Filmplakat Wächter der Nacht

7/10

"Sie wollten beide Pädagogik studieren." — Wächter der Nacht, 2004

Wächter der Nacht

Besprechung

Irgendwo, irgendwann. Auf der Erde leben nicht allein die Menschen, sondern auch die … „Anderen“. Das sind die Hexen, Formwandler, Zauberer, Vampire, kurz Menschen mit einer übersinnlichen Begabung. Wie es sich gehört, schließen sich die Anderen zu zwei Gruppen zusammen: Die Guten und die Bösen. Schließlich treffen beide Blöcke zu einer finalen Schlacht aufeinander. Doch bald zeigt sich, dass es bei diesem Gemetzel keinen Sieger geben kann. So beschließt Geser (Vladimir Menshov), der Führer der Guten, mit Zavulon (Viktor Verzhbitsky), dem General der Bösen, einen Waffenstillstand zu schließen.

Die Vertreter des Guten nennen sich fortan „Wächter der Nacht“ und ihre Aufgabe ist es, in den Nächten die Menschen vor der schwarzen Magie zu schützen. Die Bösen wachen am Tage – als „Wächter des Tages“ – darüber, dass das Gleichgewicht des Schreckens erhalten bleibt.

Moskau, 1992. Der junge Anton (Konstantin Khabenskiy) möchte seine Frau (Mariya Mironova) zurückhaben, die gerade mit einem Anderen abgehauen ist. Also geht er zu Darya (Rimma Markova), einer Meisterin der schwarzen Kunst, die durch allerlei Hexenwerk dafür sorgen soll, dass die schöne Braut zu ihm zurückkehrt. Ist natürlich für die alte Dame kein ernsthaftes Problem — doch für eines will sie partout nicht die Verantwortung haben. Denn Antons Braut ist schwanger vom Nebenbuhler. Die Frucht zu töten übernimmt sie gern, die Verantwortung für diesen Mord müsse er aber auf seine Seele nehmen. Anton willigt ein. Doch während der Hexenmesse werden sie von den „Wächtern der Nacht“ überrascht und dem Treiben wird ein Ende gesetzt.

Doch es geschieht etwas Unerwartetes: Anton kann die Wächter der Nacht sehen. Das bedeutet für ihn, dass er selbst ein Anderer ist und entscheiden muss, für welche Seite er sich in Zukunft entscheiden will.

Moskau, heute. Anton hat sich entschieden. Für die gute Seite. Für sie tritt er im Außendienst an, die Menschen zu beschützen und geht mit seinem Team auf die Jagd auf die dunklen Mächte des Bösen. Bald merkt er, dass er Teil eines perfiden Plans des Bösen ist und die Vergangenheit holt ihn ein als er Yegor (Dmitry Martynov) begegnet, dem mittlerweile 12-jährigen Sohn seiner Ex-Frau. Yegor ist das Kind, für dessen Tod er einst die Verantwortung übernehmen wollte.

Meinung von

Nochnoy dozor (ich bin ja ein politisch korrekter Linker, da versucht man es möglich "authentisch" wiederzugeben und natürlich mache ich mich lustig über die, die es nicht tun.) macht es einem nicht leicht. Fangen wir mit dem unbestreitbar Guten an: Die Idee des Films ist durchaus tragfähig und spannend. Das ist den Autoren durchaus bewusst, denn sie haben eine Filmtrilogie im Auge. Und, um ehrlich zu sein, ich bin schon gespannt, wie es weiter geht.

Auch die meisten Schauspieler wissen zu überzeugen. Besonders natürlich der Hauptdarsteller, Konstantin Khabensky, der als saufender Wächter der Nacht von Minute zu Minute besser wird. Dmitry Martynov spielt endlich, endlich mal ein nicht nervendes Kind und — wie immer — hat der Böse, Viktor Verzhbitsky, eine sehr dankbare Rolle, die er großartig spielt. Was mich besonders freut, die Schauspieler sind normale Menschen, keine übermenschlichen Schönheiten, wie in diversen Hollywood-Filmchen.

Großartig ist der Soundtrack, der die Atmosphäre des Films wirklich gekonnt untermalt und nie langweilig wird. Nicht zu vergessen: Der großartige Humor, mit vielen wunderschönen Anspielungen und trockenen Dialogen.

OK, kommen wir zu den Schattenseiten. Die Special Effects sind mal großartig — mal so mies als hätten es ein paar Schüler zusammengebastelt. Das Schlimmste sind aber — die Längen. Immer wieder nimmt der Film Auszeiten oder erzählt uns Geschichten, die nicht interessieren und für die Handlung überflüssig sind. Schade.

Schließlich nervte mich persönlich noch der Chef der Guten - Vladimir Menshov. Irgendwie erinnerte er mich an den Chef von MacGyver, irgendwie da, irgendwie wichtig. Aber auch irgendwie überflüssig. Meinetwegen kann er gern im nächsten Teil sterben. So wie Dumbledore bei Harry Potter. Uups, hab ich jetzt was verraten?

Wer gerne episches Kino mag, wird bei den Wächtern der Nacht gut bedient. Kein Meisterwerk — aber sehr solides europäisches Kino auf (fast) Hollywood-Niveau.