Filmplakat Fargo – Blutiger Schnee

7/10

"Meine Güte. Er flieht während der Befragung." — Fargo – Blutiger Schnee, 1996

Fargo – Blutiger Schnee

Besprechung

Der Autohändler Jerry Lundegaard (William H. Macy) hat Geldprobleme. Er hat aber auch einen Plan. Er heuert Carl Showalter (Steve Buscemi) und Gaear Grimsrud (Peter Stormare) an. Die sollen Jerrys Frau Jean (Kristin Rudrüd) entführen und 80.000 Dollar Lösegeld fordern. Die beiden Ganoven bekommen die Hälfte vom Geld. Warum Jerry nicht einfach seinen Schwiegervater Wade Gustafson (Harve Presnell) um Geld bittet? Der hat doch Geld. Ne, das geht nicht, so Jerry.

Carl und Gaear kidnappen also Jean. Als sie die Frau an einen sicheren Ort bringen wollen, werden sie von einem Polizisten angehalten. Peng. Tot. Zwei vorbeifahrende Leute sehen das. Peng. Tot. Die Umstände haben sich also geändert. Carl und Gaear fordern die vollen 80.000.

Die hochschwangere Polizistin Marge Gunderson (Frances McDormand) übernimmt den Fall. Sie befragt Prostituierte, die mit den beiden Tätern geschlafen haben. Das ist jedoch nicht allzu ergiebig. Nur eine kleine Spur ergibt sich und die führt zu Jerry.

Meinung von

Ein Film der Coen-Brüder, wie man es gewohnt ist. Als der Film in die Kinos kam, hatten sie bereits fünf große Filme abgeliefert. Eine eigene Handschrift hatten sie also schon entwickelt. Fargo sollte aber das i-Tüpfelchen sein. Die Brüder stammen aus Minnesota, wo auch der Film spielt. Joel und Ethan kennen also die Gegend und die Leute. Diese ganz besondere Art, die immer überfreundlich ist und einen ganz bestimmten Akzent beim Sprechen hat - all das, was sie aus ihrer Jugend kennen, das lassen sie in diesen Film einfließen.

Fargo zeigt ganz normale Menschen. Die sind leicht verschroben, so malt zum Beispiel Marges Mann Norm (John Carroll Lynch) Enten, in der Hoffnung, dass sie auf Briefmarken verewigt werden. Wenn Marge an den Tatort gerufen wird, wo drei Morde geschehen sind, plaudert sie mit ihrem Officer völlig belanglos daher. Die Morde? Nebensache.

Jerry ist auf den ersten Blick ein netter, schüchterner Kerl. Dass der Autohändler ist und Leuten Dinge andreht, die sie gar nicht wollen, nimmt man ihm nicht ab. Irgendwas ist passiert und er hat finanzielle Schwierigkeiten. Sein Schwiegervater ist überdominant. Den kann Jerry um nichts bitten. Als Jerry eine Möglichkeit sieht, doch noch anders an Geld zu kommen, will ihn Wade auch noch ausnehmen. Netter Kerl. Jerry ist groß darin Pläne zu machen. Blöd, dass die irgendwie immer schief gehen. Das passiert a la Coen – also völlig unaufdringlich und ohne großes Trara. Es passiert und das auf so ruhige, lakonische Art, dass es wieder lustig ist.

Fargo ist eine Studie der Menschen aus dem hohen Norden Amerikas. Die Menschen aus Minnesota waren ganz angetan, dass es einen großen Film gibt, der von ihnen handelt. Doch dann sahen sie Blut, Gewalt und irgendwie fühlten sie sich verarscht, weil die Schauspieler alle so seltsam sprachen. So spricht man doch nicht in Minnesota! Anscheinend doch. Der Film wirkt übrigens erst richtig, wenn man in ihm Original anschaut. Dann versteht man auch erst, wieso Frances McDormand für ihre Darstellung einen Oscar erhalten hat. In der deutschen Synchronisation geht das alles flöten. Das ist diesmal nicht einmal ein Gepinkel in Richtung Synchronstudio. Die haben alles richtig gemacht. Nur dieser besondere Akzent, der ganz viele "Yahs" hat, das musste verloren gehen. Also lieber Fargo im Original anschauen.

Die Gegend um Minnesota soll wohl im Winter extrem kalt und verschneit sein. Diese weiße Ödnis sollte Kameramann Roger Deakins einfangen. Blöd, dass man im zweitwärmsten Winter überhaupt drehte und kein Schnee lag. Man wusste sich zu helfen und Deakins, der bekanntlich ein sehr gutes Auge hat (siehe Skyfall), zeigt uns doch noch Weiß, Weiß und noch einmal Weiß.