Filmplakat Dark Encounter

4/10

"Grief is blinding." — Dark Encounter, 2019

Dark Encounter

Besprechung

Die junge Maisie Anderson ist vor einem Jahr spurlos verschwunden. Die Familie hat sich zum Jahrestag zusammengefunden. Nach einer Gedenkfeier treffen sich alle im Haus von Ray (Mel Raido) und Olivia (Laura Fraser). Zwischen Ray und Sohn Noah (Spike White) gibt es Spannungen. Onkel Billy (Sid Phoenix) eckt ebenfalls mit Ray an. Olivias Schwester Arlene (Alice Lowe) ist mit ihrem Mann Kenneth (Grant Masters), dem hiesigen Sheriff, anwesend. Dann ist da schließlich noch Rays Bruder Morgan (Vincent Regan).

Während die Familie wegen der Trauer um Maisie sich halbwegs an die Kehle geht, kommen seltsame Geräusche vom Dachboden. Außerdem sieht Ray Lichter im Wald. Er hat ein paar Jugendliche im Verdacht und will denen einheizen. Das Familienoberhaupt der Andersons vermutet, die Jugendlichen spielen mit Signalfackeln herum. Plötzlich finden sich alle männlichen Mitglieder der Familie im Wagen wieder. Niemand will Ray mit einer Waffe irgendwelchen Jugendlichen begegnen lassen.

Im Wald tauchen unerklärliche Lichter auf. Morgan verschwindet. Kenneth wird apathisch vorgefunden. Die Männer fahren zurück. Nun beginnt der Terror im Haus der Andersons.

Meinung von

Wir wurden vor dem Film noch gewarnt, dass es ein sehr ruhiger Film sei, keiner mit Action oder ähnlichem. Keine Splattermonster in Dark Encounter für alle Fans selbiger. Stattdessen erwartet den Zuschauer ein Familiendrama.

Die Tochter ist verschwunden, die Nerven liegen blank. Die Familie trauert immer noch. Das Verschwinden der Kleinen hat bei allen tiefe Wunden hervorgerufen. Autor und Regisseur Carl Strathie nimmt dieses dramatische Setting und mischt es mit einer ganz, ganz großen Portion Unheimliche Begegnung der dritten Art und etwas E.T. - Der Außerirdische. Die Familie wird von unheimlichen Lichtern traktiert. Der Wagen der Männer ist nach einer "Lichtbegegnung" heiß. Im Zimmer der Tochter fängt der (beinahe) selbe Spielzeugaffe an mit seinen Schellen zu schlagen. Das sind alles Bilder aus Steven Spielbergs Meisterwerk Unheimliche Begegnungen der dritten Art. Ray geht in den Garten und siehe da, die Andersons haben (beinahe) den selben Schuppen im Garten, wie die Familie von Elliott aus E.T.. Strathie scheint ein Hardcore-Spielberg-Fan zu sein.

Ich habe nichts gegen ruhige Filme. Im Rahmes des Fantasy Filmfests sah ich z.B. Life of My Life, der sehr ruhig ist. Dennoch fiel es mir bei Dark Encounter schwer, die Augen offen zu behalten. Immer wieder bin ich kurz weg gewesen, so – ich muss es sagen – langweilig ist der Film. Zwischendurch fiel mir mehrfach ein Das ist alles nichts Neues. Alles schon mal dagewesen. ein. Das stimmt auch, bin zum dritten Akt. Hier nimmt der Film eine drastische Wende. Er wird nicht schneller, es passiert immer noch keine Action, aber die Geschichte geht nun in eine neue Richtung.


Ab hier dann doch noch ein wenig Gespoilere. Wir sehen tatsächlich Aliens. Die sind nicht klein, nicht grau, nicht schleimig. Es sind hochgewachsene, hell leuchtende Wesen ohne Gesicht, dafür mit langen Fingern. Immer wenn sie in der Nähe sind, wird die Luft eisig. Soweit – so gut.

Olivia liegt im Bett, da kommt ein Alien rein und legt seine Hand auf ihr Gesicht. Was nun passiert, ist im ersten Moment vollkommen verwirrend. Ich denke, in jedem Kopf eines Zuschauers im Saal ging ein What the fuck?! herum. Es dauert tatsächlich einige Momente, bis man versteht, was hier vorgeht. Der angekündigte Twist wird eingeleitet. Und er ist ein Tritt in die Magengegend.

Bis dahin hatte ich dem Film 2 MJ-Punkte gegeben, aber der Twist bringt Dark Encounter seine restlichen Punkte ein. Der Titel ist übrigens halb richtig. Die Aliens sind, wie schon erwähnt, hell. Die Begegnung mit ihnen offenbart der Familie jedoch ein dunkles Geheimnis. Ein Geheimnis, dessen Offenbarung den Familienmitgliedern einen gewissen Frieden bringen soll. Wie bei Spielberg auch, kamen die Außerirdischen in Dark Encounter in guter Absicht. Ihr Auftritt ist nur etwas drastisch und bedarf einer gründlichen Überarbeitung ihrer PR-Strategie.

Dark Encounter wirkt wie ein Abklatsch alter Filme mit Begegnungen mit Außerirdischen. Das lässt ihn schal wirken. Irgendwann vor dem dritten Akt fragte ich mich noch Wieso haben sie den Film in die Auswahl für das Festival genommen?. Die Tatsache, das wenig geredet wird, macht den schlechten Eindruck nicht besser. Lediglich die Wende am Ende rettet den Film ein wenig. Negativ fallen auch die teils schlechten Dialoge und das verbesserungswürdige Schauspiel der Akteure auf. Die Figur des Ray ist nur nervig und man möchte ihm eine reinhauen.

Ich fand Carl Strathies Erstlingswerk Solis besser.