Filmplakat Parasite

7,5/10

"Diese Senden-Taste ist im Grunde wie ein Raketenwerfer." — Parasite, 2019

Parasite

Besprechung

Die Kim-Familie lebt in ärmlichen Verhältnissen. Die vier hausen in einer Kellerwohnung und verdienen sich Geld durch das Falten von Pizzaschachteln. Eines Tages steht Min (Seo-joon Park) in der Tür. Der Kumpel von Sohn Ki Woo (Choi Woo Shik) ist Student und will ins Ausland. Er schenkt der Familie einen Gelehrtenstein, der Reichtum bedeuten soll, und bietet Ki Woo an, seinen Job als Englischlehrer bei der Familie Park anzunehmen.

Ki Woo wird der neue Lehrer von Da Hye (Jung Ziso). Schnell erkennt Ki Woo, dass die wohlhabende Familie Park ein gutes Opfer ist. Sein Zeugnis war gefälscht, als nächstes schleust er seine Schwester Ki Jung (Park So Dam) in die Familie ein. Sie gibt sich als Kunsttherapeutin für den jüngsten Park-Sproß Da Song (Jung Hyeon Jun) aus. Dann kommt Ki Taek (Song Kang Ho) rein, der den geschickt ausmanövrierten Fahrer ersetzt. Schließlich die härteste Nuss: Die langjährige Haushälterin Moon Gwang (Lee Jung Eun) muss verscheucht werden, damit Mutter Chung Sook (Chang Hyae Jin) Einzug halten kann.

Die Park-Familie wird also unterwandert von den Kims. Das geht nur so lange gut, bis Moon Gwang vor der Tür steht und die Familie bei einem Gelage enttarnt. Die Familie steht entblößt da. Moon Gwang hat aber auch ein Geheimnis, das in einem geheimen Bunker unter dem Haus schlummert.

Meinung von

Parasite hat etwas geschafft, was es zuvor noch nie gab. Er hat vier Oscars eingefahren, wobei er sowohl bester internationaler Film, als auch bester Film des Jahres wurde. Regisseur Bong Joon Ho (Snowpiercer) erhielt für seine Regiearbeit einen Oscar und zusammen mit Jin Won Han auch noch einen Oscar für das beste Drehbuch. Bong Joon Ho war kaum von der Bühne herunterzubekommen.

Sein Film handelt von sozialen Schichten und dem Streben nach Glück. Die Park-Familie hat alles. Ein schönes Architektenhaus, eine Haushälterin, einen Fahrer. Der Sohn ist "etwas ganz Besonderes", so seine Mutter Yeon Kyo (Cho Yeo Jeong). Yeon Kyo ist eine sehr zerbrechliche, leichtgläubige Frau. Ihr Mann, Dong Ik (Lee Sun Kyun), ist kaum anwesend, weil er so viel arbeitet. Er liebt seine Frau, wie man eine Ehefrau eben lieben muss.

Die Kim-Familie ist das genaue Gegenteil. Hier hält die gesamte Familie zusammen. Sie werden ständig mit ihrer Armut konfrontiert. Als sich die Chance bietet endlich zu Geld zu kommen, greifen sie zu. Das ist moralisch unter aller Sau, was sie da machen, aber die Parks sind doch zufrieden. Also was soll's?

Der Zuschauer genießt die Infiltration. Wir wären doch auch gerne Teil von "da oben". Also gönnen wir es den Kims. Als dann aber die alte Haushälterin vor der Tür steht und eine weitere soziale Schicht, die sogar noch unter der der Kims ist, offenbart, muss man einfach laut What the fuck? ausrufen. Ab hier wird es schon irgendwie surreal.

Der Gelehrtenstein soll den Kims Wohlstand bescheren. Nur wenig, nachdem Ki Woo den Stein erhalten hat, geht es auch – auf Kosten der Parks – mit der Familie Kim aufwärts. Es reicht nicht, um aus dem Kellergewölbe rauszukommen, in dem wir sie am Anfang des Films gesehen haben. Tatsächlich wird den Kims auch das genommen, nachdem sie ihr Glück ein wenig zu sehr ausgekostet haben. Bescheidenheit hätte der Familie gut getan. Doch Gier überkam sie und der Gelehrtenstein "versagte".

Irgendwo las ich, dass bei der Überflutung der Kim'schen Wohnung der Gelehrtenstein von Kim Woo gefunden wurde, weil der Stein schwamm? Leider kann ich das nicht bestätigen. Wenn dem so sei, dann wären wir ab da in der Fantasiewelt angekommen. Bong Joon Ho zeigt uns am Ende auch eine Fantasiewelt, als Ki Woo davon träumt, sein Studium erfolgreich abzuschließen, dann reich zu werden und schließlich das Haus der Parks zu erstehen. So würde er alle Schichten – oben, unten und ganz unten – vereinen. Doch diese Gleichheit der sozialen Schichten wird nur ein Traum bleiben.

Parasite hat seine lustigen Momente, seine schwarz-humorigen und seine grausamen. Er ist ein Abklatsch des Lebens und er ist eine herbe Kritik an einem sozial ungerechten System, in dem es viel zu große Unterschiede zwischen den Schichten gibt.