Filmplakat Pig

9/10

"We don't get a lot of things to really care about." — Pig, 2021

Pig

Besprechung

Irgendwo in einem tiefen Wald in Oregon lebt Rob (Nicolas Cage) zusammen mit seinem Trüffelschwein. Rob lebt so gut zurückgezogen, wie er es nur vermag. Sein einziger Kontakt zur Außenwelt ist der junge Amir (Alex Wolff), der ihm seine exzellenten Trüffel abkauft.

Eines Nachts brechen Diebe in Robs Waldhütte ein und entführen sein Schwein. Angeschlagen, Blut im Gesicht und bestimmt nicht gut riechend, macht sich Rob auf den Weg, um sein Schwein wiederzufinden. Amir hilft ihm und fährt mit dem wortkargen Mann nach Portland.

Hier stellt sich heraus, dass Rob einst einer der angesehensten Köche Portlands war und die Kochwelt eine düstere ist. Rob geht die Extrameile um sein Schwein zu finden.

Meinung von

In einer Videobotschaft gab es einen kleinen Gruß von Autor und Regisseur Michael Sarnoski. Das Video endete mit den großartigen Worten Wenn ihr Nicolas Cage und Schweine mögt, ist das euer Film! Mögen wir Nicolas Cage? Der Mann ist bekannt für seine Flut an Filmen, die nicht immer gut sind. Aber so hat sich der Coppola-Neffe seinen Ruf aufgebaut. Das Savoy war entsprechend voll.

Mein letztes Erlebnis mit Cage auf dem Fantasy Filmfest war der ... Film Mandy. Ich wusste von Pig nur, dass Cage einen Einsiedler spielt, dem sein Schwein gestohlen wird. Wird das wieder so ein schräges, abgefucktes Teil wie Mandy? Nein. Zum Glück Nein! Pig ist ganz anders. Pig ist skurril, aber auch herrlich schräg, was den Humor anbelangt. Gleichzeitig ist der Film mit einer "vollmundigen" Geschichte gesegnet und weist viel Melancholie auf. So müssen Filme sein!

Cage spielt wunderbar. Er ist zurückhaltend und doch intensiv, wenn es darauf ankommt. Er ist getrieben von einem Wunsch: das Wesen finden, an dem sein Herz hängt. Dafür geht er sogar den Weg in die ihm verhasste Zivilisation. Alex Wolff ist als Sidekick bestens besetzt. Sein Amir will aus dem Schatten seines Vaters Darius (Adam Akin) treten. Darius ist der große Zampano, wenn es um Einkäufe für Restaurants geht. Amir und Darius haben sich entfremdet, deshalb ist Rob irgendwie ein bisschen Vaterfigur für Amir. Das geht alles ohne Kitsch über die Bühne und ist auch eher ein schleichender Prozess.

Die Geschichte fängt sehr minimalistisch an. Ein Mann im Wald mit Schwein. Worte sind dem Mann zuwider. Dann – man braucht ein Ziel und eine Liebe im Leben – wird Pig immer mehr mit Hintergrundgeschichte angereichert. Rob erscheint in einem neuen Licht. Hach, ich mochte den Film! So herrlich direkt und einfach, dabei aber doch kompakt. Bei der Kochszene "hatte ich was im Auge", so schön ist der Film.

Regie-Neuling Sarnoski hat seine Geschichte und seinen Star fest in der Hand und führt den Zuschauer wie ein alter Recke durch die seltsame Welt des Robin Feld, ehemals Top-Koch.

Ich würde ihm ohne Frage zehn Moviejunkiespunkte geben. Ich ziehe jedoch einen ab, weil man a) Nicolas Cage in seinem Zottelbart nicht immer verstanden hat und b) gerade bei den emotionalen Szenen auf eine verwackelte Handkamera gesetzt wurde, anstatt die Bilder in Ruhe wirken zu lassen. Schade. Endlich mal wieder ein guter Cage-Film. Ja, so kann man ihn mögen. Ich werde mir den Film auf alle Fälle auf Silberling holen.