Filmplakat The Paper Tigers

7,5/10

"Every Kung Fu man keeps a secret." — The Paper Tigers, 2020

The Paper Tigers

Besprechung

Lang ist es her. Damals, ja damals waren Danny (Alain Uy), Hing (Ron Yuan) und Jim (Mykel Shannon Jenkins) die Schüler von Kung-Fu-Meister Sifu Cheung (Roger Yuan). Heute arbeitet das einstige Wunderkind Danny als Versicherungsmakler, ist geschieden und Meilen weit davon entfernt Kung-Fu zu praktizieren oder auch nur einen Kampf — und sei es der mit der Ex-Frau — zu führen. Eines Tages steht der mittlerweile „gut genährte“ Hing vor seiner Tür. Der Meister ist gestorben.

Der alte Rivale Carter (Matthew Page), der sich für einen waschechten Chinesen hält und einen Glückskeksspruch nach dem anderen von sich gibt, behauptet, dass Sifu ermordet wurde.

Langsam, ganz langsam lernen die drei eingerosteten Krieger wieder was es heißt Kung-Fu zu leben. Das ist nicht nur Kampfkunst, das ist auch der Weg eines ehrbaren Lebens. Danny und Co. sind sich schließlich darüber einig, dass ihr Meister tatsächlich ermordet wurde. Die gefährliche Suche nach dem Mörder ihres Meisters beginnt. Gefährlich, weil niemand den Meister besiegen könnte.

Meinung von

Es muss nicht immer Horror sein. Mein erster Film seit einer gefühlten Ewigkeit — Fuck Corona! —, den ich im Kino sah. Weil auch die Leute vom Fantasy Filmfest unter dieser Pandemie gelitten haben, wurden die sonst im April stattfindenden Nights im Juni als doppelt lange Nights XL veranstaltet. Da es technische Probleme bei der Online-Bestellung gab — Nicht Danke dafür — konnte ich nicht A Quiet Place 2 als ersten Streifen sehen. The Paper Tigers war aber auch ein gelungener "Startfilm".

Regisseur Quoc Bao Tran dürfte kaum jemand kennen. Der Stuntkoordinator von zum Beispiel Prospect, schrieb die Vorlage für seinen ersten Langfilm. Das Ergebnis lässt sich sehen. Die Geschichte ist gut, die Figuren alle liebenswert. Das Trio muss man von Anfang an mögen. Der Witz ist fein und nicht platt. Das hätte durchaus passieren können, wenn man eine Martial-Arts-Komödie macht.

Wir haben ältere Herren vor uns, die alle den Kung-Fu-Weg verlassen haben. Man hat sich nach der Jugendzeit — in der sich Danny und Jim auch noch zerstritten haben — in ein ganz normales Leben begeben. Hing ist vor zehn Jahren von einem Gerüst gefallen und kann nicht mehr richtig gehen, Jim ist eher auf Kampftanz geeicht. Die Kung-Fu-Bewegungen sind nicht mehr in seinem Muskelgedächtnis. Und Danny versucht jedem Streit, jeder Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Auch als sein kleiner Sohn Ed (Joziah Lagonoy) in der Schule verprügelt wird, rät der Vater seinem Sproß: Geh dem Kampf aus dem Weg.

Die Männer werden wiedervereint und müssen sich einem extrem gefährlichen Gegner stellen. Dabei werden auch die Muskeln und Sehnen erneut gespannt. Den Weg dahin, wie das Trio sich nach so langer Zeit erneut befreundet und wie sie ihre Kampfkunst reaktivieren, das ist mit viel Wärme und Witze umgesetzt. Ein schöner Start in die Kinozeit.

Die Kampfszenen sind übrigens echt gut gemacht. Da wird teilweise so fies zugeschlagen, dass man unweigerlich laut Auuu! ruft und Das muss wehgetan haben ... denkt.