Filmplakat Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

4,5/10

"Angela Lansbury hat immer einen Plan." — Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast, 1997

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Besprechung

Southport ist eine kleine Stadt in South Carolina. Die vier High School-Schüler Julie James (Jennifer Love Hewitt), Helen Shivers (Sarah Michelle Gellar), Barry Cox (Ryan Phillippe) und Ray Bronson (Freddie Prinze Jr.) gehen nach der Schule alle ihre eigenen Wege. Julie trennt sich von Ray, weil sie nach Boston aufs College geht. Helen will Schauspielerin in New York werden. Am letzten Abend sitzen die vier Freunde am Strand, trinken, machen rum. Als es Zeit ist nach Hause zu fahren, übernimmt Ray das Steuer, weil Barry voll ist. Auf dem Weg zurück in die Stadt kommt es zu einem Unfall. Das Auto überfährt einen Mann. Das Quartett beschließt den Körper im Meer zu entsorgen und nie wieder darüber zu reden.

Ein Jahr später kommt Julie in der vorlesungsfreien Zeit zurück nach Southport. Sie erhält einen Brief, der besagt, dass jemand wüsste, was sie letzten Sommer getan habe. Sie ist aufgebracht. Julie macht Helen ausfindig, die irgendwie nicht den Durchbruch geschafft hat. Helen und Barry haben sich nach der Tat im Vorjahr getrennt. Die beiden jungen Frauen machen sich dennoch auf, den reichen Schnösel zu treffen. Ray, der eigentlich in den Norden gegangen sein wollte, ist Fischer in Southport geworden.

Barry glaubt nicht daran, dass wirklich jemand den vier ehemaligen Schülern auf die Schliche gekommen ist. Er hat Max (Johnny Galecki) im Visier. Doch der war’s nicht. Der wird von einer Person in Ölzeug mit einem Haken umgebracht. Dann häufen sich die Einschläge. Wer ist der mysteriöse Mörder, der in Southport umgeht und die vier Ex-Freunde bedroht?

Meinung von

1973 hat die Autorin Lois Duncan das Buch zu Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast geschrieben. Bevor Scream 1996 heraus kam, hatte Drehbuchautor Kevin Williamson daraus eine Filmvorlage geschrieben. Die Studios lehnten ab. Als dann aber Scream, das Williamson auch geschrieben hat, ein massiver Erfolg wurde, kaufte man schnell das Skript zu Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast auf und drehte den Film auch flott danach. Duncan soll nicht glücklich darüber gewesen sein, was Williamson aus ihrem Buch gemacht hat.

Das Drehbuch soll ziemlich wenige Gemeinsamkeiten mit der Buchvorlage haben. Was wir hier vorliegen haben ist eine Geschichte um einen Unfall und der Bedrohung, die die Täter ein Jahr danach heimsucht. Es wird viel Zeit dafür verbraucht die Figuren richtig vorzustellen. Das ist ja schon mal gut. Leider hakt es an vielen Stellen noch arg. Ryan Phillippe spielt übertrieben und schlecht. Der Rest ist in Ordnung. Jennifer Love Hewitt war im US-Fernsehen keine Unbekannte mehr. Ebenso Sarah Michelle Gellar, die gerade die erste Staffel von Buffy: Im Bann der Dämonen hinter sich gebracht hatte.

Der schottische Regisseur Jim Gillespie hatte bis dahin noch keine Kinoerfahrung gesammelt gehabt. Interessanterweise weigerte er sich anfangs vehement, Blut fließen zu lassen. Der Grusel muss auch irgendwie anders rüberkommen. Später ist er dann vor den Produzenten eingeknickt und hat ein wenig Blut vergossen. Der Grusel kommt aber tatsächlich von der Ungewissheit, wer hinter den Morden steht. War es Ray? War es Melissa Egan (Anne Heche), die unheimliche Schwester des Verstorbenen? War es die blöde Schwester von Helen, Elsa (Bridgette Wilson-Sampras)? Vor allem die zuletzt Genannte spielt unterirdisch schlecht.

Der Film hat so wahnsinnig viele "Was zum Teufel? Echt jetzt?"-Momente, dass es schmerzt. Ich war teilweise echt sauer, für wie blöd man den Zuschauer hält. Es werden so einige völlig unerklärliche, dumme Reaktionen gezeigt. Helen sitzt auf einer Bühne und sie sieht, wie die düstere Gestalt Barry umbringt. Sie springt auf, zeigt auf die Galerie, schreit — und die Leute halten sie nur fest. Keiner schaut mal nach oben. Auch der Polizist (Stuart Greer), der Helen nach Hause fahren will, ist selten dämlich. So dämlich, dass er es auch nicht anders verdient ... Schließlich noch einmal Elsa. Helen wird vom Mörder verfolgt. Helen rennt, kommt zum Geschäft, in dem Elsa arbeitet, pocht wie wild gegen die Tür, schreit um Hilfe. Mal ehrlich, auch wenn sich die beiden Schwestern nicht mögen, aber blöd aus der Wäsche gucken ist da nicht die realistische Reaktion. Elsa hätte überrascht gucken und dann zur Tür laufen müssen. Und wann hatte Helen auf der Flucht die Zeit ihre Schuhe auszuziehen?

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast ist wirklich mies umgesetzt. Der Grundgedanke der Geschichte ist gut. Da hätte man etwas draus machen können. Stattdessen laufen alle im Film von einer dämlich gespielten Situation zur nächsten. Wieso der Film so gut angesehen ist, verstehe ich nicht.