Filmplakat Fresh

7/10

"Oh no. There's more Hope left ..." — Fresh, 2022

Fresh

Besprechung

Das Single-Dasein ist blöd und nervt. Der Prozess, der hin zur Beziehung führt, das Dating, ist noch nerviger. Das findet auch Noa (Daisy Edgar-Jones). So viele Profile kann man doch gar nicht wegwischen. Jeder Typ, den sie online kennen lernt, scheint ein Vollpfosten zu sein. Wie schön ist es da, den Arzt Steve (Sebastian Stan) in der Gemüseabteilung zu treffen.

Steve lässt eine Zeit lang nichts von sich hören. Das findet Noas beste Freundin Mollie (Jojo T. Gibbs) schon irgendwie komisch. Auch die Tatsache, dass der Typ kein Social Media-Profil hat. Alles seltsam. Aber Noa geht trotzdem mit Steve aus, als der sich schließlich doch noch meldet. Ist das Liebe?

Nach einer durchmachten Nacht geht Steve aufs Ganze. Wie wäre es mit einem Trip ins Ungewisse? Wer kann diesem smarten Mann schon Nein sagen? So fährt Noa mit Steve weg. Doch sie kommt nie dort an, wo sie eigentlich ankommen sollte …

Meinung von

Letzter Film auf den Fantasy Filmfest Nights. Es war mäßig gut besucht. Wie schon beim Eingangsfilm X erwähnt, ist auch Fresh ein Opfer von Corona. Immer wieder verschieben sich Sendetermine. Was für da im Savoy gesehen haben, war dann aber immerhin eine Premiere. Der Film wird später auf Disney+ zu sehen sein. Wirklich? Solche Filme laufen da? Scheiß auf Prinzessinnen und edle Prinzen. Fresh ist eine sehr harte, unangenehme Kost.


Ab hier geht es dann auch schon los mit dem Spoilern. Also aufgepasst. Was als nettes Filmchen mit zarten Humoranwandlungen anfing, was also schon beinahe als verhaltene Komödie durchgegangen wäre, entpuppt sich nach etwa 30 Minuten als ekliger, den Magen umdrehender Kanibalenfilm. Wieso ich das mit der halben Stunde weiß? Weil da der Vorspann begann. Vorher sind wir direkt in den Film eingestiegen. Noa, die Typen trifft und den Prozess hasst. Dann der Auftritt von Prinz Charming. Eine Schlafpille später und Marvel-Darsteller Sebastian Stan dreht voll auf. Oh, und ich habe dafür extra auf die Uhr geschaut.

Sein Steve ist Arzt. Aber einer, der junge Frauen entführt und ihr Fleisch verkauft. Abgepackt. Wie nannte er es so treffend? Das ist das eine Prozent des einen Prozents; die, die zu viel Geld haben und sich alles leisten können. Die essen also Melissas Leber und Pennys Bein? Fuck! Fresh hat einen sehr guten Bösewicht. Daisy Edgar-Jones spielt eine extrem standfeste Frau.

Noa könnte sich dem Stockholm-Syndrom hingeben. Aber dafür ist sie zu stark und hat einen viel zu ausgeprägten Überlebenswillen. Sie tut alles, um ihren Peiniger zu überrumpeln. Das geht nicht mit Gewalt. Steve ist viel stärker. Noa wählt ihre stärkste Waffe, die Waffe der Frauen.

Dass Noa eine so großartige Frau ist, kann auch daran liegen, dass mit Lauryn Kahn als Autorin und Mimi Cave als Regisseurin eine deutliche Handschrift zu lesen ist. Für ein Erstlingswerk, das Fresh für Mimi Cave ist, ist der Film wirklich nervenaufreibend und an die Substanz gehend. Wir fiebern mit Noa mit und später auch mit Mollie. Man möchte Steve einfach verschwinden lassen, aber vorher soll er bitte noch leiden. Sein charmantes und doch irres Lächeln soll ihm vergehen.

Beinahe zwei Stunden läuft der Film, der spannend ist, zwischendurch noch einige ganz zarte Lacher hat und ein wirklich mieses Gefühl in der Magengegend hinterlässt.