Filmplakat Caesar und Cleopatra

4,5/10

"Wer niemals hofft, kann nie verzweifeln." — Caesar und Cleopatra, 1945

Caesar und Cleopatra

Besprechung

Ägypten ist in heller Aufregung. Der große Caesar (Claude Rains) rauscht auf einem Feldzug durch das nordafrikanische Land. Die Römer verbreiten Angst und Schrecken. Auch die 16-jährige Königin Cleopatra (Vivien Leigh) fürchtet sich vor dem Feldherrn. Sie ahnt nicht, dass der alte Mann, den sie am Fuße einer Sphynx kennenlernt eben dieser Caesar ist. Cleopatra nimmt den netten Herrn mit ihren Palast. Hier lehrt er sie, was es heißt eine Königin zu sein. Erste Lektion: Cleopatra soll sich gegen ihr Kindermädchen Ftatateeta (Flora Robson) behaupten.

Erst danach gibt sich Caesar zu erkennen. Cleopatra ist überrascht. Sie hat aber nun einen ersten Geschmack davon erfahren, was es heißt eine Königin und eine Frau zu sein. Caesar nimmt die junge Königin unter seine Fittiche, weiß aber auch einen Konflikt zwischen ihr und ihrem Bruder, König Ptolemäus (Anthony Harvey), zu schlichten.

Die Anwesenheit der Römer kommt nicht gut an bei den Ägyptern. Mit der Zeit lehnen diese sich gegen die Besetzer auf. Caesar und sein oberster Regent Rufio (Basil Sydney) kann sich auf einer Alexandria vorgelagerten Insel verschanzen. Der sizilianische Künstler und Teppichhändler Apollodorus (Stewart Granger) schmuggelt Cleopatra in einem Teppich zu Ceasar. Die ist mittlerweile so gereift, dass sie zwar die Unschuldige spielt, hinter seinem Rücken jedoch gegen Ceasar paktiert.

Meinung von

Wer Claude Rains bis dahin noch nicht kannte, der hatte vermutlich auch noch nicht Casablanca gesehen. Selbes Spiel für Vivien Leigh, die mit Vom Winde verweht berühmt wurde. Wer den Film damals nicht gesehen hatte, der musste hinter dem Mond gelebt haben (oder in einem anderen Land als den USA – die genannten Filme konnte man in Deutschland erst 1952, bzw. 1953 sehen). Rains spielt seine Rolle gut. Er ist der gealterte Eroberer, der gar nicht so grausam zu sein scheint, wie alle von ihm behaupten. Caesar weiß, dass er alt ist und nimmt das mit dem "weise sein" gut an. So wird er ein Berater für die junge Cleopatra, die anfangs noch sehr kindlich und ängstlich ist. Erst der Zuspruch und die Ratschläge von Caesar lassen sie reifen.

Geschichtsbücher sprechen davon, das Kleopatra die Geliebte von Cäsar war. Das wird in diesem Film nicht thematisiert. Der Film ist Ende des zweiten Weltkriegs gedreht worden, in einer Zeit wo noch Sitte und Anstand herrschte. Also zumindest auf der Leinwand. Und so bleibt Caesar der väterliche Berater. Natürlich ist da ein gewisses Interesse. Aber das wird nicht ausgelebt oder zumindest nicht gezeigt. Cleopatra hat auch gar kein Interesse an dem alten Mann. Sie schätzt ihn, aber sie liebt einen anderen Mann. Marc Aurelius – der gar nicht im Film auftritt.

Vivien Leigh hat schon in Vom Winde verwehr eine verzogene, reiche Göre gespielt. So ähnlich siedelt sie auch ihre ägyptische Königin an. Das Schauspiel von Vivien Leigh ist unglaublich schlecht! Manchmal grinst sie blöde vor sich hin und – zumindest in der deutschen Synchronisation – fiepst sich einen zurecht. Das schmerzt, so ein Schauspiel zu sehen.

Cleopatra reift in der Zeit, die Caesar in Ägypten ist. Sie lernt Andere ausreden, oder besser: reden zu lassen. So hört sie, was an ihrem Hofe vor sich geht. Gleichzeitig schmiedet sie auch schon Pläne, den alten Mann los zu werden. Als der am Ende jedoch in den Wirren seiner letzten Tage in Ägypten, das Spiel der jungen Königin durchschaut, zeigt sich noch einmal, warum Caesar so viel hat erobern können. Er hatte nie Cleopatra getraut. Niemals.

Die Geschichte des irischen Schriftstellers George Bernard Shaw hätte ein schönes Drama sein können. Tatsächlich ist das Theaterstück von 1898 als Komödie anzusehen. Die Umsetzung von Regisseur Gabriel Pascal ist jedoch zu seicht. Wie in einem typischen "Wir wollen erheitern"-Streifen, sind alle ständig fröhlich, lächeln und Stewart Granger möchte man am liebsten die Fresse polieren. Vivien Leigh würde man gerne ohne Essen auf ihr Zimmer schicken. Und Claude Reins, der der Einzige ist, der gut spielt, möchte man raten, weniger freundlich zu sein. Eine Komödie ist der Streifen aber auch nicht.

Caesar und Cleopatra war entsprechend kein Hit an der Kinokasse. Man erhoffte sich damit das dicke Geld zu machen, um weitere historische Sandalenfilme zu finanzieren. Das sollte ein Traum bleiben. Auch wenn der Film selber keinen Rekord erzielte, hinter der Kamera gab es doch noch einen. Claude Rains soll der erste Schauspieler gewesen sein, der eine Gage von einer Million Dollar aushandeln konnte.

Der Film ist eine britische Produktion. Die Dreharbeiten mussten öfters unterbrochen werden, weil Angriffe durch die Deutschen geflogen wurden.