Filmplakat Nur ein kleiner Gefallen

6,5/10

"Du bist viel zu nett. Keine Ahnung, wie du so lange überlebt hast." — Nur ein kleiner Gefallen, 2018

Nur ein kleiner Gefallen

Besprechung

Als allein erziehende Mutter und Vloggerin hat Stephanie Smothers (Anna Kendrick) alle Hände voll zu tun. Eines Tages lernt sie die PR-Managerin Emily Nelson (Blake Lively) kennen. Die Söhne der beiden Frauen gehen gemeinsam zur Schule. Während Stephanie eine überaus engagierte Mutter ist und auch schon in die Richtung „Heilige“ geht, ist Emily das absolute Gegenteil. Emily arbeitet wie ein Tier, kümmert sich wenig um den Sohn, die Ehe mit ihrem Mann Sean Townsend (Henry Golding), einem erfolglosen Autor, bröckelt. Emily trinkt schon am Nachmittag Martinis – und freundet sich doch mit Stephanie an.

Emily ist eine geheimnisvolle Frau. Verrucht und gefährlich. Als Stephanie ein Foto von ihr macht, wird Emily extrem aggressiv. Es darf keine Fotos von ihr geben.

Eines Tages bekommt Stephanie einen Anruf von Emily, ob sie sich um ihren Sohn kümmern könne, sie müsse etwas erledigen. Dann taucht Emily aber nicht mehr auf. Bis sie schließlich tot in einem See gefunden wird – vollgepumpt mit Heroin. Stephanie kann nicht glauben, dass es hier mit rechten Dingen zugeht. In ihrer Trauer kommen sie und Sean sich näher. Das Leben scheint wieder gut zu werden. — Bis sich Emily bei Stephanie meldet.

Meinung von

Was ist das nun? Ein Krimi? Ein Thriller? Eine Komödie? So ganz schlau wird man daraus nicht. Nur ein kleiner Gefallen wirkt durch Anna Kendrick lustig und leicht. Blake Livelys Charakter bringt eine Schwere und Düsternis hinein. Wieso befreunden sich diese beiden völlig unterschiedlichen Frauen? Was hat Emily von dieser Beziehung? Für Stephanie ist es neu, exotisch und Emily reißt sie aus ihrem eher biederen Leben heraus. Für Stephanie ist das alles furchtbar spannend.

Wieso aber auf einmal das düstere Geheimnis von Stephanie ans Tageslicht gebracht werden musste – keine Ahnung. Viel hat das nicht zur Geschichte beigetragen. Vielleicht nur, dass "der Geist" von Emily ein Wort hatte, mit dem sie Stephanie aus der Fassung bringen konnte.

Apropos: Vielleicht habe ich in den zwei Stunden – der hätte auch kürzer sein können – nicht richtig aufgepasst, aber warum meldet sich Emily bei Stephanie? Emily wollte untertauchen, wollte Geld machen und dann weckt sie die Aufmerksamkeit von Stephanie? Es war doch nicht die Beziehung zwischen Stephanie und Sean? Nee ... Die müsste der kalten, psychotischen Emily doch am Arsch vorbeigegangen sein. Oder?

Schön an dem Film ist, dass er endlich mal wieder einen Vorspann hat. Früher hatten Filme das immer, heute fangen sie für gewöhnlich direkt an und dann laufen noch ein paar Namen durchs Bild. Lieblos. Auch nimmt der Film sich nicht ganz ernst. Im Abspann wird geschrieben, was aus den Protagonisten geworden ist. Sean hat endlich wieder ein Buch geschrieben. Dem Namen nach über die Vorfälle in dem Film. Kritiker fanden die Geschichte aber zu gestellt. Ja, das passt auch zum Film. Man sollte das also alles nicht zu ernst nehmen. Stephanie hingegen macht weiter Kochvideos und hat eine Agentur zur Klärung ungelöster Fälle. Wo kommt das denn auf einmal her?

Na schön, Nur ein kleiner Gefallen wir bei mir unter "netter Zeitvertreib" abgelegt. Anna Kendrick sieht nicht nur wieder bezaubernd aus, sondern spielt die unschuldige, übereifrige Mutter auch ganz ansehnlich. Blake Lively mimt ihre Emily grausam kalt und unangenehm.