Filmplakat Good Morning, Vietnam

8/10

"Der modebewusste Kämpfer geht als bunte Granate." — Good Morning, Vietnam, 1987

Good Morning, Vietnam

Besprechung

Noch ist die heiße Phase des Vietnamkriegs nicht los gegangen. 1965 wird der Navy-Soldat und DJ Adrian Cronauer (Robin Williams) von Griechenland nach Saigon versetzt. Sein direkter Vorgesetzte bei dem Militärradiosender ist der spaßbefreite und stocksteife Lieutenant Steven Hauk (Bruno Kirby). Darüber sitzt der fiese Sergeant Major Dickerson (J.T. Walsh). Beide Männer sind pflichtbewusst und führen einen sauberen Stall.

Adrian ist da ganz anders. Von der ersten Sendeminute an ist er laut, vulgär, verrückt und zu allem Übel spielt er auch noch Rock’n’Roll. Während Dickson und Hauk Adrian hassen und am liebsten absetzen würden, sind alle anderen im Sender, allen voran Adrians Assistent Edward Garlick (Forest Whitaker), von diesem Wirbelwind am Mikrofon begeistert. Adrian kommt überall in Vietnam, wo ihn ein US-Soldat hören kann, extrem gut an. Endlich mal frischer Wind auf die Ohren.

Weil Vietnam so schöne Frauen hat, will Adrian Kontakt zur Damenwelt aufnehmen. Kurzerhand schleicht er sich als Englisch-Lehrer in einer vietnamesischen Schule für Erwachsene ein. Hier liegt sein Auge schwer auf Trinh (Chintara Sukapatana). Die wird von ihrem Bruder Tuan (Tung Thanh Tran) beschützt. Adrians Charme kann jedoch kaum jemand widerstehen. Deshalb freunden sich die beiden Männer an. Derweil werden immer mehr Soldaten nach Vietnam verschifft, die Anschläge gegen US-Militär nehmen zu — kurz: es wird langsam aber sicher ungemütlich in Saigon.

Meinung von

Komiker Robin Williams wurde dem breiten Publikum Ende der 1970er mit der TV-Serie Mork vom Ork bekannt. Seinen ersten großen Kinoerfolg feierte er 1982 mit Garp und wie er die Welt sah. Richtig durchgestartet ist der Mann aus Chicago jedoch mit Good Morning, Vietnam. Der Das Geheimnis des verborgenen Tempels-Regisseur Barry Levinson hatte Autor Mitch Markowitz nur eine ganz vage Idee hingeworfen gehabt. Daraus sollte der eine Geschichte stricken.

Einen Adrian Cronauer gab es wirklich. Der echte Cronauer war in Vietnam und er war der erste DJ, der Rock'n'Roll-Musik spielte. Tatsächlich hat Cronauer den Vietnam-Krieg als einen "Rock'n'Roll-Krieg" bezeichnet. Der markante, namensgebende Ausruf, mit dem Adrian seine Morgensendung startet, stammte ebenfalls vom echten Cronauer. Allerdings hat der den etwas anders betont. Das lag daran, weil er gerne in der letzten Sekunde reinkam und während er sich noch sortierte das "Gooooooood" sehr lange hingezogen hat. Williams eignet es sich im Film an und benutzt es auf seine Weise. Eine Weise, die jeden, der den Film kennt, aufhorchen lässt.

Levinson und Williams liefern einen sehr witzigen Film ab. Robin Williams war ein Genie im Improvisieren. Den Mann musste man nur vors Mikrofon setzen und die Kamera drauf halten. Irgendwann war die Filmrolle zu Ende. Williams hatte noch mehr und mehr Material parat. Ein gefundenes Fressen für Levinson, der ein Plappermaul am Mikro brauchte. Für Williams war es jedoch schwer unter den vorherrschenden Bedingungen zu arbeiten. Eigentlich brauchte er stets ein Publikum, um dessen Reaktionen zu lesen. Am Set waren aber nur Briten und Thailänder, die den US-amerikanischen Humor nicht verstanden haben. Die haben nur eine Szene nach der anderen abge­frühstückt – und der arme Williams wusste nie, ob seine Witze ankamen oder nicht.

Der Film hatte anfangs Schwierigkeiten, eine Produktionsfirma zu finden. Kein Filmstudio wollte einen Film über Vietnam machen, in dem Bomben fielen. Levinson und Co. waren ratlos: Wie sollte man bitte einen Film über den Vietnamkrieg drehen, in dem keine Bomben fallen? Man verlangte gar einen Streifen, der durchgehend lustig sei. Aber die Stimmung in Vietnam wurde von 1965 zusehends immer düsterer und gefährlicher.

Das greift der Film auf. Langsam, ganz langsam, wird es dunkler in Good Morning, Vietnam. Adrian wird am Ende ehrenhaft entlassen. Warum? Sein guter Freund Tuan entpuppt sich als Vietcong. Während Adrian noch empört ist, dass Tuan sein Vertrauen missbraucht hätte und die beiden doch Freunde seien, wirft der junge Vietnamese dem US-Soldaten an den Kopf, dass sie nie Freunde waren. Wie auch? Die Amis marschierten in Vietnam ein und behandelten die Einheimischen nicht wie Menschen. Ihre Anwesenheit war nicht gewollt.

Da lacht man gute 100 Minuten, dann bekommt man diesen Realitätsschock in die Fresse gehauen. Absolut berechtigt. Das holt den Zuschauer in die Realität zurück, erinnert daran, dass immer noch ein Krieg stattfand, Menschen starben und eben nicht alles lustig war. Adrian ist am Ende geknickt, aber zum Glück nicht gebrochen.

Good Morning, Vietnam bringt Spaß, ist lustig, zeigt aber auch, dass damals nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen war. Der Film ist ein wunderbares Beispiel für Improvisation. Die Szene, in der Adrian seinen Schülern doch noch Softball zeigt, ist Chaos pur und spontan wie es nur geht. Die Aussprüche der Schüler sind alle authentisch, so Levinson. Good Morning, Vietnam ist einer der Filme, die man mal gesehen haben sollte. Robin Williams in Höchstform.