Filmplakat Die Teuflischen

8,5/10

"Ein Mensch kann nicht alles runterschlucken. Das gilt nicht nur fürs Essen." — Die Teuflischen, 1955

Die Teuflischen

Besprechung

Christina Delassalle (Véra Clouzot) und ihr Mann Michel (Paul Meurisse) führen ein Internat am Rande von Paris. Die beiden Eheleute sind sich mittlerweile fremd. Michel ist gemein zu seiner herzkranken Frau. Außerdem hat er eine Affäre mit der Lehrerin Nicole Horner (Simone Signoret). Die wird auch mies behandelt von Michel. Hin und wieder schlägt er sie. Christina ist ganz froh, dass das nicht mehr sie trifft.

Die beiden Frauen – Gattin und Geliebte – sind befreundet. Da sie beide unter Michel leiden, stiftet Nicole Christina dazu an, Michel umzubringen. Nicole hat einen ausgefeilten Plan, inklusive Alibi für die Frauen. Allerdings sträubt sich die strenggläubige Christina vor dem Mord. Schließlich schafft Nicole doch noch, die Ehefrau zu überreden.

Der Plan geht auf. Michel ist tot. Erst betäubt, dann ertränkt. Die Frauen haben ihn in Niort ermordet, wo Nicole eine Wohnung hat. Die Leiche wird zurück ins Internat geschafft, im schuleigenen Schwimmbad versenkt. Am nächsten Tag fehlt jedoch jede Spur von der Leiche.

Meinung von

Wer hätte gedacht, dass die Franzosen einen so guten Mysterie-Thriller machen können? Die Teuflischen basiert auf einem Buch der Autoren Pierre Boileau und Thomas Narcejac. Alfred Hitchcock wollte die Rechte an dem Buch, doch Regisseur Henri-Georges Clouzot schnappte dem Großmeister des Suspence die Rechte nur weniger Stunden früher vor der Nase weg. Die Teuflischen ist Hitchcock-Material und es wäre toll gewesen, die Geschichte von dem Briten umgesetzt zu sehen. Aber Clouzot macht auch einen hervorragenden Job.

Michel wird als Arschloch und Sadist dargestellt. Selbst der Zuschauer wünscht dem die Pest an den Hals. Nicole ist zwar Opfer des Mannes, gibt jedoch nicht klein bei. Sie ist kalt, berechnend und skrupellos. Sie plant den perfekten Mord und führt ihn zu weiten Teilen auch aus. Christina hingegen ist die Zarte. Sie ist strenggläubig und rechnet damit, dass sie für diese Tat in die Hölle kommt.

Als die Leiche dann aus dem Schwimmbecken verschwindet, wird die Geschichte mysteriös. Wie kann der tote Michel verschwinden? Wo ist die Leiche hin? Das ist alles gut aufgebaut und wir Zuschauer bleiben ratlos zurück. Genauso ratlos wie die Frauen, wobei auch hier wieder die kühle Nicole eher ruhig bleibt, Christina hingegen tausend Qualen leidet.

Als der Schüler Moinet (Yves-Marie Maurin), der zwar als Lügner bekannt ist, davon erzählt, dass der Direktor ihm eine Strafe für eine zerbrochene Scheibe auferlegt habe, geraten die Frauen und die Zuschauer völlig aus dem Ruder. Wie ist das möglich? Lügt der Junge? Aber warum? Wieso verrichtet er eine Strafarbeit? Und was hat es damit auf sich, dass ein Lieferant einen Anzug von Michel bringt, den der Tote in Auftrag gegeben haben soll? Immer mehr Verwirrung und Ungereimtheiten kommen an die Oberfläche, die den Film zu einem Suspence-Spaß machen.

Véra Clouzot war die Frau des Regisseurs. Die ursprünglich aus Brasilien stammende Schauspielerin mit den schönen Augen, hatte in ihrer Karriere nur drei Rollen. Die erste war in Lohn der Angst mit Yves Montand. In Die Teuflischen spielt sie ihre zweite Rolle. Nur fünf Jahre nach dem Film starb sie 46-jährig an einem Herzinfarkt – was damals für eine gewisse Aufregung sorgte, spielte sie doch in Die Teuflischen eine herzkranke Frau.

Der Film hat einen vollkommen unerwartetes Ende, das hier nicht verraten wird. Es wertet den Film allerdings wahnsinnig auf. Interessant hier: Die Teuflischen ist einer der ersten Filme, die am Ende des Streifens darauf hinweisen, dass man den Film ansehen und seinen Freunden empfehlen solle – aber auf gar keinen Fall das Ende Spoilern möge. Das mache ich dann auch nicht, empfehle den Film aber gerne weiter. Wirklich: Anschaubefehl!