Filmplakat Arsen und Spitzenhäubchen

8,5/10

"Haben sie schon mal einen Schauspieler gesehen, der intelligent ist?!" — Arsen und Spitzenhäubchen, 1944

Arsen und Spitzenhäubchen

Besprechung

Halloween in Brooklyn, was kann da schon schief gehen? Der eingefleischte Ehe-Hasser und Autor mehrerer „Lass die Finger von der Ehe“-Ratgeber Mortimer Brewster (Cary Grant) ist nun selber unter die Haube gekommen. Er hat die Pastorentochter Elaine Harper (Priscilla Lane) von nebenan geehelicht. Die beiden Turteltäubchen sind drauf und dran in die Flitterwochen an die Niagarafälle zu fahren. Nur noch schnell gepackt und den beiden Tantchen Abby (Josephine Hull) und Martha (Jean Adair) die freudige Nachricht überbringen. Die alten Damen sind auch ganz erfreut und wollen eine kleine Feier geben. Keine Zeit dafür!

Doch dann bleibt Mortimer doch noch länger, als er in einer Truhe den toten Mr. Hoskins findet. Völlig ausser sich, hat er seinen geisteskranken Bruder „Teddy“ (John Alexander) in Verdacht. Der denkt, er wäre Theodore Roosevelt, warum nicht auch ein Mörder? So aufgelöst versucht Mortimer die Situation in den Griff zu bekommen. Dabei vernachlässigt er seine frisch angetraute Frau. Doch Teddy war es nicht. Die beiden liebenswerten Damen helfen nur alten und einsamen Männern Frieden zu finden. Sie haben mit Mr. Hoskins nun das Dutzend voll. Alle liegen im Keller begraben.

Mortimer weiß nicht ein noch aus. Zu seinem Unglück schneit nach zwanzig Jahren auch sein krimineller und höchst psychotischer Bruder Jonathan (Raymond Massey) mit seinem Chirurgen Dr. Einstein (Peter Lorre) hinein. Jonathan ist auf der Flucht, Dr. Einstein hat ihm diesmal ein sehr fragwürdiges Gesicht verpasst und das Duo ist nicht allein. Okay, an Halloween kann in Brooklyn eine Menge gruseliges Zeug passieren.

Meinung von

Das Theaterstück Arsen und Spitzenhäubchen lief noch am Broadway, als sich Warner Brothers die Rechte an dem Stoff sicherte. Dreharbeiten waren Ende 1941, der Film kam aber erst 1944 in die Kinos, weil man vertraglich zugesichert hatte, so lange zu warten, bis das Theaterstück nicht mehr aufgeführt wird.

Regisseur Frank Capra (u.a. Mr. Smith geht nach Washington) freute sich auf die Arbeit. Bis dahin hatte er eher ernstere Themen behandelt und mit Arsen und Spitzenhäubchen konnte er endlich mal Dampf ablassen und eine wahnsinnig schnelle Komödie drehen. Hauptdarsteller Cary Grant war hingegen nicht so freudig erregt. Er wurde in die Produktion reingedrückt und wurde von Capra dazu angetrieben, seinen Mortimer mehr und mehr abgedreht zu spielen. Tatsächlich war Grant in kaum einem Film so aufgedreht, wie in Arsen und Spitzenhäubchen, weshalb der Film auch sein absoluter Hassfilm gewesen sein soll.

Grant spielt wirklich sehr aufgedreht und quiekt das ein oder andere Mal. Das ist Screwball-Comedy auf Speed mit zwei Kilo Zucker oben drauf. Aber es ist auch lustig. Wir haben den völlig überdrehten Mortimer, die alten Tanten, die nichts Schlimmes daran finden, Leute umzubringen und dann den unheimlichen, düsteren Jonathan. Im Theaterstück spielte Boris Karloff den mörderischen Bruder und aus irgendeinem Grund war ich auch lange, lange davon überzeugt, dass der Mumien-Darsteller in Arsen und Spitzenhäubchen mitspielt. Da lag ich falsch. Allerdings wollte Karloff mitspielen, nur durfte er nicht von der Bühne weg. So mimt Raymond Massey (u.a. Was kommen wird, Irrtum im Jenseits) den Schurken, dessen Maske zwei Stunden gebraucht hat, um aufgetragen zu werden.

Ich mag den Film. Er ist wild und verrückt. Das Tempo ist hoch, es gibt genug Ruhemomente, er hat genug Verwirrung an Bord — das nenne ich gute Unterhaltung. Ein Klassiker, den man gesehen haben sollte.

Der Film kam zwar erst 1944 in die Kinos, Regisseur Capra, der sich zum Dienst meldete, musste aber feststellen, dass einige seiner Soldatenkollegen den Angriff-Ruf von "Teddy Roosevelt" imitierten. Der Film wurde, bevor er in die Kinos kam, den Soldaten zur Aufheiterung gezeigt. Offensichtlich kam er da auch gut an.