Besprechung
1880 geht im Ostlondoner Stadtviertel Limehouse ein Monster um. Zuletzt hat es fünf Leute – eine Familie mit zwei Kindern und eine Amme – umgebracht. Limehouse ist so schon ein armes, heruntergekommenes Viertel, ein mordendes Monster macht den Teil Londons nicht gerade attraktiver. John Kildare (Bill Nighy) von Scotland Yard wird auf den Fall angesetzt. Sein erster Mordfall und dann so ein komplizierter.
Zur selben Zeit wird die junge Lizzie Cree (Olivia Cooke) des Mordes an ihrem Mann John Cree (Sam Reid) beschuldigt. Sie soll ihn vergiftet haben. Kildare vermutet einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen. Er besucht die Gerichtsverhandlung von Lizzie. Diese schildert, wie sie von einem armen Mädchen, dessen grausame Mutter früh verstorben ist, zum Varieté kam und dort ihren späteren Mann kennengelernt hat. Doch vorher nahm sie Dan Leno (Douglas Booth) unter seine Fittiche und baute sie zu einem Musik-Star auf.
Kildare kommt dahinter, dass der Mörder in einer Bibliothek eine Art Tagebuch geführt hat. Er versucht einen Verdächtigen nach dem anderen auszuschließen. Einer der Verdächtigen war John Cree.
Meinung von Nils
Mein dritter Film im Rahmen der Fantasy Filmfest Nights im Savoy. Der einzige Film, der keinen Trailer hatte. Die Beschreibung klang interessant. Ich hatte tatsächlich eine mystische, mörderische Gestalt vor Augen, die im viktorianischen Eastlondon umhergeht und ein Scotland Yard-Angestellter, der dem Monster nachspürt. Schnell wird jedoch klar, dass "Golem" nur eine Bezeichnung ist. Die Leute spinnen herum und übertreiben. Tatsächlich ist es ein Mensch aus Fleisch und Blut, der da umgeht und auf bestialische Art und Weise Menschen umbringt. Wer also Creature-Horror erwartet – so wie ich es tat – wird enttäuscht.
Stattdessen haben wir hier einen grundsoliden Kriminalfall, der rein zufällig im 19. Jahrhundert angesiedelt ist. Der Film ist prachtvoll ausgestattet und düster gefilmt. Das macht er alles richtig. Bill Nighy als getriebener Detektiv ist super besetzt und Olivia Cooke, die man wohl aus dem Fernsehen kennen kann, ist ebenfalls gut besetzt. Manchmal hat man den Eindruck, Kildare ist mehr daran gelegen den Fall von Lizzie aufzuklären, als den Golem-Fall. So wirkt es auch auf Inspektor Roberts (Peter Sullivan), der Kildare unterstützen soll.
Immer wieder sehen wir Rückblenden, die den Werdegang von Lizzie im Theater zeigen. Sie wusste sich schon immer zu behaupten, war belesen und witzig. Nicht nur Dan Leno kümmerte sich um sie, auch bei Uncle (Eddie Marsan), dem Manager des Theaters, hatte sie einen Stein im Brett. John Cree tauchte früh auf. Erst als Geliebter der Akrobatin Aveline (María Valverde), doch schnell findet er auch Gefallen an Lizzie. Er nimmt sogar eine sehr beschützende Rolle ein.
Die Vorlage zu dem Film stammt von Peter Ackroyd. Das Buch habe ich nicht gelesen, aber was man über das Buch liest, geht es darin eher um Dan Leno, als um John Kildare. Da wurde also noch mal kräftig umgeschrieben. Vermute ich. Das macht aber nichts. The Limehouse Golem ist ein gut gemachter, vielleicht etwas zu langer, Krimi mit einem netten Twist am Ende. Einmal anschauen reicht aber.
Die Auflösung, die Identität des waren Mörders und dessen Beweggründe werden hier nicht verraten, im Film aber gut dargelegt. Am meisten haben die Leute übrigens gelacht, als einer der Verdächtigen Karl Marx war ...