Filmplakat Solo für zwei

8/10

"Alles was sie da reden ist für eine Leiche überhaupt typisch!" — Solo für zwei, 1984

Solo für zwei

Besprechung

Bereits seit elf Jahren ist Roger Cobb (Steve Martin) in der Kanzlei von Burton Schuyler (Dana Elcar) beschäftigt. Immer nur kleine Fälle. Roger beschließt an seinem 38. Geburtstag mal so richtig auf den Tisch zu hauen. Er will Sozius werden. Schuyler gibt ihm den Fall der super-reichen Edwina Cutwater (Lily Tomlin). Die steht kurz vorm Abkratzen und soll der Kanzlei auch nach ihrem Tod eine finanziell gesicherte Zukunft bescheren.

Roger fährt also hin, muss aber feststellen, dass der Job auch schon wieder Mist ist. Die Frau scheint völlig durchgeknallt zu sein. Mit Hilfe des Gurus Prahka Lasa (Richard Libertini) will sie im Moment ihres Ablebens ihre Seele in den Körper der jungen Terry Hoskins (Victoria Tennant) transferieren lassen. Der neue Körper soll dann alles Geld erben. Roger legt sich mit dieser Knalltüte an.

In der Kanzlei muss er miterleben, wie Edwina das Zeitliche segnet. Prahka Lasa schafft, was niemand für möglich gehalten hat. Blöd nur, dass die Schale, in der sich die Seele für den Übergang befindet, aus dem Fenster und Roger auf den Kopf fällt. Nun hat der Anwalt diese verhasste Frau in sich. Sie hat die Kontrolle über seine rechte Körperhälfte. Wie bekommt Roger bloß Edwina wieder aus seinem Körper raus?

Meinung von

Ach, was habe ich lange darauf gewartet, dass ich diesen kleinen Film endlich als DVD in meinen Händen halten konnte. Den habe ich irgendwann in den 1980ern wohl mal im Fernsehen gesehen und habe mich damals königlich über diese Körperwechselgeschichte amüsiert. Das ist heute immer noch so. Ich mag eben Steve Martin-Filme. Solo für zwei sollte die vierte und letzte Zusammenarbeit von Martin und Regisseur Carl Reiner sein. Zum ersten Mal arbeiteten die beiden in Reichtun ist keine Schande zusammen. Danach brillierten sie in der wundervollen, urkomischen Hommage an die Film noir-Streifen der 40er, Tote tragen keine Karos.

Wie es sich für einen Film von Steve Martin gehört, ist der Streifen völlig verrückt und irre. Martin und Reiner machen sich mit Solo für zwei über Esoterik und Co. lustig. Die Geschichte basiert auf dem nie veröffentlichten Skript "Me Two" von Edwin Davis.

Steve Martin zeigt sein komödiantisches Können. Es muss schwer gewesen sein, einen zweigeteilten Körper zu spielen. Es ist so herrlich komisch mit anzusehen, wenn Edwina in das Gebäude mit der Kanzlei will, die Roger-Hälfte aber woanders hin möchte. Der Kunstgriff mit dem Spiegel ist gelungen. Beide können sich im Spiegel sehen. So hat Lily Tomlin mehr Leinwandzeit und ist nicht nur eine Stimme in Rogers Kopf.

Mitte der 80er kamen einige Körperwechselfilme heraus (u.a. Ich bin du oder Big). Ich mag diesen Streifen aber am liebsten. Oft war es so, dass ein Kind plötzlich in einem Erwachsenenkörper steckte. "Sei mal in meinen Schuhen", mag damals die Devise gelautet haben. Solo für zwei hat solche Ansprüche nicht. Hier sind nur zwei völlig verschiedene Leute in einem Körper. Langsam lernen sie sich kennen und verstehen.

Martin soll gesagt haben, dass Solo für zwei der erste Film für ihn gewesen sei, der seine "erwachsene Phase" eingeläutet habe und dass er bei diesem Film sehr viel gelernt hat. Roger ist nicht doof oder tollpatschig. Er ist ein intelligenter Anwalt, der zum falschen Zeitpunkt unter dem Fenster längs ging und nun in argen Schwierigkeiten steckt. Wie kann er mit Edwina in sich seinem Beruf nachgehen? Selbst der Gang zur Toilette ist verdammt schwer ...

Wer eine leichte, eine verrückte Komödie mit tollen Schauspielern sehen will, der ist mit Solo für zwei bestens bedient! Ich kann über 30 Jahre nach seinem Erscheinen darüber lachen und beim Sehen (2019) musste ich feststellen, dass ich immer noch das Lied All of me im Kopf hatte. Das summe ich schon seit vielen, vielen Jahren vor mich hin. Daher auch der nun endlich erfüllte Wunsch, den Streifen erneut zu sehen.