Besprechung
Larry Crowne (Tom Hanks) ist zwanzig Jahre zur See gefahren, danach hat er beim U-Mart gearbeitet. Hier war er glücklich — bis man ihn vor die Tür setzt. Da er keinen Abschluss hat, könne er auch nie befördert werden. Ein Umstand, den man nicht zulassen könne, also schmeißt U-Mart Larry raus.
Da er sonst nirgends einen Job findet, geht er aufs College. Vorher verkauft der verschuldete Larry noch seinen Wagen und holt sich stattdessen bei Nachbar Lamar (Cedric the Entertainer) einen Motorroller. Der verbindet. Der gealterte Collegestudent trifft gleich am ersten Tag die junge Rollerfahrerin Talia (Gugu Mbatha-Raw), mit der er zufällig auch einen Wirtschaftskurs belegt. Talia motzt Larry modisch und sozial auf, was dieser freudig über sich ergehen lässt.
Viel wichtiger für den ehemaligen Koch zur See ist jedoch der Kurs „Freies Sprechen“ bei der von ihrem Job und ihrem Mann angenervten Lehrerin Mercedes Tainot (Julia Roberts). Mercedes‘ Mann Dean (Bryan Cranston) konnte einst Bücher veröffentlichen, doch nun hockt er nur noch zuhause vorm Computer, schreibt Kommentare in Blogs und schaut sich Pornos an. Kein Wunder, dass Mercedes nicht auf ihn gut zu sprechen ist, muss sie doch früh ins College und in der Regel gelangweilte Kids unterrichten. Larry ist aber kein Kind mehr und auch ist er sehr interessiert, etwas aus sich zu machen.
Meinung von Nils
Das war mal ein netter, kleiner Film, den uns Tom Hanks da präsentiert hat. Hanks hat die Geschichte geschrieben und Regie geführt. Larry Crowne ist kein Muss-man-gesehen-haben-Film, er ist aber sehr schön anzuschauen. Leicht hätte es ins Auge gehen können, die Figur des Larry ins Lächerliche oder Bemitleidenswerte gezogen werden. Doch schafft Hanks es, seinen Protagonisten als ehrlichen, aufrichtigen, neugierigen Menschen darzustellen. Er lässt sich nicht von seiner Misslage unterkriegen. Larry nimmt sein Schicksal in die Hand, ohne für den Zuschauer belehrend zu werden.
Als er an seinem ersten College-Tag die junge Rollerfahrerin Talia trifft, bestand die Gefahr, dass sie sich über den alten Knacker mit seinem hässlichen Rolelr lustig machen würde. Doch auch das hat Hanks nicht zugelassen. Gugu Mbatha-Raw spielt ihren Charakter frisch, liebenswert, leicht quirlig — ohne unangenehm zu werden. Man ist wohl schon zu sehr "geschädigt", so dass man an jeder Ecke (Film-)Verrat wittert. Die nächste Vermutung war dann die, dass sich die junge Frau an Larry ranmacht. Ja, da ist der lustige, offene Freund Dell Gordo (Wilmer Valderrama). Will sie ihn für Larry verlassen? Ein wenig eifersüchtig wird Dell schon. Aber auch hier bleibt uns das "Drama" erspart.
Die eigentlichen Probleme liegen bei Julia Roberts Figur. Sie hat Stress mit ihrem Mann. Das eskaliert schließlich — und Larry eilt zur Rettung? Nein.
Es ist sehr angenehm, dass Larry Crowne keine handelsübliche RomCom ist. Klar, wissen wir, dass Larry und Mercedes "irgendwie zusammenkommen müssen". Aber ihre Beziehung bleibt lange komplett ausgespart und ist kein Thema. Erst in den vielleicht letzten zehn Minuten muss die Beziehung schnell abgewickelt werden. Das macht Hanks auch, ohne aber das Ende hinzurotzen. Er erzählt die Geschichte nur schnell zu Ende.
Das Kino hat sich den gesamten Film über sehr gut unterhalten und es wurde viel gelacht. Wie schon erwähnt, muss man ihn nicht gesehen haben, aber da das Kinojahr irgendwie eh mau ist, ist Larry Crowne einen Kinogang wert, bei dem man nichts verkehrt macht. Einziger Wermutstropfen ist erneut die Synchronisation von Hanks. Seit einiger Zeit hört sich die deutsche Stimme an, als ob dem Sprecher die dritten Zähne rausfallen würden, sobald er den Mund auf macht. Das stört ungemein.
Nett war übrigens auch die Figur von "Mr. Sulu" George Takei, der Larrys Wirtschaftsprofessor spielt. Takeis Figur hatte diverse Lacher auf ihrer Seite.