Besprechung
Baghdad: Weil das Bombenräumkommando der Einheit Bravo gerade seinen Anführer, Staff Sergeant Matt Thompson (Guy Pearce), verloren hat, bekommen Sergeant JT Sanborn (Anthony Mackie) und Spezialist Owen Eldridge (Brian Geraghty) einen neuen „Frontmann“: Sergeant First Class William James (Jeremy Renner).
James ist anders, er ist mehr der Einzelgänger, kooperiert nicht mit seinen beiden Teamkameraden, bringt sie mit seiner Art und Weise sogar in Gefahr. James legt auch schon mal seinen Bombenschutzanzug ab, nur um besser arbeiten zu können. Außerdem sammelt er Souvenirs der „besten Bomben“, die er entschärft hat.
Immer wieder treibt James Sanborn und Eldridge in den Wahnsinn mit seiner Art. Sanborn ist dem noch eher gewachsen, haut James auch schon mal eine runter. Der jüngere Eldridge hingegen findet sich in diesem Krieg nicht zurecht, bekommt psychologische Betreuung und schwankt in seiner persönlichen Ausrichtung zwischen James und Sanborn. Zum Glück sind es nur noch 38 Tage, bis die Bravo-Einheit abgelöst wird, dann ist Schluss.
Meinung von Nils
Ja, Tödliches Kommando hat einen Oscar als bester Film gewonnen (neben fünf weiteren Oscars), ich weiß. Ich bin allerdings erst zwei Jahre später dazu gekommen, mir den Streifen anzuschauen — und war begeistert.
Kriegsfilme sind nicht mein Ding. Entweder sind sie zu "schwer", zu tragisch, zu blutig und gewalttätig oder zu heroisch. Tödliches Kommando ist nichts davon. Regisseurin — und nun auch Oscar-Preisträgerin — Kathryn Bigelow zeigt wie dumm Krieg ist, aber auch wie ansteckend er sein kann. Hauptfigur James ist im Grunde eine arme Sau. Zuhause hat er eine schöne Frau (Evangeline Lilly) und ein Kind, aber lieben kann er sie nicht. Mit dem normalen Leben ist er nicht direkt überfordert, aber er kann damit nichts anfangen, weil es ihm keinen Kick gibt. Anders der Krieg und das Bombenräumkommando.
Jeremy Renner spielt klasse. Seiner Figur merkt man die Sucht nach Adrenalin gleich an. Er lässt alles links liegen, nimmt auf nichts Rücksicht — Hauptsache er bekommt seinen Rausch. Da bleibt keine Zeit für zwischenmenschliche Nähe. Obwohl er im Laufe des Films dann doch noch so etwas wie Wärme entwickelt, wenn er sich mit dem irakischen DVD-Verkaufjungen Beckham (Christopher Sayegh) anfreundet. Oder wenn seine Truppe mitten in der Wüste in einen Hinterhalt gerät, auch da zeigt er Fürsorge für seine Kameraden. So ganz allein sind wir eben doch nicht auf der Welt.
In Tödliches Kommando bekommen wir keine wilden Schlachten, keine Massen, die über ein Land herfallen. Bigelow zeigt ein Land, das sich zum einen mit den Amerikanern abgefunden hat, aber auf der anderen Seite gibt es auch die Kräfte, die Bomben an Straßenränder legen, Unschuldige mit Bomben behängen oder Kadaver mit Bomben bestücken. Also ein Land, das Widerstand leistet. Mittendrin die Soldaten. Zum Glück werden diese hier nicht glorifiziert. Das wäre ganz übel gewesen. Stattdessen bekommen wir Zuschauer Menschen gezeigt, die einen beschissen Job haben, beschissene Leben und manchmal, wie im Falle James', nicht damit zurecht kommen.
Verwundert war ich übrigens darüber, wie Schauspieler "verheizt" wurden. Der Film fängt an mit Guy Pearce, der aber vielleicht nur fünf Minuten auf der Leinwand zu sehen ist — dann ist er tot. Ebenso Ralph Finnes, der hier einen Söldner spielt. Auch er war nur in einer ganz kleinen Rolle zu sehen, ehe er einer Kugel zum Opfer fiel und in der Wüste verreckt. Das sind doch teure, bekannte Schauspieler!?
Die Stimmung in Tödliches Kommando ist intensiv, man merkt die Hitze, die ständige Bedrohung, das Adrenalin, nach dem James so giert. Ein sehr interessanter, gut gemachter Film. Vielleicht nicht ganz leichte Kost, aber spannend.