Filmplakat Bliss

2/10

"What are you? The fucking Lost Boys?" — Bliss, 2019

Bliss

Besprechung

Der schlimmste Alptraum für eine Künstlerin wird für Dezzy (Dora Madison) wahr. Sie steht schon seit geraumer Zeit vor der Leinwand und sie weiß nicht, was sie malen soll. Dabei braucht sie Geld. Ihr Agent David (Chris McKenna) will nicht helfen. Im Gegenteil, er lässt sie sogar fallen. Dezzy holt sich bei ihrem Dealer Hadrian (Graham Skipper) erst einmal Stoff. Vielleicht hilft das.

Hadrian gibt Dezzy die Droge Bliss und warnt sie noch, dass das Zeug richtig knallt. Dezzy legt los und hat zunächst einen langen Trip. Danach geht sie mit Freundin Courtney (Tru Collins) und Ronnie (Rhys Wakefield) auf die Piste. Die Party artet aus, wird wild, endet mit Sex und Dezzy wacht am Morgen mit einem Monsterschädel auf. Siehe da – auf der Leinwand hat sich etwas getan.

So froh Dezzy auch über diesen Umstand ist, irgendwas ist mit dieser Droge. Oder hat Courtney noch etwas unter das Bliss gemischt? Dezzy kann nicht mehr aufhören das Zeug zu nehmen, wacht aber jeden Morgen blutverschmiert auf. Sie bekommt Angst. Ihr Meisterwerk nimmt langsam Gestalt an.

Meinung von

Das, was am meisten Sinn gemacht hat an dem Film, war die Warnung vor dem Streifen. Bliss enthält stark flackernde Lichteffekte, die epileptische Anfälle auslösen können. Die Dialoge bestehen zu 50% aus "fucking". Meine Herren, bei Dezzy und Co. ist alles fucking hier, fucking da. Schämt euch.

Das Problem Inspiration zu bekommen, von er Muse geküsst zu werden, ist ein großes unter Künstlern. Besonders, wenn sie nicht schaffen, weil sie es wollen, sondern weil sie es müssen. Geldnot und Termindruck lasten auf Dezzy. Drogen erweitern den Horizont, so Dezzy, also rein mit dem Scheiß. Ab durch die Nase und direkt ins Hirn. Bliss tröpfelt so langsam aber fucking dreckig dahin. Viel passiert nicht. Wir sehen hauptsächlich Drogenexzesse in wilden Bildern dargestellt.

Darstellerin Dora Madison krümmt und biegt sich unter Schmerzen und Wolllust zugleich. Immer und immer wieder. Zwei Leute sind während des Films gegangen und kamen nicht wieder. Rückblickend haben die das Richtige getan.

Autor und Regisseur Joe Begos hatte wohl als einzige Motivation für den Film die Bilder vor Auge, die er uns dann gibt. Eine blutbesudelte, sich windende Dora Madison im BH. Bliss ist optische Effekthascherei. Man hätte mehr aus dem Film rausholen können - und weniger "fucking" benutzen. So taucht zum Beispiel einmal kurz ein I refuse! bei Dezzy auf. Sie will sich nicht dem ergeben, was aus ihr wird. Auch wenn sie dafür ein Meisterstück abliefert. Doch der Moment geht schnell unter.

Ich bin ja lernfähig. Nils, halte Dich auf dem Fantasy Filmfest von Streifen fern, deren Poster rot sind. Den Fehler hast Du letztes Jahr bei Mandy auch schon gemacht.

Bliss zieht sich in einem elendig langen Drogentrip dahin, bis er auf einmal in Gewalt umbricht. Dezzy wunderte sich doch darüber, wieso sie immerzu in Blut getränkt morgens aufwacht. Nun, die junge Künstlerin hat einen unstillbaren Durst auf den roten Saft entwickelt. Das gipfelt in einer wilden Beiß- und Splatterorgie im Hause ihres Dealers. Von dort geht das Morden weiter - bis Courtney kommt und ihr verbietet, die Stadt als Futtertröge zu missbrauchen. Ist das jetzt ein Vampirfilm auf einmal? Scheint so. Mit dahinschmelzenden Körpern, die aussehen wie Eis bei 35 Grad im Schatten.

Ja, ich habe die Anspielungen mitbekommen: Der Dealer heißt Hadrian, was an Hades, den Gott der Unterwelt erinnert. Und der Typ, den Dezzy unbedingt kennenlernen soll heißt Dante, wie in Dantes Inferno. Das macht den Film aber jetzt auch nicht besser.

80 Minuten, die ich gerne zurück hätte ... Und die 11,70€ für die Karte auch.