Filmplakat Zero Dark Thirty

7,5/10

"Ich will Ziele! Tun sie ihren Job und bringen sie mir Leute, die ich töten lassen kann." — Zero Dark Thirty, 2012

Zero Dark Thirty

Besprechung

Die Anschläge vom 9. September 2001 haben eine lange andauernde Menschenjagd ausgelöst. 2003 kommt die junge CIA-Agentin Maya (Jessica Chastain) nach Pakistan. Hier trifft sie auf Dan (Jason Clarke), der versucht aus einem Gefangenen Informationen herauszupressen. Dan geht nicht zimperlich vor. Waterboarding, Hundehalsband für den Gefangenen und das Einsperren in eine kleine Holzbox gehören dazu. Allzu viel bekommen die Amerikaner nicht aus dem Mann heraus.

Das bisschen, was Ammar (Reda Kateb) doch am Ende preisgibt, nutzt Maya, um die Jagd auf Osama bin Laden voranzutreiben. Was folgt ist eine beinahe zehn Jahre dauernde Suche. Immer wieder gibt es kleine Anhaltspunkte, genau so oft kommt es aber auch zu Rückschlägen und Verlusten auf der Seite der Amerikaner. Maya findet heraus, dass ein Mann Namens Abu Ahmed eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Abu Ahmed soll der Kurier zwischen bin Laden und dem hohen al-Qaida-Mitglied Abu Faradsch al-Libi (Yoav Levi) sein. Abu Ahmed ist also das Glied, über das man an bin Laden kommen will. Leider scheint jeder, der befragt wird, nichts Brauchbares von sich zu geben.

Die Jahre gehen ins Land. Maya bleibt weiterhin an Abu Ahmed dran, auch wenn es mittlerweile Informationen gibt, wonach der Mann ums Leben gekommen sein soll. Ihre Hartnäckigkeit soll sich am Ende bezahlt machen. Man findet die Unterkunft von Abu Ahmed (Tushaar Mehra). Beobachtungen der Festung, in der der Mann lebt, zeigen an, dass drei Männer und drei Frauen in dem Gebäudekomplex untergebracht zu sein scheinen. Der CIA-Direktor (James Gandolfini) benötigt absolute Gewissheit, bevor er das SEAL Team Six losschickt.

Meinung von

Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow (Tödliches Kommando) nahm sich ein Stück US-Geschichte vor. In gut zweieinhalb Stunden wird die Suche nach Osama bin Laden gezeigt. Im Zentrum steht die CIA-Agentin Maya. Einen Nachnamen erfahren wir nicht. Der Film steigt 2003 ein und zeigt mit welcher Brutalität die Amerikaner vorgegangen sind, um Ergebnisse vorzuweisen. Dan foltert was das Zeug hält. Die muslimischen Gefangenen werden in unmöglichen Positionen fixiert, ihnen wird Essen und Trinken vorenthalten, sie werden geschlagen, gedemütigt, mit Metal-Musik beschallt. Das ist passiert. Punkt. Bigelow zeigt einen Ausschnitt aus dem "Befragungsrepertoire" der Amis. Dabei wurden wohl noch einige Dinge durch das CIA im Vorfeld zensiert. Man kann keinen Film diesen Ausmaßes machen, ohne dass er zensiert wird.

Autor Mark Boal, der auch Tödliches Kommando schrieb, hatte es nicht leicht. Seine Geschichte sollte eigentlich von der lange andauernden und erfolglosen Jagd nach dem Top-Terroristen handeln. Zero Dark Thirty sollte ursprünglich in eine völlig andere Richtung gehen. Dann wurde Osama bin Laden doch gefasst. Danke dafür. Boal musste das Ende komplett umschreiben, was fünf Monate dauerte – die er nicht bezahlt bekam.

Man kann mokieren, dass der Film so lange ist. Da aber beinahe zehn Jahre Suche abgebildet werden, ist das gar nicht so lange. Der Einsatz des SEAL-Teams dauert ungefähr 25 Minuten. Der echte Einsatz soll nur ein paar Minuten länger gedauert haben. Wir sind gerade bei diesem Teil des Films "hautnah dabei", wie es so schön heißt. Wir sehen viele Aufnahmen, wie durch Nachtsichtgeräte, also so, wie sie die Soldaten auch sahen. Es wurde selbstredend einige Änderungen im Vergleich zur Realität vorgenommen. Zum Beispiel wurden bei der echten Operation andere Hubschrauber benutzt.

Anfangs wirkt Maya zurückhaltend. Als sie das erste Mal mit den Foltermethoden konfrontiert wird, schaut sie noch weg. Mit der Zeit gewöhnt sie sich daran. Bei Verhören lässt sie schlagen. Die Suche nach Osama bin Laden, über Abu Ahmed, wird zum Lebensinhalt von Maya. Wenn sie später im Film nach Langley versetzt wird und sogar schon durch ihre Hartnäckigkeit das Versteck von Abu Ahmen gefunden hat, wird dennoch nicht angegriffen. Die Sesselpupser von der CIA haben alle die Hosen voll. Wie sagt es der Chef vom CIA so schön: Das ist ja 'n ziemlich buntes Arschgeficke hier.

Maya bleibt am Ball. Sie ist sich sicher, dass sie einen Treffer gelandet hat. Sie hat zu lange und zu intensiv gesucht. Weil nichts passiert, fängt sie an – verständlich – ihren Chef George (Mark Strong) zu nerven. Jeden Tag, den nichts passiert, schreibt sie die Zahl der verstrichenen Tage an seine Bürowand. Als dann alles vorbei ist und Maya aus Afghanistan abtransportiert werden soll, bricht für sie alles zusammen. Zehn Jahre Suche, zehn Jahre die volle Energie auf ein Ziel ausgerichtet. Was nun?

Bigelow führt ihre Schauspieler stramm durchs Programm und liefert am Ende einen sehr ruhigen, aber ausgewogenen Thriller ab. Der Pathos a la "Hurra, wir sie die Amerikaner, die Größten, die Tollste..." bleibt zum Glück aus. Das Thema Folter wird angesprochen, von den CIA-Leuten im Film teils als einziges Informationsbeschaffungsmittel gepriesen. Sie wird jedoch nie "heilig gesprochen", im Gegenteil sollte Folter wohl noch mehr kritisiert werden, was jedoch unterbunden wurde.