Filmplakat Palm Springs

7/10

"Das war ein gram­ma­ti­ka­lischer Albtraum!" — Palm Springs, 2020

Palm Springs

Besprechung

Sarah (Cristin Milioti) ist die Trauzeugin und ältere Schwester von Tala (Camila Mendes) und sie ist nicht sonderlich begeistert vom ersten Job. Liebe ist scheiße. Auf der Hochzeit trifft Sarah Nyles (Andy Samberg). Während alle fein rausgeputzt sind, läuft der im Hawaiihemd und in Badehose bei den Festlichkeiten herum. Die beiden kommen sich näher. Am Ende der Nacht landen sie in der Wüste von Palm Springs. Gerade als sie rummachen wollen, taucht Roy (J.K. Simmons) auf, schießt mit Pfeil und Bogen auf Nyles und jagt ihn quer durch Staub und Steine. Nyles kann sich in eine Höhle mit rotem Licht schleppen. Dumm, dass Sarah ihm folgt.

Sarah ist extrem verwirrt, als sie aufwacht. Es ist wieder der Hochzeitstag ihrer Schwester. Was zum Teufel? Nyles ist ebenfalls überrascht. Nicht, dass schon wieder der 9. November ist, sondern dass Sarah nun ebenfalls in diesem Tag feststeckt. Nyles weiß nicht, wie lange er schon an diesem verdammten Tag zu knabbern hat. Nun sind es zwei – drei, wenn man Roy mitrechnet –, die den Tag immer und immer wieder neu erleben.

Nyles hat sich daran gewöhnt. Sein Motto lautet, dass alles egal ist. Er kann nicht sterben, nichts hat Konsequenzen, weil nach der Nacht eh alles wieder zurückgedreht wird. Sarah will sich damit nicht abfinden.

Meinung von

Der Streifen lief irgendwann einmal auf dem Fantasy Filmfest. Leider konnte ich den damals nicht sehen. Also musste ich aufs Heimkino warten. Aus einem mir nicht bekannten Grund habe ich den Film als eine Art RomCom abgestempelt gehabt. Deswegen wunderte es mich übrigens auch, weshalb der auf dem Fantasy Filmfest lief.

Naja, warum nicht ein fantastischer Film, der gleichzeitig Einschläge einer RomCom hat? Denn das ist Palm Springs. Anfangs denkt man noch, man ist in dem romantischen, komödiantischen Genre unterwegs. Nyles wacht neben seiner Freundin Misty (Meredith Hagner) auf, es gibt Morgen-Sex, dann sehen wir Nyles im Pool abhängen, wo er von einem männlichen Gast angebaggert wird, dem Nyles aber eine Absage erteilt. Soweit also alles im normalen Bereich.

Sarah wirkt von Anfang an genervt von der Hochzeit ihrer kleinen Schwester. Sie wundert sich über diesen Typen, der irgendwie jede Bewegung von jedem Partygast zu kennen scheint. Seltsam. Wenn Sarah dann aber zum zweiten Mal am Hochzeitstag aufwacht und – verständlich – sehr verwirrt ist, kommen schnell ... und täglich grüßt das Murmeltier-Gefühle auf.

Palm Springs hat tatsächlich ziemlich viel von diesem wunderbaren "Klassiker" der Zeitschleifenfilme übernommen. Im Laufe des Films kommt heraus, dass Nyles – wie einst Phil (Billy Murray) auch – schon alle Formen des Selbstmordes versucht hat. Wo Phil aber irgendwann angefangen hat, etwas aus seinem Leben zu machen (Klavierstunden, Kinder und alte Männer retten, ...), hat Nyles am Ende resigniert aufgegeben. Ihm ist alles egal. Das Leben ist eine ständige Wiederholung. Wozu sollte man sich da noch anstrengen?

Es kommt, wie es kommen muss. Erst als Sarah in der gleichen Zeitschleife gefangen ist, findet Nyles wieder einen Sinn in seinem Leben. Zunächst einfach in der Form, dass er jemanden hat, mit dem er Schabernack treiben kann. Ein "Partner in Crime" sozusagen. Dem Spiel von Cristin Milioti und Andy Samberg zuzuschauen bringt Spaß. Wenn man für eine Ewigkeit zusammenleben muss, lässt man Gefühle am besten außen vor. Da sind sich beide einig. Doch nach dem x-ten Tag, passiert es dann doch.

Sarah taucht jedoch nicht mehr auf. Nyles ist alleine und muss feststellen, dass doch nicht mehr alles egal ist. Sarah ist ihm nicht egal. Er will wieder mit ihr zusammen sein.

Palm Springs ist eine Art "Werde mal erwachsen"-Film, verpackt in einem Zeitschleifenstreifen. Ganz amüsant. Sagen wir mal, Regisseur Max Barbakow hat seinen ersten abendfüllenden Film nicht völlig verkackt, sondern solide Unterhaltung abgeliefert. Er schrieb auch die Geschichte, während Andy Samberg das Drehbuch verfasste.

Man könnte sagen, Palm Springs ist der ... und täglich grüßt das Murmeltier einer anderen Generation. Wobei man im Bill Murray-Film noch eine Hintergrundgeschichte zu Phil hatte. Von Nyles weiß man nichts. Nicht einmal, wie lange er schon in der Zeitschleife steckt. Man munkelt über 40 Jahre.

Für einen netten, kurzweiligen Streifen mit zwei sympathischen Hauptdarstellern ist Palm Springs ein guter Kandidat.