Filmplakat Rango

8,5/10

"Niemand kann vor seiner eigenen Geschichte weglaufen." — Rango, 2011

Rango

Besprechung

Wer wie ein Reptil in einem Terrarium gehalten wird, kann schon mal den Sinn für die Realität verlieren — und sich selbst. Ein Chamäleon (Johnny Depp) ist so ein Fall. Durch ein Unglück findet sich das Reptil mitten in der Mojave-Wüste wieder. Ein sehr unfreundlicher Ort für unser das Theater und seinen kleinen Pool liebendes Chamäleon.

In der Stadt „Dreck“ angelangt, imitiert unser wandelmütiger Freund die tierischen Einwohner. Als er in der hiesigen Kneipe nach einem Namen gefragt wird, gibt er sich selber den Namen Rango — und gleich eine heldenhafte Lebensgeschichte oben drauf. Die — und ein Zufall — bringt ihm dann auch den Posten des Sheriffs von „Dreck“ ein. Nicht wirklich beeindruckt von der Ernennung ist die Echse Bohne (Isla Fisher), die in der Stadt ist, um einen Kredit für ihre Farm zu bekommen. Doch in der Bank herrscht Wasser-Knappheit.

Bohne behauptet, in der Wüste würde Wasser verschwendet werden, doch niemand glaubt ihr. Auch nicht der zwielichtige Bürgermeister (Ned Beatty), der von der Trockenheit nicht betroffen ist.

Als die allerletzten Wasserreserven aus der Bank gestohlen werden, ist es Rango, der eine Gruppe anführt, um es wieder zu finden.

Meinung von

Ein Mix aus Western, Komödie und — auch wenn man es nicht gleich mitbekommt — Ökodrama. Ganz richtig gelesen: Ökodrama. Es geht darum, dass Wasser knapp ist in der Mojave-Wüste. Es wird deutlich, dass alle das erfrischende Nass brauchen. beim Schauen des Films bekommt man selber eine trockene Kehle. Regisseur Gore Verbinski lässt den Bürgermeister dann auch einen ganz wichtigen Satz von sich geben: Wer das Wasser kontrolliert, der kontrolliert die ganze Welt. Gar nicht mal so dumm dieser Satz. Rango ist auch — und das mag ich — eine Kritik an der ungeheuren Wasserverschwendung in Las Vegas. Das wird in dem Film sogar kurz angerissen, wenn auch nicht wörtlich.

Die Animationen aus dem Hause ILM sind grandios, nahezu perfekt. Alles ist realistisch, bis auf die Figuren. Zwar haben alle Tiere echte Vorlagen und man hat sich bemüht, die Hauptcharakterzüge der Originale zu erhalten, doch befinden wir uns in einem Animationsfilm. Da sind die Figuren natürlich nicht hyperreal.

Rango ist ein einsamer Charakter. Am Anfang sehen wir ihn, wie er in seinem Terrarium Selbstgespräche führt und mit imaginären Freunden Theater spielt. Somit ist er im Grunde ein idealer "Lonesome Wolf". Die holde Maid — in Form der Echse Bohne — darf natürlich nicht fehlen.

Der Witz ist fein, nicht zotig. Es gibt Anspielungen an andere Filme, wie z.B. Apocalypse Now (fliegende Fledermäuse) oder Western mit Clint Eastwood. Rango trifft später im Film in der Wüste auf den "Geist des Wilden Westens" (Timothy Olyphant), der schaut verdammt nach Eastwood aus ...

Ein herrlicher Spaß in fantastischer Optik, eine gute Geschichte, das ist Rango. Auch wenn man Pixar-Fanboy ist, ist Rango ein Blick wert. Vielleicht auch mehr. Ich mag ihn jedenfalls sehr gerne. Der muss als Blu-ray auf einem großen Bildschirm bestimmt klasse aussehen. Ich kann die Oscar-Nominierung schon verstehen.

Kleiner Schmankerl: Wenn Rango am Anfang auf der Straße von Auto zu Auto geschleudert wird, landet er auch bei einem Pärchen auf der Windschutzscheibe, die uns verdammt bekannt vorkommen. Die beiden paranoiden Typen in dem roten Wagen erinnern sehr an Raoul Duke und Dr. Gonzo aus Fear and Loathing in Las Vegas. Da geht doch das Moviejunkie-Herz auf.

Übrigens ist Rango einer der seltenen Filme, die einen wunderschön gestalteten Abspann haben. Anschauen!