Filmplakat Achterbahn

7/10

"Sie erinnern mich an den Mann für den ich arbeiten muss. Den find ich auch zum Kotzen." — Achterbahn, 1977

Achterbahn

Besprechung

Vor acht Wochen hat der Bauinspektor Harry Calder (George Segal) zuletzt die Achterbahn im Ocean View Vergnügungspark getestet. Alles sah bestes aus. Jetzt ist ein Zug entgleist. Es gab Tote. Ein paar Tage später brennt es in einer Geisterbahn in einem anderen Freizeitpark. Harry wittert einen Zusammenhang. Er findet heraus, dass die Inhaber der fünf größten Parks sich in Chicago treffen und er fährt hin.

Die Bosse sind in einem Hotel und wollen just ein Tonband anhören, als Harry dazukommt. Wie Harry es vermutet hat, waren die Unfälle nicht das Ergebnis von Materialermüdung oder Zufälle. Auf dem Band spricht ein junger Mann (Timothy Bottoms), der eine Million Dollar verlangt, sonst wird er weitere Unfälle und damit Tote verursachen. Harry rät, dass man das FBI dazu holt.

FBI-Spezialagent Thomas Hoyt (Richard Widmark) und Harry kommen nicht gut miteinander klar. Als der Erpresser aber ausdrücklich Harry verlangt, der das Geld übergeben soll, müssen die Männer wohl zusammen arbeiten.

Meinung von

In den 1970er gab es viele Filme, die Katastrophen als Grundlage hatten – und erfolgreich waren. Schwupp, ploppte ein Katastrophenfilm nach dem anderen aus dem Boden. Airport, Flammendes Inferno oder Die Höllenfahrt der Poseidon sind prominente Vertreter. Achterbahn schwimmt auf der Welle mit. Während Erdbeben, Flutwelle und Feuer in Hochhäusern bestens fürs Kino geeignet sind, spielt man bei Achterbahn in einer niedrigeren Klasse. Hier haben wir einen Bombenleger, der in Vergnügungsparks sein Unwesen treibt. Regisseur James Goldstone hingegen sah den Film als Thriller in Hitchcock-Manier und nicht als Katastrophenfilm.

Kann man auch so sehen. Der namenlose Mann, der die Bomben legt, ist ein Musterbeispiel für einen Psychopathen. Er ist ein Mann vom Typ "netter Schwiegersohn". Adrett, gut gekleidet, höflich und mit einem Lächeln auf den Lippen. Laut eigenen Angaben geht es ihm nur ums Geld. Die Tour durch den Freizeitpark, wenn Harry das Geld übergeben soll, ist schon gut gemacht. Der Erpresser hat klar die Fäden in der Hand und ist dem FBI viele Schritte voraus.

Widmark ist der bärige, grummelige FBI-Agent. Er ist immer irgendwie auf 200 und wird laut dabei. Segal, der eher als netter Kerl bekannt ist, bekommt künstlich ein wenig Schroffheit aufgesetzt, in dem er seinem Boss (Henry Fonda in einer Mini-Rolle) die Stirn bietet. Das passt nicht so recht zu Segal.

Achterbahn ist gute 70er-Jahre-Unterhaltung. Die zwei Stunden verfliegen schnell. Der Film ist, wie es sich in seiner Zeit gehörte, dennoch ruhig erzählt. Es dauert beinahe 15 Minuten, bis der erste Unfall passiert. Bis dahin sehen wir den jungen Mann über die Amüsiermeile flanieren, ein bisschen Schießen, Zuckerwatte essen – und dann zündet er die Sprengladung. Alles sehr unaufgeregt. Spannend wird es tatsächlich erst, bei der besagten Geldübergabe und dem finalen Showdown bei der Achterbahn "Revolution" im Park Six Flags Magic Mountain.

In einer kleinen Rolle sehen wir die damals 14-jährige Helen Hunt in ihrem ersten Kinofilm. Sie spielt die Tochter von Harry. Als sie mit der Freundin von Harry, Fran (Susan Strasberg), auch zum Freizeitpark geht, ahnt man schon: die wird in der Achterbahn sitzen, die von dem Erpresser in die Luft gejagt werden soll. — Daneben gedacht. Was ich ganz angenehm empfinde, weil der Film hier mal von der üblichen Erzählweise abweicht.