Filmplakat James Bond 007 – Der Mann mit dem goldenen Colt

6,5/10

"Ich mag Mädchen in Bikinis - keine versteckten Waffen." — James Bond 007 – Der Mann mit dem goldenen Colt, 1974

James Bond 007 – Der Mann mit dem goldenen Colt

Besprechung

Der britische Geheimagent James Bond (Roger Moore) wird vorerst von seinem Auftrag entbunden, einen Wissenschaftler für Solarenergie zu finden. Sein Chef, M (Bernard Lee), will nicht, dass sein Top-Agent von dem bisher noch nie gesichteten Profilkiller Francisco Scaramanga (Christopher Lee) ermordet wird. Scaramanga ist dafür berüchtigt, nicht nur absolut treffsicher und unentdeckt zu sein. Der mysteriöse Killer benutzt goldene Kugeln einer Spezialanfertigung und er erhält für jeden Kill eine Million Dollar. Im Hauptquartier des MI6 wurde eine solche Kugel mit der Gravur „007“ abgeliefert.

Bond lässt das natürlich nicht auf sich sitzen. So macht sich der Geheimagent auf den Weg. In Beirut findet er den ersten Hinweis, der ihn nach Macau und schließlich nach Hongkong führt. Hier wird er vom Verbindungsmann Hip (Soon-Tek Oh) auf die Idee gebracht, dass Scaramanga einen Finanzier benötigt. Dafür kommt vor Ort nur der Kriminelle Hai Fat (Richard Loo) in Frage. Bond gibt sich Hai Fat gegenüber als der berüchtigte Killer aus. Scaramanga ist dem Briten jedoch schon voraus.

Meinung von

Nachdem sich Roger Moore in Leben und sterben lassen dem großen Publikum gestellt und dieses ihn nicht zerfleischt hat, hat es nicht lange gedauert und der zweite Film mit dem mittlerweile dritten Bond-Darsteller wurde gedreht. Der Mann mit dem goldenen Colt war Ian Flemings letzter Roman, der posthum veröffentlicht wurde. Im Buch soll Scaramanga wohl ein plumper Pistolenschwinger sein. Das wurde von den Drehbuchautoren Richard Maibaum und Tom Mankiewicz abgeändert. Lee war nicht die erste, aber dafür eine sehr gute Wahl. Eigentlich sollte Jack Palance den Bösewicht in diesem Bond-Streifen spielen.

Bis dahin hatte Lee hauptsächlich Dracula-Filme der Hammer-Studios abgeliefert gehabt. Mittlerweile war er dieser Blutschinken überdrüssig und freute sich entsprechend auf die Gelegenheit den Bösewicht in einem Bond-Streifen zu spielen. (Wusstet Ihr, dass Christopher Lee und Ian Fleming entfernte Cousins waren?) Lee ist ein wunderbarer Bond-Gegner. Kein Wunder, bei der filmischen Vergangenheit. Sein Scaramanga ist ruhig und redet nicht viel. Dann ist er mal freundlich und euphorisch, um im nächsten Moment eine versteinerte Mine zu haben.

Scaramanga sieht seinen Job als etwas, das er mit Bond gemein hat. Beide töten für Geld. Scaramanga ist sich dessen vollkommen bewusst und kann sein Handeln darauf ausrichten. Bond hingegen will das nicht hören, wenn beide beim Essen sitzen. Bond ein bezahlter Killer? Nein, er ist ein nobler Diener der Krone. Oder? Das ist eine durchaus interessante Ansicht. Wir sehen Bond tatsächlich als den Guten, der – das bringt wohl sein Job mit sich – die Lizenz zum Töten hat. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen ...

Um das übliche Bond-Motto "exotische Schauplätze" abzudecken, verschlägt es den Agenten diesmal nach Hongkong, Macau und Thailand. Die Insel von Scaramanga, gelegen in der Nähe von Phuket, war damals kaum bewohnt. Heute ist Khao-Phing Kan ein Touristenmagnet und bekannt als die "James Bond-Insel".

Der Mann mit dem goldenen Colt ist nicht nur "Bond jagt Mörder, bevor der ihn umbringt". Die Geschichte wird so gesponnen, dass Bond zunächst von einem Fall abgezogen wird, der jedoch mit Scaramanga verbunden ist. Das aber eher zufällig. Denn eigentlich wollte Scaramanga den Agenten gar nicht umbringen. Des Killers Liebeshäschen – Sorry, aber Freundin passt nicht. Scaramanga behandelt sie wie Dreck und "braucht" sie nur zum Beischlaf, damit er besser Killen kann. WTF? – Andrea Anders (Maud Adams) hat die Todesdrohungen eingefädelt, damit Bond Scaramanga umbringt. Sie will raus aus den Klauen von Scaramanga. Verständlich.

Einziger Wermutstropfen bei Der Mann mit dem goldenen Colt ist, dass sie Sheriff Pepper (Clifton James) wieder auftreten lassen. Wieso zum Teufel ist der ausgerechnet zur selben Zeit wie Bond in Thailand? Wieso geht ein Amerikaner in Thailand in ein Autohaus für amerikanische Autos und will eine Testfahrt machen? Vor allem der letzte Punkt ärgert mich, weil das überhaupt keinen Sinn ergibt.

Davon abgesehen ist der Film nette Bond-Unterhaltung, dessen Vorspann etwas von Mit Schirm, Charme und Melone hat, wenn ein namenloser Mann, der öffentlich eingeladen wurde, in das Kabinett des Scaramanga gelockt wird, wo er dann vom Meisterschützen auch hingestreckt wird. Diese Szene erinnert mich an die skurrilen, oft wortlosen Szenen aus besagter TV-Serie.