Filmplakat Der Morgen stirbt nie

7/10

"Wir haben kein Interesse an einem dritten Weltkrieg. Es sei denn, wir fangen ihn an." — Der Morgen stirbt nie, 1997

Der Morgen stirbt nie

Besprechung

Ein britisches Schlachtschiff wird von chinesischen MiGs angegriffen, weil es sich in chinesischen Gewässern aufhält. An Bord des Schiffes ist man sich jedoch sicher, dass man noch in internationalen Gewässern ist. Das GPS-Signal gestört. Im Endeffekt haben seine Leute eine MiG abgeschossen und das Schiff versenkt.

Im britischen Verteidigungsministerium ist man in heller Aufregung. Ein Krieg zwischen den Chinesen und Großbritannien steht bevor. M (Judi Dench) gibt jedoch zu bedenken, dass ihre Leute kurz vor der letzten Nachricht des Schlachtschiffes ein seltsames Signal bemerkt haben. Im Ministerium will man in 48 Stunden einen Gegenschlag starten. So lange hat James Bond (Pierce Brosnan) Zeit, um Nachforschungen bei Carver anzustellen.

Bond reist nach Hamburg zur Zentrale des Medien-Zaren. Hier trifft er auf Carvers Frau Paris (Teri Hatcher), mit der er früher mal etwas hatte. Sie hilft ihm schließlich beim Ausspionieren von Carver. Als es im Verlag von Carver zu heiß wird, begegnet der MI6-Agent der chinesischen Agentin Wai Lin (Michelle Yeoh). Jeder will den Krieg verhindern, Bond in Kooperation, Lin hingegen alleine.

Meinung von

Nach seinem ersten Auftritt als James Bond in GoldenEye, sehen wir Pierce Brosnan nun in einem ausgereifteren Streifen. GoldenEye war mir zu kindisch und an vielen Stellen zu übertrieben. Ich kann nur vermuten, dass die Produzenten das auch gesehen und bei Der Morgen stirbt nie wieder mehr runtergedreht haben. Was herausgekommen ist, ist ein guter Bond mit einer durchaus ernsten Hintergrundgeschichte, einem annehmbaren Schurken und guter Action.

"Damals", also 1996, waren die Printmedien noch von Bedeutung. Sie waren die wichtigste Informationsquelle. Elliot Carver beherrscht nicht nur die Medien, er macht sie auch. Ich habe früher in einer Onlineredaktion gearbeitet und ich weiß, dass Medien bewusst lenken, Nachrichten in die eine oder andere Richtung produzieren ... Von daher war die Bedrohung durch einen Carver-Typen durchaus relevant. Ach was, das ist sie auch heute noch. Ich sage nur Informationsblase.

Carver ist schön größenwahnsinnig. Er will die Medien weltweit an sich reißen. Er will Kriege anzetteln und daraus Profit schlagen. Das sind mal gute Gründe für einen Schurken: Größenwahn und Profitsucht. Leider finde ich die Synchronstimme von Jonathan Pryce nicht gut. In der deutschen Fassung spricht ihn Lutz Mackensy, der eine zu fröhliche Stimme hat. Im Original nimmt man ihm deshalb das Diabolische eher ab. Verrückt, dass durch die Synchronstimme ein Schurke beinahe "entschurkifiziert" wird.

Was für mich Der Morgen stirbt nie so besonders macht, dass ist die Tatsache, dass er eine weite Strecke in Hamburg spielt! Das gibt schon mal Pluspunkte. Es ist schön zu sehen, dass meine wunderbare Heimatstadt als Kulisse für eine so große, internationale Produktion dient. Als Einheimischer ist es natürlich witzig zu sehen, wie sich die Locationscouts Plätze in der Hansestadt rausgesucht haben und in der Kontinuität durcheinander gemischt haben. Ich kenne nicht das Parkhaus des Atlantic Hotels, aber wenn Bond und die ihn verfolgenden Schurken auf das Dach des Parkhauses fahren, ist das nicht beim Atlantic. Wenn dann der Wagen von Bond vom Dach in eine Passage stürzt, kann er nicht dort runterkommen, wo er im Film landet. Aber das fällt nur einem Hamburger auf. Ich verzeihe es mal.

Also, wir haben einen guten Grund vom Schurken seine Schurkereien zu machen. Der Bösewicht ist auch annehmbar. Die weibliche Gegenspielerin von Bond ist mit Michelle Yeoh sehr gut besetzt. Im Vorgänger gab es die hilflose Gute und die übertrieben gespielte Böse. Yeohs Figur kann auf sich selbst aufpassen. Sie ist einem Bond in jeder Hinsicht ebenbürtig. Das tut dem Franchise gut.

Hervorheben möchte ich noch die Arbeit des Miniatur-Teams. Wir sehen mehrere Schiffe, die wurden als bis zu 20-Meter-Modellen nachgebaut und dann mit Effekten wie Explosionen in die Action mit einbezogen. Das sind keine CGI-Schiffe. Das sind noch alles schöne, echte, praktische Effekte.

Der Morgen stirbt nie wird als mittelmäßiger Bond angesehen. Ich finde ihn auf alle Fälle besser als seinen Vorgänger GoldenEye.