Filmplakat Crawl

6,5/10

"Ich steh' total auf die Sümpfe. Die Hitze. Feuchtigkeit. Mückenschwärme." — Crawl, 2019

Crawl

Besprechung

Nach der Trennung ihrer Eltern hat sich Haley Keller (Kaya Scodelario) von ihrem Vater zurückgezogen. Zu ihrem Vater hatte sie eigentlich ein gutes Verhältnis. Er hat ihr Schwimmtalent entdeckt und gefördert. Als in Florida ein Hurrikan übers Land geht, wird Haley von ihrer älteren Schwester Beth (Morfydd Clark) angerufen. Die macht sich Sorgen um den Vater. Dave Keller (Barry Pepper) wohnt noch in der alten Gegend und es braut sich ein Hurrikan der Kategorie 5 zusammen. Haley, obwohl immer noch sauer auf den Vater, macht sich auf den Weg, um nach dem Rechten zu sehen. Die Straße ist schon längst gesperrt, doch sie bricht dennoch durch.

Im alten Elternhaus findet sie ihren Vater im Keller. Das ist so ein amerikanisches Ding. Da gibt es kein festes Fundament. Der Keller ist niedrig, aus Sand bestehend und zur Entlüftung gibt es viele Öffnungen. Dave ist schwer verletzt. Schnell muss Haley erfahren, wie das geschehen konnte. Im Keller treiben sich Alligatoren herum. Riesige Viecher, die Hunger haben. Zum Glück gibt es viele Rohre, an denen die dicken Tiere nicht vorbeikommen.

Haley und Dave können sich jedoch nicht in Sicherheit wiegen. Der Hurrikan bringt gewaltige Regenmassen mit sich und die fluten langsam den Keller. Vater und Tochter müssen also irgendwie aus diesem verdammten Keller rauskommen. Draußen sammeln sich auch schon die nächsten Reptilien. Es ist Essenszeit!

Meinung von

Crawl ist Tierhorror von der Stange. Die Tochter wagt sich entgegen jedem gesunden Menschenverstands in ein Krisengebiet. Die Beziehung zwischen Vater und Tochter ist seit der Scheidung der Eltern gestört. Haley macht ihrem Vater Vorwürfe, dass er nicht um die Mutter gekämpft hat. Dabei hat er seiner Tochter doch von früh an das Kämpfen beigebracht. Die Bande "unter der Oberfläche" sind aber doch zu stark. Deshalb fährt Haley also zum Haus ihres Vaters.

Die Rezeptur des Horrors ist simpel: der Mensch gegen die Natur. Intellekt gegen Instinkt. Alles auf engen Raum verpackt und schon kommt Spannung auf. Man darf von dem Streifen keine hochpolierten Dialoge erwarten. Kaya Scodelario, die man zum Beispiel aus der Maze Runner-Trilogie kennen kann – Barry Pepper spielt übrigens auch in beiden letzten Teilen mit – spielt etwas hölzern. Na gut, Holz schwimmt oben und da ist viel Wasser. Oh Mann, der war schlecht. Sorry ... Die junge Dame schaut immer sehr böse drein. Mit ihr kann der Zuschauer nicht wirklich eine Verbindung aufbauen, da schon mehr mit Pepper. Und natürlich mit seinem Hund Sugar.

Es geht also im Grunde nur um zwei Menschen, die wilden Bestien entkommen müssen. Fertig ist die Geschichte. Dennoch ... ich fand den durchaus spannend gemacht. Das sind nicht mal die Szenen, wenn etwas von unter dem Wasser herankommt. Das sind nicht die relative geringen Szenen mit Alligatoren. Der aus Frankreich stammende Regisseur Alexandre Aja (unter anderem Horns) und sein Team haben eine düstere, beklemmende Szenerie geschaffen. Vielleicht war das steife Schauspiel von Scodelario aber auch gewollt. Das macht das Gesehene so schmerzhaft.

Ich denke, man sollte den Realitätsgehalt des Streifens nicht zu genau betrachten. So viel und oft, wie die Protagonisten gebissen werden ... da ist es ein Wunder, dass nur so wenige Körperteile verloren gehen. — Übrigens fand ich den Körperhorror schlimmer als den Tierhorror. Wenn sich jemand sein aus dem Körper ragendes Schienbein wieder einrenkt, finde ich das schrecklicher als einen durchgekauten Körper.

Mit Crawl hat man solide Unterhaltung über solide 90 Minuten.