wahrheit erzählt. Es gibt keine Beweise dafür.
Nur Emmett, der lange Zeit mit Howard an dem Bunker gearbeitet hat, glaubt ihm. Howard war bei der Navy und hatte irgendwas mit Satelliten zu tun. Er hat sich schon lange auf eine Invasion vorbereitet – ob Russen, Taliban oder Aliens, das ist egal.
Regie-Neuling Dan Trachtenberg hat einen guten Job abgeliefert. Wir sehen die drei Personen in dem Bunker. Es könnte – angesichts einer angeblichen Bedrohung – friedlich sein. Es schwelt aber Misstrauen und Gefahr unter der Erde. Michelle entdeckt Dinge, die zwar nicht an der Geschichte Howards zweifeln lassen. Sie lassen den Mann, der in einem Moment onkelhaft nett ist und im nächsten aufbrausend, jedoch in einem gefährlichen Licht stehen. Und mit dem hockt Michelle unter der Erde zusammen? Es ist ein permanentes Gefühl von Unwohlsein vorhanden.
Erst im dritten Akt wird aus dem Bunker ausgebrochen. Wo ist der Fallout? Wo die giftige Luft? Michelle muss eine andere Realität entdecken. War 10 Cloverfield Lane bis dahin eine Art Kammerspiel mit drei Menschen auf engem Raum, ein Stück, in dem wir die Gefahr innerhalb der vier Wände des Bunkers ahnen, kommt im dritten Akt das Cloverfield-Feeling zurück. Das ist typisch Abrams, der uns überrascht mit einer Situation, die wir vergessen hatten. Übrigens hatte Whiplash-Autor und -Regisseur Damien Chazelle seine Finger in der Geschichte. Er war einer von drei Schreiberlingen, die 10 Cloverfield Lane schufen.
10 Cloverfield Lane lässt uns raten, was es mit Howard auf sich hat. Gab es einen Fallout? Was ist da draußen passiert? Wie soll die Zukunft aussehen? Zumal Howard immer unheimlicher wird. Dann: Alles anders. Von daher ist 10 Cloverfield Lane eine originelle Geschichte und verdient einen Blick. Mit etwa 100 Minuten ist der Streifen auch nicht zu lang. Er lässt uns allerdings mit einem Ende zurück, das nach mehr verlangt.
10 Cloverfield Lane ist "in der Tradition" von Cloverfield, aber völlig anders. Außerdem ist er keine wirkliche Fortsetzung. Mehr so "im Sinne von" ...