Besprechung
Das Attentat von Littleton, bei dem zwei Schüler 1999 insgesamt 12 Mitschüler und einen Lehrer töteten, ist vielleicht einigen noch in Erinnerung. Michael Moore nahm dieses Ereignis zum Anlass zu untersuchen, warum über 11.000 Menschen jedes Jahr in den USA durch Schusswaffen ums Leben kommen. Dafür reiste er quer durch das ganze Land, interviewte Waffenlobbyisten (wie den Vorsitzenden der National Rifle Association Charlton from my cold, dead hands
Heston) und die Angehörigen von Opfern. Dabei enstand ein eindrucksvolles Bild der gegenwärtigen USA, einem Land in beständiger Angst vor Gewalt, die erst durch diese Angst entsteht. Den Oscar für den besten Dokumentarfilm hat dieser Film verdient erhalten.
Michael Moore ist nicht nur Regisseur, sondern auch Autor zeitkritischer Bücher wie „Downsize this!“ (über die Folgen des Wirtschaftsliberalismus in den USA) und „Stupid White Men“ (über die Bush jr.-Administration und das Land am Anfang des 21. Jahrhunderts), beide Bücher waren auf Platz 1 der New York Times-Bestsellerliste und erfolgreich in vielen anderen Ländern dieser Welt.
Zur Zeit ist Moore stark in der Friedensbewegung gegen den Irak-Krieg aktiv. Er nutzte die Oscar-Verleihung um energisch gegen die Bush-Regierung und den Krieg zu protestieren: We live in fictitious times, when a fictitious president sends us to war for fictitious reasons — shame on you Mr Bush. Shame on you.
Da die meisten Kriegskritiker nicht eingeladen wurden, gab es ansonsten bei dieser Verleihung nur eine kleine Schar Aufrechter, die mit Moore protestierten. So trug Andy Serkis (Gollum in Lord of the Rings – The Two Towers) ein deutlich sichtbares „No war for oil“ und Chris Cooper (Oscar für die beste Nebenrolle in Adaptation) forderte „peace for us all“.
Adrien Brody (Oscar für die beste männliche Hauptrolle in DER PIANIST) bat, „to pray whether to God or Allah for a swift and peaceful resolution“ und Pedro Almodovar (Oscar für das Drehbuch zu SPRICH MIT IHR) verlas eine Rede (ein Skandal an sich ;-), das muss doch spontan sein…), in dem er seinen Film denen widmete, „who are raising their voices in favour of peace, human rights, democracy and international legality“.
Meinung von Nils
Jeder von uns hat seine Vorurteile – doch der Film bestätigt sie alle eindrucksvoll. Teilweise rasant oder zumindest ungewöhnlich geschnitten, führte Regisseur Michael Moore uns (d.h. Nils, Gast-Junkie Olli und mich) durch den ganz normalen Wahnsinn der USA. Das Neue Broadway war der geeignete Ort für dieses Kleinod.
Ihr habt es sicher bemerkt — in diese Kritik kam auch vieles hinein, was zur Zeit aktuell ist. Was aber klar geworden sein sollte: Bowling for Columbine ist ein großer Film, den jeder gesehen haben sollte.