Filmplakat Synchronic

7/10

"The past fucking sucks, man!" — Synchronic, 2019

Synchronic

Besprechung

Die beiden Sanitäter Steve Danube (Anthony Mackie) und Dennis Dannelly (Jamie Dornan) werden in letzter Zeit zu sehr seltsamen Fällen gerufen. Was auffällt ist, dass alle Verletzten oder auch Toten unter sonderbaren Umständen verletzt bzw. gestorben sind. Da ist der Typ in dem Junkie-Haus, der von einem unheimlichen Säbel durchlöchert wurde. Oder die junge Frau, die im zweiten Stock eines Hotels von einer Schlange gebissen wurde, während ihr Freund durch den Aufprall im Fahrstuhlschacht umkam. Dabei scheint der Aufprall viel zu gewaltig gewesen zu sein für die Höhe des Schachts. Steve bemerkt an jedem Tatort die Modedroge Synchronic.

Dennis hat Eheprobleme und Steve muss feststellen, dass er einen Gehirntumor hat. Das Viech ist so aggressiv, dass Teile von Steves Gehirn geradezu juvenil wirken. Steve sagt seinem Kumpel nichts von dem Tumor.

Weil Steve eine Verbindung zwischen der Droge Synchronic und diesen bizarren Todesfällen der jungen Leute vermutet, kauft er die letzten Bestände des hiesigen Headshops auf. Ein Mann will ihm die Pillen abkaufen, doch Steve braust davon. Erst in der Nacht sollen sich Steve und Dr. Kermani (Ramiz Monsef) erneut treffen. Kermani bricht in Steves Haus ein. Er will die Drogen beseitigen, denn er kennt den Nebeneffekt: Zeitreisen.

Meinung von

Erster Beitrag für mich auf den Fantasy Filmfest White Nights im Savoy. Als die Moderatoren sich vorne hinstellten und den Film ankündigten, erwähnten sie auch die beiden Regisseure Justin Benson und Aaron Moorhead. Plötzlich überkam mich Panik. Ich hatte ihr vorheriges Werk, den absoluten Mindfuck The Endless gesehen. Den habe ich nicht verstanden und ich wollte auf gar keinen Fall wieder über 90 Minuten drogengeschwängerten Müll sehen. Ich sollte die Beschreibungen der Filme besser lesen ...

Benson, der die Geschichte zu Synchronic schrieb, dürfte die eine oder andere bewusstseinserweiternde Droge intus gehabt haben beim Schreiben. Oder es waren nur noch Flashbacks vom The Endless-Trip. Synchronic ist nämlich nicht so schlimm wie sein Vorgänger. Der neue Film der beiden Amis hat sogar eine echte Handlung. Eine fantastische, das muss man sagen, aber immerhin eine Handlung.

Jamie Dornan kennen die Damen aus Fifty Shades of Grey (den ich niemals besprechen werde, weil ich ihn niemals sehen werde). Seine Figur ist eher mau. Seine Frau Tara (Katie Aselton) und er haben gerade ihr zweites Kind bekommen. Die Ehe ist dennoch angeschlagen. Und als die 18-jährige Tochter Brianna (Ally Ioannides) – bekannt aus der Serie Into the Badlands – verschwindet, geht es richtig den Bach runter mit der Ehe.

Steve schluckt schon von Anfang an Tabletten wie ein Loch und erzählt auch immer von seinen Alkoholexzessen, die der Grund für seine Kopfschmerzen sind. Bis er von dem Tumor erfährt. Eine schicksalhafte Mitteilung. Der Klassiker: Was machen mit den letzten Monaten? Wie soll man die Zeit sinnvoll nutzen? Auf was kann man am Ende zurückblicken? Das sind Fragen, die in Synchronic behandelt werden. Steve muss sich diesen Fragen stellen und nimmt die Zuschauer mit auf seine Reise ... durch die Zeit. Say what??

Hier dann der fantastische Teil des Films. Der gute Doktor, der da mitten in der Nacht bei Steve einsteigt um die Pillen zu stehlen, der hat diese Droge nebenbei entdeckt, als er ein Medikament nachbauen wollte. Dass Synchronic bei jungen Menschen, das ist ihrer Gehirnstruktur zuzuschreiben, Zeitsprünge erzeugt, will Steve zunächst nicht glauben. Doch dann probiert er es aus.

Am Ende war ich doch von Synchronic positiv überrascht. Anthony Mackie, der einem breiten Publikum als Falcon aus den Avengers-Streifen bekannt sein dürfte, ist hier in eine etwas kleinere Klasse eingestiegen. Ich gehe davon aus, dass Benson und Moorhead-Streifen nicht so teuer sind wie Marvel-Filme. Synchronic erzählt seine Geschichte solide, es gibt echte Spannungsmomente, der Film hat Witz und mit Mackie einen sympathischen Hauptdarsteller. Lediglich die Schlusseinstellung, die hat einigen im Kinosaal ein geradezu verzweifeltes Was??? entlockt.

Während ich The Endless niemandem empfehlen kann, sage ich allen Fantasie-Freunden: Synchronic könnt Ihr Euch anschauen. Auch ohne Drogen.