Filmplakat Nichts zu verzollen

8,5/10

"Wir sind überlegen, nicht überheblich." — Nichts zu verzollen, 2010

Nichts zu verzollen

Besprechung

Der Albtraum für den belgischen Zollbeamten Ruben Vandevoorde (Benoît Poelvoorde) kommt Neujahr 1994 in Form der Europäischen Union und dem Grenzfall. Nicht nur, dass dann nicht mehr für Recht und Ordnung gesorgt wird, die verhassten „Franzacken“ können ungehindert in sein Belgien einfallen.

Auf der anderen Seite der Grenze haben wir den freundlichen Grenzer Mathias Ducatel (Dany Boon), der eine heimliche Beziehung mit Rubens Schwester Louise (Julie Bernard) hat. Die beiden wollen heiraten, doch da Ruben so ein Franzosenhasser ist, wird das schwer.

Mathias will aber, dass die Beziehung funktioniert und „legitim“ wird, deshalb springt er auch gleich auf den Zug, als es heißt, es müsse die erste „gemischte mobile Patrouille“ gegründet werden. So sitzen Ruben und Mathias zusammen mit Drogenhund Grizzli im klapprigen R4 und versuchen sich als mobile Zollbeamte. Mathias möchte Ruben auf die Art zum Freund gewinnen. Ruben hingegen möchte sein Charma aufbessern.

In den letzten Tagen des Jahres 1993, in dem Ruben und Mathias miteinander auskommen müssen, versucht der französische Drogendealer Duval (Laurent Gamelon) noch ein paar France zu machen. Unter anderem versucht er mit Hilfe des tumben Kneipiers Jacques Janus (Francois Damiens) Drogen über die Grenze zu schmuggeln. Doch da hat er die Rechnung ohne das mobile Zolleinsatzteam gemacht.

Meinung von

Nein, ich habe Dany Boons Willkommen bei den Sch'tis nicht gesehen. So, ist das auch mal gesagt. Aber Nichts zu verzollen soll ja auch besser sein. Und er ist wahrlich gut! Eine herrliche Komödie, die in einem kleinen Grenzdorf spielt. Die kommende europäische Union ist mehr Bedrohung für die Bewohner, als Segen. Da haben wir das Ehepaar Janus, das mit dem Wegfall der Grenze ihre Kneipen untergehen sieht und sich deshalb nach neuen Einnahmequellen umschaut.

Doch der absolute Star ist natürlich der frankophobe Ruben, der in den letzten Tagen des Jahres mit Grenze noch einmal richtig einen auf harten Zollbeamten macht. Jeden Tag gibt es einen elend langen Stau in dem Dorf. Seine Kollegen nervt's, die französischen ebenso.

Mathias ist überaus freundlich und liebenswert. Er versucht es wirklich nett zu seinem Schwager in spe zu sein, doch der hasst mit jeder Faser seines Körpers die Franzosen, was er immer wieder offen zeigt.

Die Geschichte ist niedlich, nett, freundlich, hat ein gutes Tempo, keine überraschenden Wendungen und einen herrlichen Humor. Im Grunde kann man ständig lachen. Ruben mit seinem verblendeten Hass ist sehenswert, der kleine Drogenkurier Tiburce (Bruno Lochet), der so sehr unter den beiden Polizisten leiden muss, Rubens verfressener Kollege — alles fein gemalt und aufeinander abgestimmt.

Als der Streifen anfing, dachte ich allerdings, er würde in einem Fiasko enden. Ich denke im Original kommt der Witz mit den unterschiedlichen Dialekten besser herüber. In der Synchronisation sprechen die Franzosen ganz normal, während die Belgier einen sehr seltsamen Akzent haben. Der soll wohl die Unterschiede zwischen Belgiern und Franzosen aufzeigen, auch gibt es Witze, die gezielt damit spielen, wenn Mathias einen Belgier nachäfft, aber im Deutschen kommt das sehr seltsam herüber. Wie gesagt, im ersten Moment dachte ich, wenn der Film nur in diesem seltsamen Tonfall weitergeht, wird Nichts zu verzollen eine einzige Qual.

Wurde er nicht. Ich bin sehr angetan von dem Witz, der Leichtigkeit in der Erzählung, den Charakteren. Eine kleiner Wohlfühl-Film, in dem man viel zu lachen hat. Sehr empfehlenswert.