Filmplakat BlacKkKlansman

7/10

"Ich glaube mit dem richtigen weißen Mann kriegen wir alles hin." — BlacKkKlansman, 2018

BlacKkKlansman

Besprechung

Ron Stallworth (John David Washington) ist der erste schwarze Cop in Colorado Springs. Der Dienst in der Aktenkammer ist stinklangweilig. Die Kollegen sind rassistisch. Ron erklärt Chief Bridges (Robert John Burke), dass er undercover arbeiten möchte. Ja, sicher, ein Frischling als verdeckter Ermittler … Na gut. Ron soll eine Versammlung der Black Power-Bewegung observieren. Dabei lernt er die Führerin der schwarzen Studentenbewegung kennen, Patrice Dumas (Laura Harrier).

Nun hat Ron seinen Fuß in der Undercover-Geschichte drin. Bridges versetzt ihn zu den Zivil-Cops. Seine erste Tat: Mal den Ku Klux Klan anrufen und sich als Weißer ausgeben. Am anderen Ende ist Walter Breachway (Ryan Eggold), der Bezirksführer der „Organisation“. Der ist von den „niggerhassenden Sprüchen“ so sehr angetan, dass er Ron kennenlernen möchte. Okay, das ist etwas kompliziert.

Ron überredet seinen Kollegen Flip Zimmerman (Adam Driver), den weißen Ron zu spielen, wenn es um persönlichen Kontakt mit den Klan-Leuten geht. Walter kauft das Schauspiel ab, doch der ultra durchgeknallte, ultra rechte Felix Kendrickson (Jasper Pääkkönen) ist da skeptischer. Der wittert in dem falschen Ron einen Juden, was Flip übrigens auch ist.

Ron wird offiziell Mitglied des Klans, auch wenn niemand weiß, dass sie damit einen Schwarzen in ihre Reihen aufgenommen haben. Flip-Ron und Ron-Ron ermitteln so verdeckt gegen den Klan und decken einen bevorstehenden Bombenanschlag auf.

Meinung von

Kennt Ihr diesen mittlerweile abgedroschenen Spruch am Anfang eines Filmes, der besagt, dass der Streifen "nach einer wahren Begebenheit" gedreht wurde? Das ist wohl mittlerweile zu 90% Bullshit. Bei BlacKkKlansman stimmt es. Ron Stallworth gab es wirklich und er hat sich tatsächlich beim Ku Klux Klan eingeschummelt. Es musste auch ein weißer Kollege her, der die öffentliche Rolle übernahm. Unterschiede in der Stimme – Telefon und "in echt" – erklärte Ron damals mit Nasennebenhöhlenproblemen.

Die Idee ist so durchgeknallt, die kann nur das echte Leben geschrieben haben. Regisseur Spike Lee greift das Thema Rassismus in den 1970er auf. Der Trailer verspricht eine Komödie, doch das Thema ist zu ernst, als dass man sich darüber über zwei Stunden lächerlich machen könnte. Wir sehen den Rassismus innerhalb der Polizei einem Kollegen gegenüber. Wir sehen die verblendete Ideologie der Klan-Mitglieder. Der Finne Pääkkönen ist hervorragende besetzt. Vor dem Mann muss man Angst haben. Seine Augen sind starr und kalt, seine Ansichten äußerst gefährlich.

BlacKkKlansman hat aber auch seine lustigen Momente, seine Lacher. Dennoch schwebt immer der braune Schatten des Klans über allem. Es gibt eine Szene, in der Jerome Turner (Harry Belafonte) einer Gruppe von schwarzen Studenten eine grausame Geschichte von Rassenhass erzählt. Das geht einem an die Nieren. Die Rede Turners wechselt sich mit einer Zeremonie des Klans unter der Führung des Großmeisters David Duke (Topher Grace) ab. Leider wirken die Klan-Spacken eher lächerlich und weniger gefährlich.

Gefährlich und eklig sind die Klan-Hirnis hingegen in der Szene, in der sich alle – die Klan-Männer, ihre Frauen und Duke – den rassistischen Stummfilm Die Geburt einer Nation anschauen. Hier sehen wir hässliche Fratzen, unsagbar schlechte Menschen. Einfach nur abstoßend was man da sieht.

BlacKkKlansman hat ein paar Längen, wie z.B. die Tanzszene mit Ron und Patrice. Die war zwar nicht so lang wie der Müll, den wir in Matrix Reloaded ertragen mussten, aber auch so überflüssig. Da wollte ich vorspulen, saß aber im Kino …

Hinter uns meinte jemand nach dem Film, er stünde dem Film mit gemischten Gefühlen gegenüber. Kann man auch. BlacKkKlansman ist wie erwähnt keine reine Komödie und an manchen Stellen vermisst man dann wieder die Ernsthaftigkeit. Was aber deutlich herüber kommt, sind die perversen Ansichten dieser Klan-Typen. Wie blind und dumm sind die?

Lee hat immer Themen, die sich um das Leben der Schwarzen in Amerika drehen. Wie bei Chi-Raq auch, habe ich manchmal Schwierigkeiten, mich komplett in die Situation hineinzuversetzen. Es wird jedoch klar, dass hier Unrecht passiert. Es dürfte solche Idioten wie die Klan-Leute nicht geben. In Bowling for Columbine gibt es diesen grandiosen Zeichentrickfilm, der zeigt, wieso die Amis so geil auf Waffen sind: weil sie Angst haben. Und diese Angst wird immerzu geschürt. In BlacKkKlansman gibt es wiederum eine Szene, die besagt, dass David Duke hoch hinaus will, denn als Politiker kann man noch mehr Hass verkaufen. Das sehen wir aktuell auch mit Trump im Weißen Haus … Im Gespräch glaubt Ron nicht daran, dass so etwas passieren könnte. Die Geschichte sollte ihn Lügen strafen.

Spike Lee lässt seinen Film mit einer Ohrfeige ins Gesicht jeden Zuschauers enden. Eben hat man sich noch etwas über zwei Stunden einen guten – aber nicht perfekten – Film angeschaut, der auf wahren Begebenheiten beruht, aber für die Leinwand doch etwas modifiziert wurde. Bevor das Licht dann angeht, katapultiert uns Lee in die Gegenwart. Er zeigt uns die schrecklichen Bilder aus Charlottesville im August 2017, zeigt uns die rechten Idioten, die mit ihren Tiki-Fackeln durch die Straßen laufen. Er zeigt uns auch den Vorfall, wo ein Wagen in die Menschenmenge der Gegenprotestler rast, bei dem Heather Meyer ums Leben kam. Und schließlich: Trump, den weißen Faktenverdreher, den rechten Rassisten. Und da fragen mich die Leute, wieso ich Amerika abstoßend finde …

BlacKkKlansman ist nicht Lees bester Film, aber er ist gut, er tut weh.