Filmplakat Erdbeben

4,5/10

"Ich trinke nur wenn es sich nicht verhindern lässt." — Erdbeben, 1974

Erdbeben

Besprechung

Los Angeles hat am Morgen noch ein Erdbeben erlebt. Nichts großes, nicht wirklich besorgniserregend. Dennoch gibt es Stimmen im Erdbeben­beobachtungs­zentrum, die das Beben als einen Vorboten für ein absolut mächtiges Beben sehen. Davon weiß Stewart Graff (Charlton Heston), der in einem renommierten Architekturbüro arbeitet, nichts. Graff ist mittlerweile unglücklich mit Remy (Ava Gardner) verheiratet. Das Architekturbüro gehört Remys Vater Royce (Lorne Greene). Graff hat eine Affäre mit der jüngeren Denise (Geneviève Bujold).

Der Polizist Slade (George Kennedy) hat an diesem Morgen mal wieder über die Stränge geschlagen. Um einen flüchtigen Autofahrer zu stellen, hat er richtig auf die Tube gedrückt und die Zuständigkeitsgrenzen überschritten. Er wurde daraufhin entlassen. Nun sitzt er in einer Kneipe, wo er auf alte Bekannte trifft. Miles (Richard Roundtree) will mit seinen Motorrad-Stunts groß rauskommen. Miles ist mit Sal (Gabriel Dell) und dessen Schwester Rosa (Victoria Principal) unterwegs.

Dann kommt das große Beben und legt Los Angeles in Schutt und Asche. Die einzelnen Protagonisten befinden sich an verschiedenen Stellen und müssen über sich hinauswachsen.

Meinung von

Eine Katastrophe jagte damals in den 1970ern die andere. Die Naturgewalt Erdbeben war ein logisches Ding. Man konnte sogar einen 1A-Schreiberling in Mario Puzo finden. Der Der Pate-Autor ließ es im Original-Drehbuch so richtig krachen. Nicht mit der Naturgewalt an sich. Vielmehr schrieb er ein sehr vielschichtiges Drehbuch. So viele Handlungen und Charaktere, dass die Produktionsfirma nicht glücklich war. Es wurden Änderungen angeordnet, die Puzo jedoch nicht machen konnte, weil er bereits Der Pate, Teil 2 schrieb.

Erdbeben hat trotz der Änderungen noch einige Charaktere und beleuchtet ihre Schicksale. Da ist Graff, der seine Frau zu hassen scheint. Da war mal Liebe, aber die beiden haben sich auseinander gelebt. Dennoch versucht Remy immer wieder ihren Stewart irgendwie an sich zu binden. Graff hat eine Affäre mit Denise, einer Witwe. Nach Graffs Ansicht ist sie das durch ihn geworden, weil er ihren Mann zu einem Auftrag geschickt hat, wo der ums Leben gekommen ist.

George Kennedy ist der auf den ersten Blick hitzköpfige Polizist. Tatsächlich hat er ein gutes Herz und will nur Gerechtigkeit. Als man ihn feuert, ist er jedoch so niedergeschlagen, dass er Leuten in Not nicht mehr helfen will – macht es dann aber doch wieder. So rettet er auch Rose, die von dem Nationalgardisten Jody (Marjoe Gortner) beinahe vergewaltigt wurde. Jody dreht voll durch. Mit einer Waffe in der Hand und einem bisschen Führungsgewalt, geht der gegen alle seine Peiniger vor, die ihn im zivilen Leben drangsaliert haben.

Erdbeben lässt zwar Los Angeles am Ende ziemlich komplett zerstört zurück, ist aber im Grunde eine Charakterstudie. Was eigentlich nie geplant war. Der Film wurde in dem völlig neuen Soundsystem Sensurround gezeigt. Das war der eigentliche Gag an dem Film. Man wollte das Soundsystem puschen. Bei Sensurround wurden extra tiefe Frequenzen eingesetzt, die die Kinosessel in Schwingungen versetzen sollten – fast wie ein Erdbeben. Blöd, dass das viel zu teuer war und es Berichte gab, dass Zuschauer davon angeblich Nasenbluten bekamen.

Das Erdbeben selber hat wenig Leinwand-Präsenz. Zwar mehr als ein Erdbeben dauert, aber für einen Film der Erdbeben heißt doch recht wenig. Man kann viel gegen den Waffennarren Heston sagen, aber hier hat er sogar mal wirklich für Recht und Ordnung gesorgt. Sein Charakter sollte am Ende ein anderes Schicksal haben, als im Film zu sehen. Er meinte jedoch, dass Graff nicht überleben dürfe. So wurde das Ende noch einmal umgeschrieben und Slade überlebt. Respekt.

Erdbeben zeigt in relativ loser Folge die einzelnen Schicksale. Er zeigt auch, wie Menschen in Krisensituationen zu Tieren werden, andere hingegen über sich hinaus wachsen.