Filmplakat Metropia

4,5/10

"You can't stop your thoughts." — Metropia, 2009

Metropia

Besprechung

Erdöl ist alle. Autos fahren nicht mehr. Im Europa des Jahres 2024 hat die Firma Trexx den Kontinent durch ein riesiges, unterirdisches Bahnnetzwerk verflochten. Alle fahren U-Bahn. Nur Roger (Vincent Gallo) fährt — unerlaubt — mit dem Fahrrad zu seiner tristen Arbeit im Callcenter. Er misstraut der Bahn.

Doch eines Tages muss Roger, der nachts eine Stimme in seinem Kopf hört, doch mit der Bahn fahren. Die Stimme wird deutlicher und drängt ihn dazu, Dinge zu kaufen, die er gar nicht will. Er kämpft dagegen an.

In der Bahn passiert das Unglaubliche: der dünne Mann sieht seine Traumfrau, das Shampoo-Model Nina (Juliette Lewis). Er folgt ihr. Schüchtern. Sie ertappt ihn und zieht ihn nach anfänglichen Kontaktschwierigkeiten in einen Sumpf aus wirtschaftlichen Intrigen. Was hat der Inhaber von Trexx, Ivan Bahn (Udo Kier), mit Nina zu schaffen? Was hat es mit dem Shampoo auf sich? Woher kommt die Stimme in Rogers Kopf?

Mit Nina an seiner Seite geht Roger all diesen Geheimnissen auf den Grund. Dabei warnt ihn die Stimme in seinem Kopf noch vor der kühlen Blonden.

Meinung von

Mein zweiter Film im Rahmen des 2010er Fantasy Filmfest (FFF). Der Moderator vor dem Film meinte noch, dass der Animationsfilm Metropia bereits auf einem Filmfestival lief und er deswegen nicht in einen Wettbewerb beim FFF einfließen konnte. Das bedauerte der Moderator, weil er Metropia als einen sehr sehenswerten, sehr schönen Film ansieht. — Na, das ließ ja hoffen. Obwohl es mit den Bildern, die man vorher gesehen hat, nicht unbedingt übereinstimmte. Schön? "Düster" wäre mein erster Gedanke gewesen (was nicht schlecht sein muss). Schließlich meinte er noch, Metropia habe bisher keinen deutschen Verleih gefunden, weshalb diese Vorführung wohl die einzige in Deutschland sein dürfe. Uhhh.

Die Optik des Films ist durchaus interessant. Der schwedische Ex-Graffito-Künstler Tarik Saleh hat die Geschichte aus der Feder von Frederik Edin und Martin Hultman als Animationsfilm umgesetzt. Dazu hat er Akteure fotografiert (das Gesicht von Roger ist das eines Koches) und diese Fotos leicht verzerrt — alle Figuren haben z.B. enorm große Augen — mit After Effects animiert. Das Ganze kommt düster, surreal und auch irgendwie unheimlich herüber. Somit also durchaus passend für eine Geschichte um Gedankenkontrolle.

Ja, darum geht es. Die Firma Trexx hat mit Hilfe eines Shampoos kleine Sender/Empfänger in die Köpfe der Menschen gebracht. Was die Menschen sehen, wird auch von Operatoren, irgendwo an einem geheimen Standort, gesehen. So können diese Operatoren alles überwachen und ggf. Kaufwünsche "flüstern".

Am Ende des 86 Minuten langen Streifens war weder mir, noch meiner Begleitung Jenny wirklich klar, wieso es diese Gedankenkontrolle gibt. Bis wir uns auf Konsum-Beeinflussung einigten.

Die Technik ist gut und ungewöhnlich, die Grundidee ist auch stets eine Geschichte wert — aber das Tempo lässt sehr zu wünschen übrig.

Ob es ohnehin vorhandener Schlafmangel, akuter Sauerstoffmangel in einem völlig überfüllten Cinemaxx-Saal oder einfach die nicht passende Erzählgeschwindigkeit war ... — ich bin mehrfach kurz eingenickt in dem Film. Herrje, ich habe sogar versucht mir Barthaare auszureißen, um wach zu bleiben. Das ist nie ein gutes Zeichen ...

Das Tempo wird, so denke ich einmal, aber auch von der Technik bestimmt, die verwendet wurde. So dermaßen viele Fotos kann man gar nicht machen, um die Geschichte perfekt flüssig erzählt zu bekommen. Schade. Hätte man mehr draus machen können. Ich hatte jedenfalls mehr erwartet.