Filmplakat Gemini Man

5/10

"Du kannst es mir jetzt sagen oder in fünf Minuten. Aber dann ohne Zähne." — Gemini Man, 2019

Gemini Man

Besprechung

Der ehemalige Scharfschützer Henry Brogan (Will Smith) ist nach dem Militärdienst zur besten Waffe der DIA, der Defense Intelligence Agency, ausgebildet worden. Für die hat er die Welt sicherer gemacht. Doch mit seinen 51 Jahren denkt er ans Aufhören. Als junger Rekrut gingen die markigen Propagandasprüche leichter in seinen Schädel. Nun kann er sich nicht mehr im Spiegel anschauen und hat ein schlechtes Gewissen bei jedem Auftrag. Er will aussteigen.

Sein alter Kumpel Jack Willis (Douglas Hodge) verrät ihm jedoch, dass Henrys letztes Opfer nicht ein Terrorist war, sondern ein Mikrobiologe, der aus dem Osten kam und für viele Jahre für die Amis gearbeitet hat. Okay, das ist komisch und Henry findet es auch nicht toll verarscht zu werden. Deswegen muss er aber noch nicht gleich wieder tätig werden. Von der Unterhaltung bekommt Clay Verris (Clive Owen) mit. Der hat früher Henry ausgebildet und betreibt nun eine private Söldnertruppe. Clay stuft Henry als Sicherheitsrisiko ein und will ihn ausschalten.

Die junge DIA-Feldagentin Danny Zakarewski (Mary Elizabeth Winstead) hat zur selben Zeit den Auftrag Henry zu beschatten. Sie ist zwar gut, aber Henry ist besser und deckt ihre Tarnung auf. Macht ja nichts. – Als dann die Killer ankommen, kann Henry Danny retten und flieht mit ihr. Clay schickt Henry den ultimativen Killer auf den Hals: einen Klon von Henry.

Meinung von

Die größte Aufmerksamkeit hat der Film wegen der Software erhalten, mit deren Hilfe sie Will Smith um gute 30 Jahre verjüngt haben. Außerdem wurde mit dem Regisseur Ang Lee geworben. Dann kam der Film in die Kinos und sehr schnell war er wieder draußen.

Die Geschichte wurde in den 1990ern geschrieben. Da man damals noch keine Software hatte, die einen Schauspieler verjüngen lassen konnte, wurde das Projekt wieder auf Eis gelegt. Die Idee des Klonens und des "dann bekommen wir eine exakte Kopie", ist nicht neu. 1978 wurde in The Boys from Brazil von Gregory Peck Hitler geklont, um das Vierte Reich auferstehen zu lassen. Hier haben wir eine etwas abgewandelte Version davon vorliegen.

Man hat nicht den Kriegsverbrecher Hitler geklont, dafür die beste Tötungsmaschine, die man hat erzeugen können. Clay ist der Ziehvater für Junior (Will Smith). Wie in Boys hat Clay die Erziehung von Junior genau gelenkt, die Ausbildung penibel geplant und ausgeführt, um ein genaues Ebenbild von dem "perfekten Soldaten" zu bekommen. Clay träumt davon, eine Armee von gefühllosen Killermaschinen zu haben, die er dann in Krisengebiete schicken und dickes Geld damit machen kann.

Clay ist ein Abziehbösewicht. Keine Ecken, keine Kanten, man empfindet keine Sympathie mit ihm, man hasst ihn aber auch nicht. Die Konfrontation zwischen Henry und Junior ist im typischen Ang Lee-Stil aufgezogen. Oder ... wartet mal. Nee. Sorry. Habe ihn mit John Woo verwechselt. Daran erinnert mich der Stil des Films. Bei den überdrehten Motorradstunts musste ich an Mission: Impossible II denken. Die Kampf- und Verfolgungsszenen sehen sehr oft aus, als hätte man sie aus einem nicht ganz so gutem Computerspiel reingeschnitten. Nicht gut.

Gemini Man ist absolut unaufgeregte Action-Unterhaltung, wobei Unterhaltung recht klein geschrieben wird. Beinahe zwei Stunden läuft der Film, echte Spannung kommt keine auf. Am Ende ist alles Friede-Freude-Eierkuchen. Es gibt keine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Klonen. Und davon mal abgesehen, scheinen die im Film wirklich zu denken, dass das Klonen eines Menschens auch all seine Fähigkeiten kopiert. Äh ... Nein.

Eine Frage habe ich noch: Warum schaut Junior immer drein, als hätte man ihm sein Lieblingsstofftier geklaut? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass der Prinz von Bel-Air so traurig geschaut hat.