Filmplakat Heathers

7,5/10

"Gehen wir auf den Schulball oder in die Hölle?" — Heathers, 1989

Heathers

Besprechung

Westerburg High in Ohio ist eine Highschool wie alle anderen auch. Hier findet man die „üblichen“ Typen, die man an einer Schule eben so findet. Das heißt, dass man auch eine Clique von hochnäsigen, gut betuchten Zimtzicken hat, die Macht ausströmen und diese entsprechend ausüben. Heather Chandler (Kim Walker) ist die Anführerin. Heather Duke (Shannen Doherty) und Heather McNamara (Lisanne Falk) folgen ihr treu ergeben. Wenn auch keine Heather, so spielt doch noch die intelligente Veronica Sawyer (Winona Ryder) das Spiel mit. Sie macht das nur, damit das Leben an der Highschool leichter für sie ist. Im Grunde verachtet sie die Heathers, vor allem die Chefin der Gruppe.

Eines Tages taucht der rebellische und mysteriöse J.D. (Christian Slater) auf. Der zieht Veronica in seinen Bann. J.D. ist so ganz anders als die anderen Jungs auf der Schule. Er ist intelligent und lässt sich nichts sagen. Als ihm die Football-Spieler Kurt (Lance Fenton) und Ram (Patrick Labyorteaux) ans Bein pinkeln, knallt er sie – mit Platzpatronen – in der Cafeteria ab. Schulverweis.

Weil Heather Chandler Veronica zu einer Universitätsparty mitgenommen hat, und als es Veronica schlecht ging, Heather ihr daraus aber noch einen Strick dreht, platzt Veronica der Kragen. Sie hat Mordgedanken. Erst J.D. macht daraus Wirklichkeit. Die tote Heather stellt ein Problem dar. Doch J.D. hat die Idee, den „Unfall“ als Selbstmord darzustellen. Und siehe da: Alle singen Hochlieder auf die Verstorbene. Diese Verlogenheit kotzt Veronica an. Gleichzeitig hat sie J.D. an der Backe, der immer mehr Leute umbringen will.

Meinung von

Na, das ist doch mal ein etwas anderer Ansatz zum Thema Highschool-Drama. Wir wissen alle, dass Kinder und Jugendliche Arschlöcher sind. Wir haben hier Gruppenbildung, Zugehörig­keiten zu den "falschen" Gruppen, Hänseleien – heute ist das eine Stufe härter und nennt sich Mobbing. Veronica hat den Luxus sich aussuchen zu können, zu welcher Gruppe sie gehören möchte. Im Grunde sind ihr diese Klüngelansammlungen zuwider. Sie ist aber schlau und wählt die "Top-Gruppe", um so ihre Ruhe zu haben. Allerdings sind alle Heathers dumme Pissnelken. Allen voran die Anführerin, sie überheblich ist und mit sadistischer Freude auf den Schwachen herumtrampelt. Das kotzt Veronica an.

Christian Slater war der Kinowelt durch Umberto Ecos Der Name der Rose bekannt geworden. Für die Rolle des J.D. haben viele junge Schauspieler vorgesprochen, unter anderem Brad Pitt. Doch niemand konnte das Dunkle und Verrückte so gut darstellen wie Slater. Er spielt verhalten und doch auf seine Art intensiv. Die Figur hätte man leicht völlig überzeichnen können.

Autor Daniel Waters wollte eine düstere Highschool-Geschichte schreiben, die zeigt wie ätzend Jugendliche sind. Das Ganze wird gewürzt mit der Geschichte um die Verlogenheit der Menschen angesichts eines – angeblichen – Selbstmords. Auf einmal ist Heather Chandler eine Heilige gewesen. Heather Duke zum Beispiel stellt sich nun mit Freude vor die Kamera und erzählt von lustigen Kleidertausch-Parties. Dabei konnte niemand diese Hexe wirklich leiden.

Was Waters und Regisseur-Neuling Michael Lehmann zu dem Zeitpunkt nicht wissen konnten: Sie wurden in den folgenden Jahren immer wieder darauf angesprochen, dass Heathers doch geradezu prophetisch gewesen sei, wenn es um Attentate an Schulen geht, Stichwort: Columbine. In Interviews sagten Waters und Lehmann, damit hätten sie mal so rein gar nichts am Hut gehabt. Heathers soll eine Satire, ein Angriff auf die Verlogenheit der Gesellschaft sein. Dass Jahre später – dem freien Zugang zu Waffen sei Dank – Jugendliche Amok laufen, das konnte niemand ahnen. Beide sind sich auch einig, dass ein Film wie Heathers heutzutage so nicht mehr gedreht werden könnte: zu düster, zu kritisch, zu schwarz.

Winona Ryder, die ein Jahr zuvor durch Tim Burtons Beetlejuice bekannt wurde und nicht einmal die erste Wahl für die Rolle war, bekam das Drehbuch, als sich kurz zuvor eine Mitschülerin an ihrer Schule das Leben genommen hatte. Sie musste nicht überlegen und war sofort mit an Bord. Einfach weil sie die Verlogenheit, die in Heathers thematisiert wird, selber erlebt hat und davon angeekelt war. In der Zeit, als der Film entstand, gab es wohl tatsächlich in den Vereinigten Staaten vermehrt Selbstmorde unter Jugendlichen.

Noch einmal zu J.D. zurück. Wir verstehen diesen Charakter lange Zeit nicht. Was sind seine Beweggründe für seine dunklen Taten? Ist es Langeweile? Ist es eine Art Rebellion gegen die unterschiedlichen Schichten an den Schulen? Nein. Später erst lernen wir, dass J.D.s Verhalten in seinem Verhältnis zu seinem Vater (Kirk Scott) gründet.

Heathers ist düster, böse, lässt einen aber auch schmunzeln. J.D. hat am Ende einen großen Plan, der übrigens ein komplett anderes Ende des Films zur Folge gehabt hätte, hätte man Waters freie Hand gegeben. Das Ende wurde mehrfach umgeschrieben um so zu enden, wie wir es im Film sehen. Ich mag es, weil es immer noch dunkel ist, aber auch eine Befreiung.

Heathers gilt ein Klassiker der Highschool-Komödien. Komödien? Nicht Drama? Oder Thriller? Na, als Klassiker halt. Sollte man gesehen haben und sei es für die Geschichtsstunde in Sachen "Kleidung der späten 80er/ frühen 90er" – diese Schulterpolster ... Wahnsinn.