Besprechung
Das Leben eines Schneeflugfahrers könnte so schön ruhig sein. Nels Coxman (Liam Neeson) mag es ruhig. Er geht seinem Job in Kehoe voller Pflichtbewusstsein nach. Eines Tages wird sein Sohn Kyle (Micheál Richardson) umgebracht. Nels und seine Frau Grace (Laura Dern) sind am Boden zerstört. Ihr Sohn soll an einer Überdosis krepiert sein, aber Kyle nahm keine Drogen.
Nels stolpert über Dante (Wesley MacInnes), der mit Kyle am hiesigen Flughafen gearbeitet hat. Kyle wurde ein Kollateralschaden, weil Dante dem Drogenboss Trevor „Viking“ Calcote (Tom Bateman) ein Kilo Koks gestohlen hat. Das ist doch ein Anhaltspunkt. Nels macht sich auf den Weg und bringt einen Handlanger von Viking nach dem anderen um. Doch um an den großen Boss zu gelangen, muss Nels auf die Hilfe eines Profis vertrauen.
Derweil ist Viking kein Stück über das Ableben seines Personals erfreut. Gutes Personal zu finden ist schwer. Wer macht denn sowas nur? Viking hat die Indianer in Verdacht. Vikings Vater hat seinerzeit das Territorium für den Drogenverkauf verteilt. Nun ist Kehoe ein florierender Skifahrt-Ort. Das Wort „Schnee“ wird hier weitläufig benutzt. Scheint so, als würden die Indianer unter der Leitung von White Bull (Tom Jackson) über Kehoe hinaus expandieren wollen.
Meinung von Nils
Liam Neeson ist heutzutage auf die Rolle des knallharten Vaters aus 96 Hours festgelegt. Diese Rolle hat ihm ruhmtechnisch und wohl auch finanziell gut getan. Blöde, dass man immer solche Rollen an ihn heranträgt. Nels hat Ähnlichkeiten mit Bryan Mills aus 96 Hours. Beide gehen knallhart und gerade auf ihre Feinde zu. In 96 Hours wollte der Vater seine Tochter retten, in Hard Powder will er seinen Sohn rächen.
War Bryan ein ehemaliger Geheimagent, der seine Ausbildung von Vater Staat erhielt, kann Nels nicht auf so ein Training zurückblicken. Nels geht einfach mit brachialer Gewalt vor. Er fragt sein Opfer, wer der nächste auf der Leiter ist und dann geht er eben eine Sprosse weiter nach oben. Einzig das Entsorgen der Leichen stellt Nels geschickt hat. Später soll er seinem Bruder Brock (William Forsythe) auch erklären, wieso er so vorgeht und wo er das Wissen her hat: aus Kriminalromanen.
Hard Powder vom norwegischen Regisseur Hans Petter Moland basiert auf einem Roman des dänischen Autors Kim Fupz Aakeson. Damit ist auch schon die Grundstimmung gelegt. Die Nordmänner haben einen trockenen, düsteren Humor. Das möchte Hard Powder auch haben. In der Umsetzung weiß man jedoch nicht, ob er Komödie oder harter Actionthriller sein will. Es gibt viele schräge Einfälle, aber die Komödie kommt nicht voll durch. Sie wabert unter der Oberfläche und will rauskommen, aber die Erzählweise nimmt sich zu ernst dafür.
So ist Hard Powder eine nette Unterhaltung, die einen nicht wirklich mitreißt, noch vor Lachen vom Hocker haut. Eingangs dachte ich noch, der Film würde einfach dem Muster "Vater nimmt Rache, bis er den Oberboss killt" folgen. Doch durch den "Einsatz" der Indianer und dem Anzetteln eines gar nicht geplanten oder vorhandenem Bandenkriegs hat der Film etwas Erfrischendes. Theoretisch hätte Nels auch an den Punkt kommen können, wo er nicht mehr weitergekommen wäre – und die Bösen hätten sich dennoch gegenseitig umgebracht. Aber auch hier wird die Hauptfigur Wiede ins Rennen zurückgeschmissen und so muss Nels weiterkämpfen.
Hätte man einen Briten ans Regieruder gelassen, wäre der Film wohl lustiger geworden.
Was ich nicht verstehe: Der Film heißt im Original Cold Pursuit. Das war dem deutschen Verleih zu englisch? Oder warum wurde ein anderer Titel gewählt? Oh, wartet mal, der deutsche Titel ist ja auch englisch ... Ich verstehe diese deutschen Filmverleiher nicht.